Ex-Ski-Star Veith über Olympia, Gut-Behramis Erfolgsrezept und ihre Rolle als Mama
«Lara holt die Goldmedaille»

Anna Veith (32) kennt Lara Gut-Behrami wie kaum eine Zweite. Sie erklärt, wie sich die Tessinerin in den letzten Jahren veränderte – und was genau gleich blieb.
Publiziert: 10.02.2022 um 10:47 Uhr
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Aktualisiert: 10.02.2022 um 15:43 Uhr
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Anna Veith (links) und Lara Gut-Behrami sind gute Freundinnen. Die Österreicherin trat 2020 zurück.
Foto: Instagram
Mathias Germann aus Yanqing

Blick: Sie waren 2010, 2014 und 2018 bei Olympia dabei. Wie ist es nun, von aussen zuzuschauen?

Veith: Ich habe gemischte Gefühle. Es kribbelt schon, wenn ich dieses Highlight aus der Ferne betrachte.

Sie traten kurz nach Beginn der Corona-Krise zurück. Ein passender Zeitpunkt?

Kann man so sehen. Für mich war es unabhängig davon die richtige Entscheidung, mein Körper machte nicht mehr mit. Gleichzeitig sind die Athleten heutzutage wegen der Situation rund um Corona nicht zu beneiden.

Olympische Spiele waren auch schon vor Corona eine mentale Herausforderung.

Oft gewannen jene, die alles beiseite schieben konnten. Durch Corona ist die Situation allerdings noch extremer, ich verstehe die Angst vieler Sportler.

2014 gewannen Sie in Sotschi mit erst 24 Jahren Gold im Super-G. Wie war es?

Damals erfüllte ich mir einen Kindheitstraum. Doch im Moment habe ich nicht wirklich realisiert, was mir gelungen war. Das kam erst mehrere Monate oder Jahre danach.

2018 in Pyeongchang lagen Sie erneut vorne, bis Ihnen die Snowboarderin Ester Ledecka mit Startnummer 26 noch Gold wegschnappte.

Um eine Hundertstel geschlagen zu werden, ist auch hart. Aber ich habe damals die grösste Leistung meiner Karriere gezeigt. Nie zuvor war ein Rennen mental schwieriger gewesen. Klar, ich wollte Gold, in Anbetracht meiner Vorgeschichte mit den zwei Knieoperationen war Silber trotzdem sensationell.

Ihre gute Freundin, Lara Gut-Behrami, verpasste ihrerseits Bronze um eine Hundertstel und weinte bittere Tränen.

Das war ein Wendepunkt in ihrer Karriere. Lara hatte schon so viele Erfolge, doch damals hat sie sich nach dem Rennen gefragt: Bringt mir die Goldmedaille wirklich mehr? Und was ist mir wirklich wichtig?

Wie lautete die Antwort?

Lara hat gemerkt, dass das Skifahren selbst das Wichtigste ist. Und nicht eine Goldmedaille. Sie ist durch das Erlebnis in Südkorea sehr gereift. Für mich war das der entscheidende Grund, warum sie drei Jahre später in Cortina zweifache Weltmeisterin werden konnte.

Sie hat im Olympia-Riesenslalom bereits Bronze geholt. Gibts im Super-G nun Gold?

Ich denke, dass sie es schafft. Sie hat die Möglichkeit, ihre Träume zu erfüllen und die Coolness dafür. Aber wenn sie es nicht schafft, ist es für sie auch nicht dramatisch. Sie lebt ihr Leben so, wie sie es sich vorstellt. Und das ist viel entscheidender.

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Stehen Sie weiterhin in regelmässigem Kontakt?

Ja. Skifahren kommt in den Gesprächen selten vor.

Sie hatten ein Privatteam, Lara hat ein Privatteam. Das ist kein Zufall, oder?

Wir wollen unser Umfeld einfach selbst gestalten und unsere Vertrauenspersonen bestimmen. Das zeichnet unseren Charakter aus, wir ticken als Menschen sehr ähnlich.

Sie traten im Mai 2020 zurück, gut ein Jahr später wurden Sie Mutter.

Das ist eine ganz andere, unglaublich intensive Erfahrung – emotional gesehen ist es sogar auf einem höheren Level als der Sport.

Ihr Sohn Henry ist sieben Monate alt. Inwiefern ähnelt er Ihnen vom Charakter her?

Henry hat extrem viel Energie. Er fordert Manuel und mich sehr. Wenn Henry etwas will, gibt er Vollgas – danach hat er aber auch seine Ruhephasen. Dieses Bipolare habe ich auch. Ich geniesse die Zeit mit ihm sehr, es ist extrem cool.

Inwiefern behindern Sie die Verletzungen, welche sie als Sportlerin Athletin erlitten, heute noch?

Wenn ich in die Knie gehe, knirscht es (schmunzelt). Aber im Alltag habe ich keine Schmerzen. Vor allem das rechte Knie braucht Pflege und Training, damit es funktioniert. Während der Schwangerschaft ging das nicht, das habe ich gemerkt. Da staute sich Wasser im Knie an.

Tönt schlimm.

Das Lymphsystem ist halt durch die vielen Operationen nicht mehr so gut. Beim Laufen mache ich nach 20 Minuten eine Pause, um das Knie nicht zu überreizen. Aber wenn ich regelmässig trainieren würde, könnte ich auch einen Halbmarathon laufen.

Ihr Ehemann Manuel war Snowboard-Profi. Wird Ihr Sohn später einmal auf einem oder zwei Brettern stehen?

Diese Frage stelle ich mir auch (lacht)! Ich fände es schön, wenn er beides lernen würde – danach kann er ja selbst entscheiden. Wir drängen ihn zu nichts.

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