Auf einen Blick
- Ruth Metzler und Markus Wolf kämpfen ums Swiss Olympic-Präsidium
- Metzler wäre die erste Frau an der Spitze des Schweizer Sports
- 516 Stimmen sind zu vergeben, grösste Verbände haben 16
Es ist ein Wahlkampf, wie es ihn auf dieser Stufe noch nie gegeben hat. In knapp drei Wochen, am 22. November, entscheidet das Sportparlament, wer bei Swiss Olympic auf Präsident Jürg Stahl (56) folgt. Der frühere SVP-Nationalrat hat den Sport-Dachverband acht Jahre lang geführt, nun buhlen alt Bundesrätin Ruth Metzler (60) und Markus Wolf (50), ehemaliger CEO von Swiss Ski, um das Amt.
Seit Monaten führen die beiden Gespräche, um die 83 stimmberechtigten Verbände, 30 Partnerorganisationen und ein paar Einzelmitglieder des Sportparlaments hinter sich zu scharen. 516 Stimmen sind zu vergeben; die grössten Verbände haben 16 Stimmen (Fussball, Turnen, Leichtathletik), die kleinsten 1 (beispielsweise Jungwacht, Naturfreunde und Kadetten, die ebenfalls Swiss Olympic angehören).
Waren bisherige Präsidiumswahlen wenig umstritten und der Ausgang früh klar, liefern sich Metzler und Wolf ein hartes Duell. Der ehemalige Judo-Olympiamedaillen-Gewinner und heutige FDP-Politiker Sergei Aschwanden (48) hat seine Kandidatur kürzlich zurückgezogen.
Verschiedenste Interessen
Metzler und Wolf buhlen um die Gunst von olympischen und nichtolympischen, von Sommer- und Wintersportverbänden. Sie wäre die erste Frau an der Spitze des Schweizer Sports. Aufgestellt vom Leichtathletikverband Swiss Athletics, schon früh unterstützt von Turn- und Handballverband, ebenfalls empfohlen von Volleyball- und Eiskunstlauf-Verband.
Wolf weiss den mächtigen Skiverband Swiss-Ski hinter sich, der ihn portiert hat, ebenso den Radsportverband Swiss Cycling, Swiss Ice Hockey und Swiss Unihockey.
Unter dem Dach von Swiss Olympic sind aber auch die Lebensrettungs-Gesellschaft, der Hornusser- oder der Hängegleiter-Verband, nach deren Stimmen Metzler und Wolf trachten.
Duell um Präsidium von Swiss Olympic
Drei Monate Vorsprung
Swiss Athletics schickte Metzler bereits im Februar – ungewöhnlich früh – ins Rennen. So erhielt sie drei Monate Vorsprung auf den erst im Frühling nominierten Widersacher. Metzler, die 2003 aus dem Bundesrat abgewählt wurde, als die SVP mit Christoph Blocher die damalige CVP-Magistratin ausbootete, setzt auf ihr politisches Netzwerk und ihre Erfahrung in der Wirtschaft. Die Liste von Verwaltungs- und Stiftungsratsmandaten Metzlers ist so lang, dass Kritiker sich fragen, warum sie zusätzlich das Swiss-Olympic-Präsidium begehrt. Und wie sie die Aufgaben, die mindestens ein 50-Prozent-Pensum beanspruchen, bewältigen will.
Metzler betont gegenüber Blick, bei einer Wahl würde sie mehrere Mandate abgeben. Und jene wie das Verwaltungsrats-Vizepräsidium der Versicherungsgesellschaft Axa oder das Präsidium der Exportförderungs-Organisation Switzerland Global Enterprise, die sie behielte, «könnte ich mit dem Swiss-Olympic-Vorsitz vereinbaren».
«Bringe alles mit»
Sie könne und wisse zwar nicht alles, sagt Metzler, «ich bringe aber alles mit, was es für das Amt braucht». Und Sport sei ihr schon immer wichtig gewesen. Ihr Antrieb sei, ihr über Jahre erlangtes Können «als leidenschaftliche Führungsperson» einzubringen. Das entspreche dem Anforderungsprofil. «Gesucht ist eine Verwaltungsratspräsidentin.»
Und kein Trainer, sagen Metzlers Gefolgsleute. Mit ebenso spitzen Pfeilen agieren die Lager, die Wolf unterstützen. Sie betonen, wie weit entfernt Metzler vom Sport sei. Eines ihrer Argumente: «Der Bauernverband würde sein Präsidium auch nicht mit einem Nichtbauern besetzen.»
Wolf spielte einst Nationalliga-A-Unihockey und trainierte dann die Nationalmannschaft. Später arbeitete er in der Ausbildung für das Bundesamt für Sport, führte danach Swiss Ski als Direktor und war zuletzt ebenfalls als CEO für das Bergbahnunternehmen Weisse Arena von Flims Laax Falera tätig.
Swiss Olympic entschlacken
Wolf sieht seine Stärke in der vertieften Kenntnis des Sports, seiner Erfahrung auf allen Stufen. Mit Blick auf seine Widersacherin Ruth Metzler sagt er, sie habe eine ganz andere Vorstellung von der Aufgabe als er: «Wir reden über verschiedene Ämter.»
Er wolle Swiss Olympic weniger träge und effizienter machen, in der Verwaltung entschlacken. Das Geld müsse in den Sport fliessen, den Verbänden professionelle Arbeit erleichtern. «Es geht nicht darum, die Verteilung zu ändern, sondern den Kuchen zu vergrössern.»
Metzlers Netzwerk und ihre Erfahrung würden helfen, Grossanlässe wie Olympische und Paralympische Winterspiele in die Schweiz zu holen, sagen ihre Anhänger. Sie selbst hält fest, sie würde als Swiss-Olympic-Präsidentin die Beziehungen zu hier ansässigen internationalen Sportverbänden intensiver pflegen, «um im Weltsport relevanter zu werden».
Athleten für Wolf
Während der mitgliederstarke Turnverband Metzler als «ideale Kandidatin» sieht, unterstützt die Athletenkommission Wolf. Ruderin Jeannine Gmelin (34), die Co-Präsidentin, sagt, Wolf habe auf allen Ebenen des Sports einen eindrücklichen Leistungsausweis. «Er handelt aus dessen Herzen und weiss, was es heisst, in den Schuhen von Athletinnen und Athleten zu stecken.» Gmelin, die Skiff-Weltmeisterin von 2017, hält fest, dass es der Athletenkommission wichtig sei, dass jemand das Amt innehabe, der nicht politisch geprägt sei. «Wir haben zwar nur fünf Stimmen, möchten aber mit unserer Empfehlung ein Zeichen setzen.»