Mitte September im Restaurant Bloom in Winterthur. Ruth Metzler-Arnold ist bestens gelaunt. Am nächsten Tag wird der Schweizerische Handball-Verband bekannt geben, dass er ihre Kandidatur fürs Swiss-Olympic-Präsidium unterstützen wird. Plus acht Stimmen. Ein weiterer Schritt in Richtung Triumph.
259! Seit Monaten dreht sich im Leben der 60-Jährigen vieles um diese ominöse Zahl. 259 Stimmen braucht es, um vom Sportparlament zum Präsidenten gewählt zu werden. Dieses tagt nächsten Freitag, dem 22. November und wählt im Haus des Sports in Ittigen bei Bern den Nachfolger von Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl. Neben Metzler-Arnold kandidieren zu diesem Zeitpunkt im September noch zwei Männer: der ehemalige Swiss-Ski-Geschäftsführer und Unihockey-Nati-Trainer Markus Wolf (51) und der einstige Weltklasse-Judoka Sergei Aschwanden (48).
Blick hat in den letzten beiden Monaten Metzler-Arnold bei ihrem Wahlkampf begleitet. Dabei fielen auffallend oft Sätze wie «Ich habe gehört, dass …» oder «man munkelt, dass …»
In dieser Geschichte geht es deshalb nicht nur um Ruth Metzler-Arnold und ihr Ziel, die höchste Sportfunktionärin der Schweiz zu werden. Sondern auch um Versprechen und Überzeugungsarbeit, um Taktik und Netzwerk.
Das Leben nach dem Bundesrat
All das hat Metzler-Arnold so ähnlich schon einmal erlebt, als sie 1999 für die CVP als Bundesrätin kandidierte. Damals galt sie lange Zeit als Aussenseiterin, die Favoritin war ihre Parteikollegin Rita Roos. Doch Metzler-Arnold setzte sich schliesslich überraschend durch und wurde mit 34 Jahren das mit grossem Abstand jüngste Bundesratsmitglied des 20. Jahrhunderts.
Ende 2003 dann der Schock. Die SVP mit Übervater Christoph Blocher attackierte bei den Gesamterneuerungswahlen ihren Sitz und so wurde sie nach nur gut viereinhalb Jahren wieder abgewählt. Das politische Märchen um die gebürtige Luzernerin und Wahl-Appenzellerin – es endete ohne Happy End. Auch wenn sie damals bei ihrer Erklärung nach der Abwahl vor der vereinigten Bundesversammlung sagte: «Ich gehe ohne Verbitterung. Es gibt auch ein Leben nach dem Bundesrat.»
36 olympische Sportverbände: 303 Stimmen
Vom Schweizerischen Fussballverband, Turnverband und Swiss Athletics (je 16 Stimmen) bis zu Swiss Sliding (4 Stimmen).
47 nicht olympische Sportverbände: 176 Stimmen
Von Swiss University Sports (12 Stimmen) bis zur Swiss Tablesoccer Federation (2 Stimmen).
30 Partnerorganisationen: 30 Stimmen
Von der Cevi Schweiz bis zum Verband Schweizerischer Sportartikel-Lieferanten (alle je 1 Stimme).
Schweizer IOC-Mitglieder: 2 Stimmen
Gianni Infantino und Denis Oswald (je 1 Stimme).
Athletenvertreter: 5 Stimmen
Heinz Frei, Sabrina Jaquet, Petra Klingler, Florence Schelling und Benoît Schwarz (je 1 Stimme).
Für die Wahl zum Swiss-Olympic-Präsidenten/zur Swiss-Olympic-Präsidentin wird das absolute Mehr benötigt.
36 olympische Sportverbände: 303 Stimmen
Vom Schweizerischen Fussballverband, Turnverband und Swiss Athletics (je 16 Stimmen) bis zu Swiss Sliding (4 Stimmen).
47 nicht olympische Sportverbände: 176 Stimmen
Von Swiss University Sports (12 Stimmen) bis zur Swiss Tablesoccer Federation (2 Stimmen).
30 Partnerorganisationen: 30 Stimmen
Von der Cevi Schweiz bis zum Verband Schweizerischer Sportartikel-Lieferanten (alle je 1 Stimme).
Schweizer IOC-Mitglieder: 2 Stimmen
Gianni Infantino und Denis Oswald (je 1 Stimme).
