Hoffen auf die Jahrtausend-Medaille
Ditaji Kambundji ist unser letzter Leichtathletik-Trumpf

Eine Medaille über 100 m Hürden? Bei der aktuellen Konkurrenz unter den schnellen Frauen aus Schweizer Sicht eigentlich fast unmöglich. Doch Ditaji Kambundji hat das Zeug für den grossen Coup. Warum er gelingen könnte.
Publiziert: 09.08.2024 um 07:44 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2024 um 20:14 Uhr
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Schafft sie sogar den Sprung aufs Podest? Ditaji Kambundji ist einer der letzten Schweizer Leichtathletik-Trümpfe.
Foto: keystone-sda.ch
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Emanuel GisiSportchef

Simon Ehammer: Platz 4. Angelica Moser: Platz 4. Die grossen Schweizer Leichtathletik-Trümpfe für Edelmetall haben bei diesen Olympischen Spielen nicht gestochen. Und so geht das Warten auf die Jahrtausendmedaille für die Schweizer Leichtathleten weiter. In vier Jahren in Los Angeles wird es bereits 40 Jahre her sein, seit Kugelstoss-Legende Werner Günthör in Seoul Bronze gewann. 

Doch ein paar Eisen haben wir in Paris noch im Feuer. Siebenkämpferin Annik Kälin und die 4x100-m-Staffel. Und Ditaji Kambundji (22). Schon früh als vielleicht noch talentierter gefeiert als ihre zehn Jahre ältere Schwester Mujinga, hat sie in den letzten Jahren ihre Bestzeit jedes Jahr um etwa eine Viertelsekunde gesenkt. Dieses Jahr? Sind es bisher erst 7 Hundertstel. Und auch wenn die Luft natürlich immer dünner wird, je weiter in Richtung Weltspitze es geht – da müsste sich schon noch etwas herauskitzeln lassen.

Zumal Ditaji wie ihre grössere Schwester die Fähigkeit besitzt, im entscheidenden Moment noch eine Schippe draufzulegen. Je nachdem, wie gross die ist, wird es in Richtung Edelmetall spannend, selbst bei der harten Konkurrenz über 100 m Hürden. 

Vor drei Jahren in Tokio war die Olympia-Welt noch eine andere

Kambundji weiss das. Aber sie weiss auch, dass sie am Freitag (ab 12.05 Uhr) erst einmal den Halbfinal überstehen muss, um vom Coup träumen zu dürfen. «Im Final stehen mir alle Türen offen», sagt sie. Weil die Oberschenkelverletzung, die sie mit sich rumgeschleppt hat, kein Problem mehr darstellt. Und weil sie sich bestens akklimatisiert hat, Kambundji ist bereits seit über einer Woche in der Olympiastadt an der Seine.

Hauptsächlich, um mit der früher angereisten Trainingsgruppe von Mujinga trainieren zu können. Und auch, um das Leben im Olympischen Dorf so richtig kennenzulernen. «Ich will alles auf mich wirken lassen», sagt sie über die viele Zeit, die sie in Paris verbringt. Bei ihrer Olympia-Premiere vor drei Jahren in Tokio war wegen der Pandemie das Leben im Athletendorf stark eingeschränkt. «Da sassen wir uns beim Essen noch mit Plexiglasscheiben dazwischen gegenüber», erinnert sie sich. 

Ditaji Kambundji träumt vom Haka der Neuseeländer

Und darum hat sie auch da noch etwas nachzuholen. Ihr grösster Wunsch: «Ich möchte unbedingt den Haka der Neuseeländer sehen.» Der Kriegstanz der Maori wird aufgeführt, wenn ein Kiwi-Athlet eine Medaille zu feiern hat. «Leider liegt das neuseeländische Haus nicht so nahe bei unserer Unterkunft», sagt sie. «Aber vielleicht habe ich ja Glück.»

Ob die Neuseeländer bei einer Kambundji-Medaille vielleicht sogar eine Ausnahme machen würden? Das gälte es herauszufinden. Oder die Schweizer müssen sich etwas einfallen lassen. Ein Tänzchen hätte die erste Schweizer Leichtathletik-Medaille seit 36 Jahren so oder so verdient.

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