Fussball bei Olympia
Ein geistloses Gekicke braucht niemand

Olympia sorgt für Sport-Spektakel auf ganzer Linie. Doch Fussball braucht bei den Spielen irgendwie niemand, schreibt Oliver Görz im Newsletter Steilpass.
Publiziert: 06.08.2024 um 18:07 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2024 um 08:23 Uhr
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Gastgeber Frankreich jubelt über den Final-Einzug bei Olympia.
Foto: IMAGO/Sports Press Photo
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Oliver GörzBlattmacher Sport

Wer sich als Sportfan dieser Tage zur besten abendlichen Sendezeit durch die TV-Kanäle zappt, kommt voll auf seine Kosten. Olympia, wohin man schaut. Gestern zum Beispiel die grosse Gold- und Weltrekord-Show des schwedischen Stab-Überfliegers Armand Duplantis auf SRF. Aber zugleich auch spannende Spiele des noch jungen 3x3 Basketballs im österreichischen Fernsehen sowie mitreissendes Volleyball im ZDF. Oder die rasanten Bahnrad-Wettbewerbe auf Eurosport. Beste Unterhaltung für jeden Geschmack.

Fehlt was? Absolut nichts! Schon gar kein Fussball.

Dabei ging's gestern Abend auch im olympischen Fussballturnier bereits um die Medaillen. Doch dass die Spanier durch ein 2:1 gegen Marokko ins Spiel um Gold einzogen und ihnen später Gastgeber Frankreich durch ein 3:1 nach Verlängerung gegen Ägypten folgte, war in allen Programmen nur eine Randnotiz. Livebilder der beiden Halbfinals blieben gut versteckt im Pay-TV. Zu Recht! Denn Fussball bei Olympia braucht wirklich kein Mensch.

Nicht die Besten

Dass dieser Anachronismus des olympischen «Höher, Schneller, Weiter» keine Daseinsberechtigung hat, zeigt allein schon die Tatsache, dass es eben nicht darum geht, den Besten zu finden. Seit Profis bei Olympia zugelassen sind, wird die Teilnahme am Fussballturnier der Männer reglementiert. Anfänglich durch Ausschluss von Spielern, die schon an Weltmeisterschaften dabei waren, später durch Altersbeschränkungen. So war die Veranstaltung selten mehr als ein Schaulaufen der nächsten Generation, gespickt mit ein paar abgehalfterten Altstars.

Wen interessiert, wer Fussball-Olympiasieger ist, wenn kurz zuvor die «richtigen» Nationalmannschaften den Europameister und den Sieger der Copa América ausgespielt haben. Die Fifa sicher nicht, sonst würde sie den Vereinen in diesen Tagen eine Abstellpflicht verordnen. Dass die Spiele, abgesehen von denen der gastgebenden Franzosen, zudem vor mageren Kulissen ohne jegliche Atmosphäre stattfanden, ist nur ein weiteres Indiz für den fehlenden olympischen Geist im Kicker-Milieu.

Heute freue ich mich auf Simon Ehammer im Weitsprung-Medaillenkampf und auf unsere Beachvolleyball-Frauen in den Viertelfinals. Der Fussball darf sich frühestens wieder am Wochenende mit der nächsten Runde der Super League melden.

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