Athletenvertreter: 5 Stimmen
Heinz Frei, Sabrina Jaquet, Petra Klingler, Florence Schelling und Benoît Schwarz (je 1 Stimme).
Für die Wahl zum Swiss-Olympic-Präsidenten/zur Swiss-Olympic-Präsidentin wird das absolute Mehr benötigt.
Mitte September in Winterthur spricht Metzler-Arnold auch über diese Zeit. «Danach dachten sehr viele, es müsse mir schlechter gehen, als es mir in Wirklichkeit ging. Ich war aber noch nie jemand, der hadert, ich schaue nach vorne. Durch die Abwahl hatte ich auch neue Freiheiten gewonnen.» Was ihr dabei half? «Auch der Sport. Im Jahr nach der Abwahl lief ich in New York meinen ersten Marathon. Das Joggen half mir in jener Zeit extrem viel.»
Im Gespräch mit ihr fällt auf: Häufig streut Metzler-Arnold, die auf den ersten Blick im Gegensatz zu Wolf und Aschwanden bislang mit Sport wenig zu tun hatte, beinahe beiläufig ein, welchen Sportbezug sie schon immer hatte. «Als Kind spielte ich gerne Fussball, doch als ich im Frauenteam des FC Willisau auflaufen wollte, wollten das meine Eltern nicht. Deshalb trat ich dem STV Willisau bei und wurde Leichtathletin.» Noch heute hält sie dort den klubeigenen U16-Rekord über die 300 Meter.
Frau Metzler-Arnold: Die Gegenseite betont regelmässig, dass Sie nicht aus dem Sport kommen. Wie gross wiegt dieser Nachteil?
Ruth Metzler-Arnold: Ich bin keine Sportfunktionärin, das ist ein Fakt. Dass ich aber keinen Sportbezug habe, ist schlichtweg falsch. Ich war zum Beispiel Präsidentin des Stiftungsrats der Schweizer Sporthilfe. Ausserdem habe ich in den letzten acht Monaten mit sehr vielen Sportverbänden geredet und viel gelernt.
Die Athletenkommission von Swiss Olympic unterstützt aber Markus Wolf. Deren Co-Präsidentin und Spitzenruderin Jeannine Gmelin erklärte: «Er weiss, was es heisst, in den Schuhe von Athletinnen und Athleten zu stecken.»
Ich habe mit dieser Aussage kein Problem, sie stimmt ja auch. Das Präsidium von Swiss Olympic ist jedoch eine strategische Führungsfunktion. Es geht unter anderem darum, wie man die besten Rahmenbedingungen schafft für den Sport, für die Athletinnen und Athleten. Dazu gehört neben der Führung von Swiss Olympic auch die Beschaffung der finanziellen Mittel. Ohne entsprechende finanzielle Mittel nützen die besten Ideen nichts. Zudem bin ich es gewohnt, mich in immer wieder neue Themenbereiche einzuarbeiten und mir fehlendes Wissen anzueignen.
Warum wollen Sie eigentlich Swiss-Olympic-Präsidentin werden?
Mich «gluschtet» dieses Amt. Sich für den Sport, die Allgemeinheit, die Schweiz zu engagieren. Auch dessen Vielseitigkeit, denn es geht sowohl um den Spitzen- als auch den Breitensport, den Parasport, internationale Grossanlässe in der Schweiz und die Stärkung des Ehrenamtes. Alles Themen, für die ich Herzblut habe.
Wenn man Metzler-Arnold zuhört, scheint der Fall klar zu sein: Es gibt keine Bessere als sie. «Ich bin unabhängig, führe gerne, verfüge über sehr breite Erfahrungen in verschiedensten Unternehmen und Organisationen, sowie in der Politik, und ich bin gewohnt, Mehrheiten beschaffen zu können. Das braucht es auch, wenn wir Olympische und Paralympische Spiele in der Schweiz durchführen wollen.
«Woher haben Sie das? Nein, das stimmt nicht»
Ein Blick auf ihre Excel-Liste untermauert ihr Gefühl mit Fakten. Dort ist fein säuberlich aufgeführt, wer der drei Kandidaten wie viele Stimmen auf sicher hat und welche Stimmen wahrscheinlich sind. Dank einer Formel spuckt das File deshalb stets die aktuellen Ergebnisse aus. An diesem Mittwochabend im September sieht es sehr gut für sie aus. Sie listet die sicheren und die vermuteten Stimmen separat auf. Mit den vermuteten fehlt bereits nicht mehr viel zu den geforderten 259 Stimmen, allerdings müssen diese vermuteten noch zu sicheren werden.
