Normalerweise hat Profiläufer Matthias Kyburz (34) die Aufgabe, alle Aufgebote für Paris abzusegnen. Nur: Nach seinem Marathon-Sensationslauf Anfang April hätte sich der eigentliche Orientierungsläufer jetzt selbst grünes Licht für die Olympiateilnahme geben müssen. Das wäre natürlich alles andere als sauber gewesen. So musste Kyburz bei den nun erfolgten Selektionen der Marathonläufer vor Auffahrt in den Ausstand. Dies bestätigt er gegenüber Blick und schreibt nun offiziell auch Swiss Olympic.
Marathon: Tadesse Abraham, Helen Bekele, Matthias Kyburz, Fabienne Schlumpf.
Rad Bahn: Michelle Andres, Aline Seitz, Alex Vogel.
Rudern: Raphaël Ahumada, Andrin Gulich, Roman Röösli, Jan Schäuble.
Segeln/Windsurfen: Elia Colombo, Arno de Planta, Maud Jayet, Yves Mermod, Sébastien Schneiter, Maja Siegenthaler.
Insgesamt: 17
Marathon: Tadesse Abraham, Helen Bekele, Matthias Kyburz, Fabienne Schlumpf.
Rad Bahn: Michelle Andres, Aline Seitz, Alex Vogel.
Rudern: Raphaël Ahumada, Andrin Gulich, Roman Röösli, Jan Schäuble.
Segeln/Windsurfen: Elia Colombo, Arno de Planta, Maud Jayet, Yves Mermod, Sébastien Schneiter, Maja Siegenthaler.
Insgesamt: 17
Der Marathon-Quereinsteiger ist Teil der vierköpfigen Selektionskommission des Verbands. Dort nimmt Kyburz die Rolle als Athletenvertreter wahr. Seine Aufgabe ist es, aus Sportlersicht über die Selektionsvorschläge der verschiedenen Verbände zu schauen und zu prüfen, ob die Wahl der Athletinnen und Athleten fair ist. Gibt die Kommission grünes Licht, darf man endlich von definitiven Olympiaqualifikationen sprechen – wie jetzt im Marathon. Ansonsten müsste ein Verband nochmals über die Bücher.
Wer hätte das vor einem Jahr gedacht
Es kommt nicht von ungefähr, dass mit Kyburz eigentlich ein Athlet aus der nicht-olympischen Sportart OL in der Kommission sitzt, der neben ihm übrigens Ralph Stöckli («Chef de Mission»), Jürg Stahl (Präsident «Swiss Olympic») und Ruth Wipfli Steinegger (Vizepräsidentin) angehören. Dass der Fricktaler jetzt plötzlich selber definitiv als Athlet nach Paris reist, zeigt, wie unvorhersehbar das Olympia-Projekt war – auch für ihn selber.
Mehr zum Kyburz-Coup
Erst Anfang Jahr setzte er sich zum Ziel, die Olympia-Limite im Marathon knacken zu wollen. Am 7. April, ebenfalls in Paris, hatte er die einzige Chance dazu – und war erfolgreich. Aus der Idee, den Frühling auf Asphalt statt Waldboden verbringen zu wollen, wurde plötzlich Grosses. Bei seinem ersten Lauf über die 42,195 km katapultierte sich Kyburz sogleich an die dritte Stelle der besten Schweizer Marathonläufer aller Zeiten. Schneller als seine 2:07:44 waren nur sein prominenter Betreuer Viktor Röthlin (49) und Tadesse Abraham (41), der nun ebenfalls das längst verdiente Ticket für seine dritten Olympischen Spiele erhalten hat.
Zwei Männer und zwei Frauen beim Marathon
Eine Ersatzfrau oder einen Ersatzmann für Kyburz in der Selektionskommission gab es für die Ausnahme Marathon übrigens nicht. Grosse Schwierigkeiten sollte es auch nicht gegeben haben. Denn bei den Männern haben einzig Abraham und Kyburz die Limite unterboten, bei den Frauen die vor kurzem eingebürgerte Genferin Helen Bekele (29) und Fabienne Schlumpf (33) – alle dürfen an Olympia, für Schlumpf ist es wie für Abraham bereits die dritte Teilnahme.
Luxusprobleme wie in Kenia hätte es gegeben, wenn mehr als drei Athleten pro Geschlecht die Limite geknackt hätten. Dort waren es sage und schreibe 77 Männer und 65 Frauen. Weil die Auswahl so gross ist, muss bei den Kenianern Timothy Kiplagat (30), der siebtschnellste Marathonläufer aller Zeiten, als Ersatzmann voraussichtlich zuschauen.
Dann doch lieber für einen Tag in den Ausstand und dafür mit nach Paris.