Die Muskeln zittern, die Lungen brennen, der Schweiss tropft. Wendy Holdener ist sich das gewohnt. Nicht auf, aber neben der Skipiste. Die Schwyzerin gilt als eine der härtesten Arbeiterinnen im Ski-Zirkus, sie kann sich wie kaum eine andere im Kraftraum quälen. «Es macht Spass zu sehen, wie dein Körper fit wird. Wie er den Kräften, die du ihm aussetzte, entgegenwirkt», sagt die 28-Jährige.
Holdener will in Peking ihre starke Olympia-Bilanz ausbauen. 2018 holte sie in Pyeongchang einen ganzen Medaillensatz: Bronze im Slalom, Silber in der Kombination, Gold im Team-Event. Ähnliches in Peking zu erwarten, wäre vermessen. Von Edelmetall träumen darf sie aber allemal. Im Slalom lauten Holdeners Saison-Resultate: 7., 4., 3., 5., 4., 2. – dazu schied sie einmal aus. In der Kombi ist sie zudem zweifache Weltmeisterin (2017, 2019) und im Team-Event eine Bank.
Schlägt Holdener also in Peking doch zu? Sicher ist: Physisch ist sie bereit für grosse Taten. Die Grundlage dafür erarbeitete sich die 28-Jährige im Sommer in der Folterkammer, wie der Fitness-Raum oft genannt wird. Unter der Anleitung von Trainer Christian Brill gab sie in Magglingen mehrere Wochen lang Vollgas. «Es gibt schon auch Tage, da habe ich keine Lust, die Schmerz-Zone zu betreten – vor allem bei Intervall-Trainings ist das hart. Im Krafttraining, das oft nur kurz weh tut, ist es dagegen kein Problem», erzählt Holdener.
Holdener spricht mit sich selbst
Holdener hat sich während ihrer 12 Weltcup-Jahren von einer zierlichen Technikerin zu einer Muskelmaschine entwickelt. «Das ist etwas übertrieben formuliert», sagt sie schmunzelnd, «aber es stimmt, ich habe mich physisch schon verändert.» Früher habe sie oft einfach gemacht, was man ihr sagte. «Heute dagegen weiss ich genau, was ich tue. Qualität ist wichtig, alles ist bewusster», so Holdener. Speziell dabei: Geht es hart auf hart, redet sie manchmal mit sich selbst, um den inneren Schweinehund zu besiegen. «Das gibt es, oft ist es laut. Am meisten gefällt mir aber, wenn mich eine Teamkollegin anfeuert. Zum Beispiel Elena Stoffel, mit der ich mich sehr gut verstehe. Ich peitsche sie dann auch an, wenn sie dran ist.»
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In Peking muss sich Holdener auf der Piste allerdings drosseln. «Kraft zu haben ist super, aber manchmal gebe ich auf den Ski zu viel Power und mache einen Fehler. Ich muss mich beruhigen und kontrollierter fahren», findet sie. Am Mittwoch kann die Schwyzerin beim Slalom (1. Lauf um 03:15 Uhr) erstmals in China zeigen, was in ihr steckt.
Die 24. Olympischen Winterspiele finden vom 4. bis 20. Februar 2022 in der chinesischen Hauptstadt Peking statt. Alle Infos zur Eröffnung, Übertragung, Wettkampfterminen, Disziplinen, Neuerungen, Austragungsstätten und Maskottchen erfahren Sie in der grossen Übersicht.
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