Doch an diesem Abend beschäftigen Metzler-Arnold auch noch zwei Dinge, die nicht in ihrem Excel-File stehen. Am nächsten Tag hat sie ihr Hearing beim Schweizerischen Fussballverband, mit 16 Stimmen ein enorm wichtiger Player bei der Wahl. Und: «Man munkelt, dass Sergei Aschwanden seine Kandidatur zurückziehen wird.»
Anruf bei Aschwanden: Stimmt das Gerücht? «Woher haben Sie das? Nein, das stimmt nicht, ich werde kandidieren», erklärt er entspannt.
Zurück zu ihrer Liste. Wie geht Metzler-Arnold bei den einzelnen Sportverbänden und Partnerorganisationen vor? Wie kam es zum Beispiel, dass die eine Stimme der Schweizer Wanderwege in ihrer Excel-Tabelle unter den sicheren Stimmen gelandet ist? «Das ist kein typisches Beispiel. Mit Ständerätin Isabelle Chassot, Vize-Präsidentin der Organisation, habe ich studiert und sie war meine persönliche Mitarbeiterin, als ich Bundesrätin war. Sie kennt mich, weiss, welche Erfahrungen ich mitbringe, und im Gespräch zeigte sich, dass sie von meinen Ideen und Plänen überzeugt ist.» Plus eine Stimme in ihrem Excel-File.
Und wie war es bei Swiss Orienteering, die offiziell ihre Kandidatur unterstützt? «Letztes Jahr fand in Flims-Laax die OL-WM statt. Wir haben dort eine Ferienwohnung und ich wurde von einem OK-Mitglied eingeladen. Dabei kam ich auch ins Gespräch mit Konrad Graber, dem Präsidenten von Swiss Orienteering, der nach meiner Nomination im März rasch das Gespräch mit mir suchte. Offenbar konnte ich ihn und den OL-Verband von meinem Profil und meinen Ideen überzeugen.» Plus fünf Stimmen in ihrem Excel-File.
September 2024
An diesem Montag besucht die Handball-Frauen-Nati vor der Heim-EM das Bundeshaus. Mit dabei: Ruth Metzler-Arnold. Während Bundesrat Guy Parmelin für Fotos mit den Handball-Frauen posiert, steht sie im Hintergrund und plaudert mit denen, die vorbeilaufen. Ein Schwatz mit Pascale Bruderer, ein Hallo sagen bei Urs Wiedmer, ein kurzes Gespräch mit Karin Keller-Suter.
Wer dabei Metzler-Arnold beobachtet, dem fällt auf: Alle scheinen sie und ihre unaufgeregte Art zu mögen. Das Netzwerken liegt ihr. Sie unterscheidet sich aber deutlich vom Noch-Swiss-Olympic-Präsidenten Jürg Stahl. Wer sich mit ihm unterhielt, durfte ihn «Tschüge» nennen und schon nach wenigen Minuten zog man sich gemeinsam einen Schnupf rein. Dieses Stammtisch-Gen, das fehlt Metzler-Arnold.
Als Metzler-Arnold mal für einen kurzen Moment mit niemandem spricht, scheint der Zeitpunkt nach der Frage, wie es denn nun beim SFV-Hearing gelaufen sei, der richtige zu sein. «Gut», sagt sie. Dabei klingt sie weniger euphorisch als auch schon. «Wer die 16 Stimmen erhält, soll aber erst im November entschieden werden.» Woher sie wiederum das weiss? SFV-Präsident Dominique Blanc hatte sie darüber informiert.
Frau Metzer-Arnold, es geht in diesem Wahlkampf viel um Networking und Lobbying. Ist das schon Filz?
