Militär-Weltspiele als Corona-Schleuder?
OL-Star Kyburz suchte in Wuhan den Fledermaus-Markt

In Italien sind sich die Sportler sicher: Sie haben sich schon im Oktober an den Militär-Weltspielen in Wuhan mit dem Coronavirus angesteckt. Das Schweizer Team blieb aber verschont.
Publiziert: 11.05.2020 um 15:32 Uhr
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OL-Star Matthias Kyburz: Erinnerungen an die Militär-Weltspiele in Wuhan kommen hoch.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Matthias Dubach

Dass sich das Coronavirus von der chinesischen Stadt Wuhan aus rund um den Globus ausbreitete, ist erwiesen. Doch ab wann? Bisher ging man von ersten Fällen im Dezember aus. Doch zuletzt haben sich die Indizien vermehrt, dass bereits die Militär-Weltspiele im Oktober ein sogenannter Corona-Superspreader waren.

Unter den fast 10'000 Athleten aus 110 Ländern soll es die Italiener erwischt haben. Fecht-Olympiasieger Matteo Tagliarol (37): «Als wir in Wuhan eintrafen, sind wir alle erkrankt. Alle sechs Personen in meiner Wohnung waren krank, auch viele Athleten anderer Delegationen.» Nach der Rückreise haben sich auch sein Sohn und seine Freundin angesteckt. «Das war Covid-19», ist Tagliarol überzeugt.

Schweizer Team verschont

Ebenso gibts Verdachtfälle in der französischen, luxemburgischen und deutschen Delegation. Und die Schweizer? Unser Team hat Medaillen nach Hause gebracht. Aber kein Coronavirus. OL-Star Matthias Kyburz (30), im militärischen Rang eines Obergefreiten in China dabei, zu BLICK: «Wir hatten keine Probleme und vor Ort nichts mitbekommen, dass es bei anderen Teams Virusfälle gab.»

Das Verrückte: Kyburz und andere Teammitglieder hätten auf einem Stadtbummel beinahe den heute weltberühmten Fledermaus-Markt entdeckt. «Wir wollten aus Neugier den grossen Markt der Einheimischen anschauen. Aber niemand konnte uns sagen, wo wir ihn finden. Die Verständigung auf der Strasse war schwierig. Es gab aber in der Stadt auch sonst viele kleine Marktstände, wo einiges an lebendigen Tieren zu sehen war», schildert der OL-Läufer.

Auch von offizieller Seite gibts Entwarnung. Armeesprecher Daniel Reist: «Im Schweizer Team gab es keine Kranken mit Covid-19-Sympthomen, weder während noch nach den CISM-Weltspielen.» Es habe nur einzelne Fälle mit Magenproblemen gegeben, aber keine aussergewöhnlichen Vorkommnisse.

Gold-Abräumer trotz Fieber-Tag

Kyburz war einer davon: «Einen Tag hatte ich Fieber. Aber das muss vom Auswärtsessen am Vorabend gewesen sein.» Trotzdem wird der mehrfache Weltmeister mit drei Gold-Medaillen der erfolgreichste Schweizer in Wuhan.

Wie hat Kyburz reagiert, als drei Monate später die chinesische Grossstadt als Corona-Ursprungsort bekannt wurde? «Da habe ich schon einmal leer geschluckt. Nicht auszudenken, wenn die Spiele etwas später stattgefunden hätten und wir womöglich nicht mehr hätten ausreisen können.»

So bleibt ihm Wuhan – die Stadt, die er vor den Militärspielen googeln musste und heute jedes Kind kennt – nicht wegen einer Ansteckung in Erinnerung. Sondern wegen der schamlosen Betrugsversuche der Chinesen. Die OL-Läufer des Gastgebers hatten keine Kartenlesekenntnisse und den Weg zu den Posten bereits gekannt. Der Beschiss war so offensichtlich, dass die Chinesen nicht mal disqualifiziert werden mussten – sie verschwanden von selbst von den Podestplätzen.

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