Der Stachel nach der Nicht-Nomination für die Abfahrt sitzt bei Michelle Gisin noch immer tief. Wie anders sollte man ihre Reaktion nach dem Kombi-Abfahrtstraining deuten? «Kein Kommentar», sagt die sonst so offene und eloquente Engelbergerin. Der Hintergrund: Jasmine Flury und Joana Hählen wurden ihr gegenüber bevorzugt. Die Bündnerin wegen eines Abfahrts-Podestplatzes im Weltcup (2. in Garmisch), die Bernerin, weil sie das Abschlusstraining gewann. Für Gisin, die beim Olympia-Super-G Bronze holte, war kein Platz mehr.
Wie auch immer: Nun konzentriert sich Gisin auf die Kombination. Da ist spätestens nach der Abreise von Slalom-Olympiasiegerin Petra Vlhova die Top-Favoritin. Oder sieht sie das anders? «Na ja, Mikaela Shiffrin hat mir heute eine Sekunde abgenommen», relativiert Gisin.
Tatsächlich fährt die US-Frau Bestzeit, allerdings ist das Training eine grosse Windlotterie. Einmal gibts Rücken-, dann wieder Gegenwind. Gisin: «In der Fläche vor dem Ziel wurde ich auf einmal brutal gebremst, ehe ich über den Zielsprung wieder einen Schub bekam. Ich hoffe einfach, dass es am Donnerstag ein faires Rennen gibt.»
Holdener kommt immer näher
Ob Wendy Holdener in den Gold-Kampf zwischen Gisin und Shiffrin eingreifen kann, steht in den Sternen. Immerhin: Nachdem sie in den ersten zwei Abfahrtstrainings 5 und 3 Sekunden verloren hatte, sind es diesmal noch 93 Hundertstel – damit ist sie Zweitschnellste.
Zurück zu Gisin. Sie weiss genau, dass sie zu den heissesten Anwärterinnen auf Olympia-Gold ist. Bereits vor vier Jahren in Pyeongchang gewann sie die Kombi. «Es ist ja letztlich auch geil, dass ich zu den Favoritinnen zähle», sagt sie – und kann doch wieder schmunzeln.»