Es geht vor allem darum, dass ich persönlich mit möglichst vielen Verbandspräsidentinnen und -präsidenten oder ganzen Vorständen spreche. Das ist wichtig, denn viele kannten mich bisher nur als ehemalige Bundesrätin. Ich bin dankbar für die zahlreichen Gelegenheiten, mich vorzustellen und zu erläutern, was ich beruflich in den letzten 20 Jahren gemacht habe. Zudem kenne ich aus meinen bisherigen verschiedensten Tätigkeiten viele Leute, auch in der Romandie. Ich wurde oft gefragt, ob beziehungsweise wie man mich unterstützen kann. Und so haben die einen oder anderen ergänzenden Kontakte mit einem Präsidenten oder einem Vorstandsmitglied stattgefunden. Mit Filz hat das definitiv nichts zu tun, die Entscheide liegen bei den Verbänden.
Auch vor der Wahl zum Swiss-Olympic-Präsidium gibt es Hearings und Absprachen. Ist das vergleichbar mit einer Bundesratswahl?
Ja, es gibt gewisse Ähnlichkeiten. Die Verbände nennen den Austausch oder das «Vorstellungsgespräch» ja auch oft «Hearing». Zudem wird man zwar von einem Verband nominiert, ist aber nach der Wahl für alle da. Das ist für mich sehr wichtig. Ich bin vom grossen Verband Swiss Athletics nominiert, will aber eine Präsidentin für alle sein. Deshalb hatte ich mich sehr gefreut, dass nebst Swiss Orienteering mir auch der Schweizerische Schachbund als kleinerer Verband sehr früh die Unterstützung zugesichert hatte.
Die Wahl ist auch hier geheim. Finden Sie das eigentlich gut?
Wahlen sind oft geheim, auch in der Politik. Viele Verbände werden daher nicht bekannt geben, wen sie wählen. Ich würde das zwar gerne wissen, aber ich kann das durchaus nachvollziehen und ja, ich finde auch gut, dass die Wahlen geheim sind.
Apropos Geheimnis: Das Gerücht, dass Sergei Aschwanden seine Kandidatur zurückziehen wird, ist an diesem Tag im Bundeshaus noch immer nicht aus der Welt geschafft. Pascal Jenny, Präsident des Schweizerischen Handballverbands und grosser Unterstützer von Metzer-Arnold: «Ich bin Mitglied des Exekutivrates von Swiss Olympic. Deshalb weiss ich, dass er fix auf der Liste der Kandidierenden steht.»
Wird Metzler-Arnold die nächste Swiss-Olympic-Präsidentin? Jenny: «Es ist schwierig, eine Prognose abzugeben, denn es ist ja eine geheime Wahl. Man kann anders abstimmen, als man es öffentlich sagt, und niemand würde das jemals erfahren.»
Oktober 2024
Auf dem Jungfraujoch wird an diesem Dienstag die Frauenfussball-EM 2025 in der Schweiz gelauncht. Zufall oder nicht – während Ruth Metzler-Arnold dick eingepackt im Schneesturm auf 3454 Metern über Meer steht, gibt Swiss Sliding gleichzeitig offiziell bekannt, dass sie ihre vier Stimmen Markus Wolf geben werden.
Metzler-Arnold ist heute in ihrer Funktion als Vizepräsidentin der AXA am Event. Als solche durfte sie auch schon mehrmals den Siegerinnen des Fussball-Cupfinals die Trophäe überreichen. Der Kampf um die 16 SFV-Stimmen scheint ein entscheidender zu sein. Auf dem Jungfraujoch lächelt sie trotz des schlechten Wetters. Macht ein Selfie mit Lara Dickenmann und Johan Djourou.
Frau Metzler-Arnold, es gibt zurzeit gefühlt kaum einen Sportanlass, an dem Sie nicht auftauchen.
Der zeitliche Aufwand ist sehr gross, grösser als ich gedacht hatte. Und das alles zusätzlich zu meinen beruflichen Verpflichtungen. Christoph Seiler, Präsident des Zentralvorstands von Swiss Athletics, sagte mir kürzlich, so intensiv sei es noch nie gewesen. Ich war die letzten Monate bewusst an vielen Sportanlässen, weil ich von aussen kam und ich die Sportwelt noch nicht so gut kannte. Ich wollte deshalb die Leute und die Verbände kennenlernen, um sie und ihre Bedürfnisse zu verstehen, damit ich auch die richtigen Schlüsse ziehen kann, falls ich gewählt werde. Die Tatsache, dass ich eine ehemalige Bundesrätin bin und viele Leute kenne, genügt nicht, um gewählt zu werden.
