Markus Wolf will Swiss-Olympic-Boss werden
Den Namen seiner Wahl-Rivalin spricht der Bündner nicht aus

Showdown bei Swiss Olympic am nächsten Freitag: Markus Wolf fordert Alt-Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold zum Duell um das Präsidium des Dachverbands. Eine Begegnung mit dem Bündner, der voll auf seinen Erfahrungsschatz im Schweizer Sport setzt.
Publiziert: 18:01 Uhr
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Markus Wolf: Der Bündner will am 22. November vom Sportparlament zum neuen Präsidenten von Swiss Olympic gewählt werden.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Auf einen Blick

  • Markus Wolf kandidiert für Swiss Olympic-Präsidium gegen Ruth Metzler-Arnold
  • Wolf betont seine Sportkompetenz und Erfahrung als ehemaliger Swiss-Ski-CEO
  • 83 Verbände unter Swiss Olympic, Wolf war in Baspo-Geschäftsleitung
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Das Elektroauto im Parkhaus eingestellt, die Freitag-Tasche geschultert und die weissen Turnschuhe an den Füssen. So erscheint Markus Wolf (51) zum Blick-Termin. Der Ort ist ein Einkaufszentrum im Süden von Zürich. Gewählt aus praktischen Gründen. Wolf hat an diesem Tag noch mehrere andere Termine, die Zeit ist knapp. 

Wolf kandidiert als Nachfolger von Jürg Stahl (56) für das Präsidium von Swiss Olympic. Während Stahl und auch alle seine Vorgänger schon vor der Wahl durch das Sportparlament das Amt praktisch auf sicher hatten, sieht das 2024 ganz anders aus. Wolf stellt sich einer Kampfwahl – die grosse Gegenspielerin, nach dem vorzeitigen Verzicht des chancenlosen Sergei Aschwanden (48) sowieso: Alt-Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold (60). 

Gemäss «NZZ» hat die zum Grossteil aus den nationalen Sportverbänden bestehenden Wählerschaft schlicht zwischen Charme und Kompetenz zu entscheiden. Ein etwas gar altbackener Vergleich. Was Wolf betrifft: Der Bündner macht keine Sekunde den Eindruck, dass er mit Charme punkten will.

Wolfs Vita wimmelt vor Berührungspunkten im Sport

Vielmehr tritt er als Mister Kompetenz auf. Er redet ruhig, aber bestimmt. Seinen grossen Trumpf, aus dem Innern der Sportwelt zu kommen, preist der Bündner nicht à la Marktschreier an. Wolf lässt lieber seine Vita sprechen. Die ist tatsächlich beeindruckend: ausgebildeter Physiotherapeut, ausgebildeter Spitzensporttrainer. Unihockey-NLA-Spieler und -Trainer. Unihockey-Nationaltrainer. Beim Kanton Graubünden das Sportamt geleitet. Beim Bundesamt für Sport in der Geschäftsleitung. Dann bei Swiss Ski zuerst zwei Jahre Direktor Sport und dann fünf Jahre CEO. Und bis Ende 2023 CEO der Tourismuskonzerns «Weisse Arena» in Laax GR. «Du musst die Materie sehr gut kennen, um strategisch arbeiten zu können», sagt Wolf. Was er nicht sagt, aber in vielen Aussagen mitschwingt: Er bringt jahrzehntelange Erfahrung im Sport mit, Metzler-Arnold nicht. 

Er sagt deshalb Sätze wie: «Mich freut extrem, dass sich die Athletinnen und Athleten (die stimmberechtigte Swiss-Olympic-Athletenkommission mit u.a. dem Co-Präsidium Jeannine Gmelin und Matthias Kyburz, d.Red.) für mich ausgesprochen haben. Sie sind offenbar überzeugt, dass ich alle Facetten ihrer Welt kenne und dass ich eine Verbandspolitik machen werde, die das Umfeld für sie optimal gestaltet.»

Doch die wahlkampferprobte Appenzellerin könnte nächste Woche am Freitag im Sportparlement in Ittigen bei Bern die Nase vorne haben. Metzler-Arnold hat die drei grössten Verbände mit den meisten Stimmen (je 16) alle auf ihrer Seite. Den Fussball-, den Turner- und den Leichtathletikverband. 

Ein Abgesandter von Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann?

Wolf wurde von seinem Ex-Arbeitgeber Swiss-Ski nominiert. Es hält sich deshalb hartnäckig, dass der Churer als Abgesandter von Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann an die Spitze des Dachverbands gehievt werden soll. Wolf erwartet die Frage danach natürlich und pariert sie routiniert: «Ich bin unabhängig. Natürlich habe ich Kontakt zu Urs Lehmann. Als wir gemeinsam bei Swiss-Ski waren, hatten wir einfach eine gute Zusammenarbeit. Da waren wir auch nicht immer einer Meinung. Auf sachlicher Ebene hat es auch mal gekracht.»

Lieber lässt Wolf durchblicken, dass er der Mann ist, der beim lieben Geld alle 83 unter dem Swiss-Olympic-Dach versammelten Verbände befriedigen kann. Denn Swiss Olympic bezieht das Geld, das unter verschiedenen Bedingungen weitergereicht wird, hauptsächlich vom Bundesamt für Sport (BASPO) und über die Stiftung Sportförderung Schweiz, die von den Kantonen Geld aus Lotteriegewinnen erhält. Beim BASPO war Wolf in der Geschäftsleitung, bei der Stiftung Sportförderung Schweiz ist er bis heute im Stiftungsrat. Mehr Einblick und folglich Kompetenz geht nicht – findet der Bündner. 

Zu den herumspukenden Träumen von den European Championships 2030 (Mini-Olympia für Sommersportarten) und den Olympischen Winter-Spielen 2038 sagt Wolf Ja. «Aber nur, wenn die Gesellschaft und die Sport-Community auch ausserhalb der Wintersportarten profitiert. Die heutige Konzeption sieht das vor.»

Man spürt: Der Spitzensport liegt Wolf sehr am Herzen. Aber er hat auch ein Breitensport-Ass im Ärmel. Er trainiert in Chur Unihockey-Junioren, ist so nahe am Puls bei den Sorgen eines hauptsächlich ehrenamtlich geführten Klubs und hat zuletzt im Hintergrund bei der Fusion von Piranha Chur und Chur Unihockey mitgewirkt. «Wenn es mir nicht untersagt würde, möchte ich auch als Swiss-Olympic-Präsident weiterhin Junioren-Trainings leiten. Das bringt Bodenhaftung.»

Dann muss Wolf los. Nächster Termin, nächstes Hearing, nächster Netzwerk-Termin. Der Wahlkampf und das Duell mit Metzler-Arnold sind intensiv. Es ist eine Art Schattenboxen: Wolf erwähnt im ganzen Gespräch nie ihren Namen, er spricht lediglich von der Gegenseite. Der Fokus soll ja schliesslich bei seiner Kompetenz bleiben. 

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