Marathon-Star über Zukunftsfragen
Kyburz im Dilemma zwischen Natur und Strassen-Ruhm

Matthias Kyburz hat es geschafft und sich sensationell für den Olympia-Marathon in Paris qualifiziert – als OL-Läufer. Sein Potenzial für den Strassenlauf ist riesig. Ebenso die Frage, ob er nach Paris 2024 überhaupt dorthin will.
Publiziert: 11.04.2024 um 19:23 Uhr
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Aktualisiert: 11.04.2024 um 21:01 Uhr
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Asphalt und Natur in einem Bild: Kyburz ist aktuell zwischen den beiden Welten gefangen.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Als ob nichts gewesen wäre hüpft Matthias Kyburz (34) durch Zürich. Dabei hat er vier Tage zuvor Grosses erreicht und als Marathon-Neuling vor dem Triumphbogen in Paris die Olympia-Limite geknackt. Als drittschnellster Schweizer der Geschichte und schnellster Europäer des Rennens. Sein Erfolg auf der Strasse führt unweigerlich zur Frage: Was passiert jetzt mit dem Orientierungslauf? Im Wald ist Kyburz achtfacher Weltmeister, hat fast alles gewonnen. Doch auf den Strassen der Metropolen ist der Ruhm grösser.

«Es ist eine andere Welt», berichtet Kyburz von seinem Erlebnis auf der grossen Bühne. Der Fricktaler gibt zu, dass er die neu gewonnene Aufmerksamkeit und das Grossstadt-Flair in der Weltsportart geniesst. Aber auch, dass sein Herz weiterhin für den OL schlägt. Sein prominenter Betreuer, Viktor Röthlin (49) machte nach dem Sensationslauf seines Schützlings jedenfalls kein Geheimnis daraus, wo er ihn sieht, sagte noch in Paris zu SRF: «Ich bin überzeugt, dass er einmal der schnellste Schweizer Marathonläufer sein wird, den es je gegeben hat.» Kyburz freut sich darüber, doch für ihn ist seine Läufer-Zukunft alles andere als klar!

Sogar der Schuh sorgte für Überraschung

Klar ist nur das nächste Ziel: der verdiente Olympia-Marathon im August, erneut in Paris. Vier Monate bleiben für die weitere Vorbereitung mit Röthlin, der sein Interesse an einer Weiterarbeit bis dahin bereits am Sonntag nach dem Rennen bestätigte. Kyburz zieht beim Event seines Schuhausrüsters Salomon in Zürich nun nach.

Apropos Rennschuhe: Speziell an Kyburz war bei seinem erfolgreichen Marathon-Versuch nicht nur, dass er sich als eigentlicher OL-Läufer auf neuem Terrain befand. Sondern auch, dass er auf eine Schuhmarke setzte, die in der Marathon-Spitze sonst niemand trägt. Er und der Berner Dominik Rolli (28), der vom Olympia-Marathon 2028 in Los Angeles träumt, sind die Aushängeschilder von Salomon. Kyburz hat den ersten Karbonschuh des französischen Herstellers mitten in die Weltspitze katapultiert.

Was sagt Kyburz zu den Stimmen, dass mit einer etablierteren Schuhmarke sogar eine noch klar schnellere Debüt-Zeit als seine 2:07:44 möglich gewesen wäre? «Wenn eine andere Marathon-Strecke als Paris noch 1,2 Minuten schneller sein soll und der Schuh auch noch, geht irgendetwas nicht mehr auf.» Dann wäre er schon bald beim Weltrekord. Deshalb ist er sich sicher: «Das ist ein guter Schuh.» Hintergrund: Der Paris-Marathon war mit seinem hügeligen Gelände nicht die optimalste Strecke für eine schnelle Zeit.

Kyburz im Dilemma zwischen Natur und Strassen-Ruhm

In den nächsten Monaten dreht sich also alles um den Strassenlauf. Nach dem Olympia-Marathon will Kyburz aller Voraussicht nach wieder in den Wald zurückkehren für das Saisonfinale im OL. Auch die OL-WM im nächsten Sommer ist weiterhin ein grosses Ziel. Auch, weil sie in Finnland stattfindet – ein OL-verrücktes Land. Und auch mit dem Trailrunning liebäugelt Kyburz. «Und ganz ehrlich, ich weiss auch nicht, wie lange ich noch Spitzensport machen will.» Eine weitere Dimension in seinen Zukunftsfragen!

Doch kann und will er dem Ruhm widerstehen, der vor ihm auf der Strasse liegt? Ein Dilemma, das auf ihn zukommt – erst recht, wenn er am Olympia-Marathon wieder überzeugen sollte.

Kyburz qualifiziert sich bei Marathon-Debüt für Olympia
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Bester Europäer:Kyburz qualifiziert sich bei Marathon-Debüt für Olympia
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