Haben Sie ein Wahlkampfteam hinter sich?
Ich mache vieles selber, da es mir wichtig ist, mit möglichst vielen Verbänden selber zu sprechen. Ich werde dabei von Christoph Seiler und weiteren Personen, welche gewisse Kontakte übernehmen oder Türen öffnen, sehr unterstützt.
Ein Tuschelthema im Wahlkampf sind Ihre vielen Verwaltungsrats- und Stiftungsmandate. Hätten Sie überhaupt Zeit fürs Swiss-Olympic-Präsidium?
Das wäre kein Problem. Sollte ich gewählt werden, würde ich mehrere meiner heutigen Mandate abgeben, wie ich es bereits anlässlich meiner Nomination öffentlich angekündigt hatte. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum das ein solch grosses Thema ist. Dass ich bei mehreren erfolgreichen Unternehmen tätig bin, sollte doch für mich und nicht gegen mich sprechen. Dank diesen Tätigkeiten habe ich mir ein breites Wissen angeeignet. Wie wird Geld effizient eingesetzt? Wie könnten Wissenschaft und Sport besser kooperieren? Wie lässt sich die Bürokratisierung, die leider auch im Sport und in den Verbänden immer verbreiteter ist, auf ein notwendiges Mass eindämmen? Wie kann ein Verband, der von öffentlichen Geldern lebt, die Gefahr abwenden, ins Verwalten zu kommen? Das sind entscheidende Fragen für die nächsten Jahre. Und für die Antworten darauf kann ich auch auf meine langjährigen beruflichen Erfahrungen zurückgreifen.
Oktober 2024
«Ich habe nicht genügend Unterstützung erhalten. Deshalb war für mich klar, dass ich meine Kandidatur zurückziehe.» Mit diesen Worten gibt Sergei Aschwanden bekannt, dass er sich aus dem Rennen ums Swiss-Olympic-Präsidium nimmt. Aus dem Dreikampf wird jetzt ein Duell.
Und auch eine neue Ausgangslage. Wohin wandern nun die Stimmen vom Judo- und Ju-Jitsu-Verband, vom Schwing- und Tauziehverband? Die Excel-Liste von Metzler-Arnold, sie stimmt jetzt nicht mehr. Und das neuerliche Werben um die Stimmen, die einst Aschwanden gehört haben, es beginnt wieder von neuem.
Ruth Metzler-Arnold
Geboren: 23. Mai 1964
Zivilstand: Verheiratet
Wohnort: Appenzell
Unterstützende Verbände (u.a.): Turn-, Fussball-, Handball- und Leichtathletikverband
Markus Wolf
Geboren: 1. Juli 1973
Zivilstand: Verheiratet, 2 Kinder
Wohnort: Chur
Unterstützende Verbände (u.a.): Swiss-Ski, Rad- und Unihockeyverband
Ruth Metzler-Arnold
Geboren: 23. Mai 1964
Zivilstand: Verheiratet
Wohnort: Appenzell
Unterstützende Verbände (u.a.): Turn-, Fussball-, Handball- und Leichtathletikverband
Markus Wolf
Geboren: 1. Juli 1973
Zivilstand: Verheiratet, 2 Kinder
Wohnort: Chur
Unterstützende Verbände (u.a.): Swiss-Ski, Rad- und Unihockeyverband
November 2024
Ruth Metzler-Arnold hat einen ereignisreichen Tag hinter sich. Erst traf sie an der ETH Zürich in ihrer Funktion als Präsidentin der Exportförderorganisation Switzerland Global Enterprise den tschechischen Staatspräsidenten Petr Pavel und dann musste sie in Herisau das Spital aufsuchen, weil sie sich drei Tage zuvor bei einem Sturz beim Joggen an der Hand verletzt hatte.
Jetzt sitzt sie in Appenzell in ihrem Büro und redet gut zwei Wochen vor der Wahl über den aktuellen Stand der Dinge. Sie konnte bisher mit zahlreichen Verbänden Gespräche führen. Schaut sie auf ihr Excel-File, sieht das noch immer erfreulich aus. Gemäss ihrer Rechnung ist sie dem Ziel der 259 Stimmen schon sehr nahe. Und wie siehts mit den 16 Stimmen des SFV aus? «Offen», sagt sie. Drei Tage später wird der Fussballverband offiziell bekanntgeben, dass er sie unterstützt. Die wichtigen 16 Stimmen werden deshalb in ihrem File in die Spalte der sicheren wandern.
