Es ist eigentlich wie bei einer TV-Serie. Folgt eine zweite Staffel, war die erste so gut, dass das Fernsehpublikum mehr davon will! So ist es auch bei «Para-Graf», dem täglichen Paralympics-Magazin auf SRF2. Moderator Jahn Graf (31) ist nach seiner Premiere während den Tokio-Paralympics im Sommer nun auch bei den Spielen in Peking unser TV-Gesicht.
Ein Gesicht, über dem stets ein Hut thront – was steckt da eigentlich darunter? «Nur rote Haare, ich habe nichts zu verstecken», sagt Graf schmunzelnd, «aber der Hut gehört zu mir. Und er ist so sehr zum Markenzeichen geworden, dass wir ihn farblich aufs Polo-Shirt abstimmen.»
Wie populär der Zuger durch «Para-Graf» geworden ist, merkt er auf der Fahrt ins Studio. «Ich fahre mit den ÖV nach Oerlikon. Da spricht mich mittlerweile schon der eine oder die andere auf meine Sendung an. Auch auf Social Media erholte ich viele Kommentare mit Lob», sagt Graf.
«Die Leute fragen nicht mehr nach meiner Behinderung»
Er geniesst die Popularität – aber nicht wegen des Status als TV-Promi. «Die Leute fragen mich nicht mehr nach meiner Behinderung, sondern nach meiner Sendung», schildert Graf, der seit seiner Geburt spastisch gelähmt ist und im Rollstuhl sitzt.
Ein Erfolgsgeheimnis von «Para-Graf» ist aber auch das Konzept, dass sich nicht alles um die Resultate in Peking dreht. Kernstück ist ein Talk mit einem Studiogast, der wie bei Karl Frehsner oder Didier Cuche aus der Sport-Welt stammen kann, wie bei Nadia Sieger von Ursus & Nadeschkin aber nicht aus der Sport-Welt stammen muss.
Der Talk ist voll Grafs Ding. Auf seinem YouTube-Kanal «Jahns rollende Welt» interviewt er seit Jahren Gäste aus diversen Bereichen. «Ich plaudere einfach gern», sagt Graf, «ich mag es, bei meinen Gästen die verschiedensten Farbfacetten ans Tageslicht zu bringen.»
«Vor 15 Jahren in der Schule hätten sie gelacht»
Seine Talks und Moderationen sowie der Auftritt in der SRF-Sendung «Tabu» mit Renato Kaiser führen letztes Jahr zu «Para-Graf». Der Tabu-Produzent wollte ein frisches Format für die Paralympics-Berichterstattung und traute Graf die Moderation zu.
Der Zuger stürzte sich mit Vollgas ins TV-Abenteuer. «Es ist Rock´n´Roll, was wir machen», sagt er und schildert, dass er nicht nur im Kopf auf Zack sein muss: Für die tägliche Sendung macht er zwei bis dreimal wöchentlich Fitnesstraining.
Aber seine Faszination für den Para-Sport («die Professionalisierung ist enorm») und seine Vorbildrolle treiben Graf an. «Ich möchte ein Türöffner sein. Hätte ich vor 15 Jahren in der Schule gesagt, dass ich zum Fernsehen will, hätten sie nur gelacht», sagt der Zuger, «aber dass etwas unmöglich ist, ist nur eine Meinung. Ich hoffe, dass ich andere Menschen mit einer Behinderung inspirieren kann.»
Dass es aber unmögliche Aussagen gibt, wird diese Woche klar, als ein schwedischer TV-Experte meinte, der Krieg sei gut, da er für viele neue Para-Athleten sorge. Graf sagt dazu: «Solche Aussagen in diesem Kontext sind definitiv fehl am Platz und extrem heikel. Ich finde es nicht richtig, einen Bezug zwischen dem Krieg in der Ukraine und dem Para-Sport herzustellen.»
Bleibt nur eine Frage offen: Warum ist der Mann aus Cham ZG glühender Ambri- und nicht EVZ-Fan? «Vor allem bin ich eishockey-begeistert. Der spezielle Bezug zu Ambri liegt an meinem Grossvater», sagt er. Dieser war im Kanton Schwyz zu den Zeiten SBB-Kondukteur, als die Ambri-Gegner in Arth-Goldau SZ vom Bus in den Zug umstiegen, so sei der Grossvater berufshalber immer wieder in der Valascia gelandet. Und Ambri bekam generationenübergreifend einen grossen Platz bei den Grafs.
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