Frau Metzler-Arnold, noch bleiben Ihnen zwei Wochen Zeit, um auf Stimmenjagd zu gehen. Was können Sie jetzt noch tun?
Es sind noch mit einigen Verbänden Gespräche geplant. Mit gewissen, die ursprünglich für Sergei Aschwanden stimmen wollten, und mit solchen, mit denen bisher noch kein Gespräch stattgefunden hat. Vor wenigen Tagen sprach ich zum Beispiel mit Martin Seiler, dem Präsidenten des Schweizer Wasserfahrverbands. Das war sehr interessant.
Wie meinen Sie das?
Das Wasserfahren als Sport geht auf das Weidlingfahren zurück. Das war früher für den Gütertransport auf den Flüssen sehr wichtig und ist übrigens Unesco-Kulturerbe der Schweiz ist. Der Präsident hat mir die Geschichte dieses Sports erzählt, was ich sehr spannend fand. Solche Begegnungen finde ich bereichernd.
November
Erst zum zweiten (und letzten) Mal während dieses Wahlkampfs treffen Metzler-Arnold und Wolf an diesem Donnerstagmorgen aufeinander. Am Sportforum Schweiz geht es im KKL Luzern ums Thema «Grossevents. Spitze, Breite – wohin geht der Schweizer Sport?»
Ebenfalls dabei auf der Bühne ist Sergei Aschwanden, der seine Kandidatur ja zurückgezogen hat. Im Podiumsgespräch geht es auch um mögliche Olympische Winterspiele 2038 in der Schweiz. «Wir müssen die Bevölkerung auf einen solchen Grossanlass vorbereiten, und wir müssen mit der Bevölkerung und nicht an ihr vorbei diese Spiele planen», mahnt Metzler-Arnold. Zudem stellt sie noch einmal klar: «Das Topthema sind die Finanzen, denn für viele Verbände sind die finanziellen Mittel, die via Swiss Olympic kommen, sehr entscheidend. Und dieses Geld stammt wiederum aus der Politik.»
Was Metzler-Arnold damit sagen will: Gerade in Zeiten, in denen wegen den angespannten Bundesfinanzen die Sportfördergelder gekürzt werden sollen, wäre sie die einzig richtige Wahl.
Wer an diesem Donnerstagmorgen Metzler-Arnold und Wolf zuhört, der stellt unweigerlich fest: Der Wahlkampf geht in die finale Phase. Deshalb darf man jetzt keine Fehler machen, ja nicht zu sehr anecken und lieber Aussagen tätigen, auf die alle verständnisvoll mit dem Kopf nicken können.
Das gelingt in Luzern beiden. Sie wirken sympathisch, authentisch, fundiert, mehrheitsfähig. Das Feuer für sich und die Anliegen entfachen kann aber keine der beiden Kandidierenden. Anders Aschwanden. Er muss nun nicht mehr um jede Stimme kämpfen und punktet mit seinen spontanen Antworten, ohne Hintergedanken.
Und noch ein Gedanke bleibt nach 34 Minuten Podiumsgespräch zurück. Ruth Metzler-Arnold oder Markus Wolf? Die perfekte Wahl wäre wohl Ruth Metzler-Arnold und Markus Wolf.
Frau Metzler-Arnold, heute schrieb die NZZ, dass Markus Wolf die Nase vorn habe. Sind Sie beunruhigt?
Nein. Ich musste schmunzeln, als ich das heute früh gelesen habe. Ich bin entspannt. Gestern hat mir Swiss Aquatics mitgeteilt, dass sie ihre 12 Stimmen mir geben werden. Ausserdem habe ich heute die Zusage zur Unterstützung eines weiteren Verbands bekommen, der dies aber nicht öffentlich machen möchte.
Was sagt Ihr Bauchgefühl: Werden Sie die neue Swiss-Olympic-Präsidentin?
Ich bin auf Kurs, aber noch nicht ganz im Ziel. Ich bin zuversichtlich für den 22. November, bin mir aber auch sehr bewusst, dass es bis nach der Wahl keine Sicherheit gibt.