Eine Million Kubikmeter Wasser
So macht China Olympia-Schnee

China hält die Olympischen Winterspiele ab – ohne Schneefall im Gebiet. Die Wettkämpfe finden zu 100 Prozent auf Kunstschnee statt. Die Chinesen haben zwar keine Berge, aber sozusagen einen Fluss versetzt, um das fast Unmögliche möglich zu machen.
Publiziert: 06.02.2022 um 03:35 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2022 um 10:32 Uhr
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China hat keine Anstrengungen gescheut, um durch das schneearme Olympia-Glände Schneeschneisen zu legen.
Foto: Keystone

Kalt ist es im China der Olympischen Winterspiele. Doch auch trocken. Äusserst trocken. Schneefall ist selten. Dennoch sind Schneeschneisen durch das Olympiagelände gelegt – fast metergenau. Präzisionsarbeit der Veranstalter, gemacht aus 100 Prozent Kunstschnee. Mit Wasser, das von weither kommen muss.

China hat zwar keine Berge versetzt, um Wasser für Kunstschnee in das Gebiet umzuleiten, damit das Reich der Mitte die Olympischen Winterspiele 2022 austragen kann. Doch ein ausgetrocknetes Flussbett wurde geflutet, Wasser aus einem wichtigen Stausee umgeleitet, der sonst Peking versorgt.

Zudem wurden Hunderte von Bauern und ihre Familien umgesiedelt – um die wohl aufwändigsten Beschneiungsanlagen in der Geschichte des Sports mit dem Rohstoff Wasser zu versorgen, der im Gebiet rar ist.

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Skirennen ohne Skigebiet

Wintersport ohne Kunstschnee ist längst nicht mehr wegzudenken. Nie waren die Beschneiungsanlagen grösser und das Wassermanagement komplizierter als bei den chinesischen Winterspielen. Skifahrer hat Austragungsgebiet zuvor auch noch nie gesehen. Es gab keine Skilifte und keine Skigebiete. Jetzt ziehen sich schmale weisse Streifen durch die braunen Berge, die von weit herum sichtbar sind.

Olympia soll laut Peking den Auftakt dazu bieten, dass die trockenen Berge in der Nähe von Peking in ein permanentes Ski- und Snowboardzentrum verwandelt werden. Dies, während sich Pekings Grundwasser in den den letzten Jahrzehnten infolge rasanter Entwicklung praktisch erschöpfte.

Im Wettkampfgebiet fällt im Winter auch so kaum Niederschlag – im Durchschnitt rund fünf Zentimeter pro Saison, wie eine nah gelegene Wetterstation aufgezeichnet hat. Die Chinesen haben das praktisch auf der ganzen Welt tätige Unternehmen Technoalpin mit der Beschneiung beauftragt. Für fast 60 Millionen Dollar wurden rund 65 Kilometer Rohrleitungen gelegt, wie die «New York Times» berichtet.

400 olympische Schwimmbecken voll Wasser

Eine eigene Pumpstation wurde gebaut, um Wasser aus kilometerweit entfernten Reservoirs zu fördern. Laut einer staatlichen Zeitung wurde Wasser aus dem Baihebao-Stausee in den Guishui-Fluss umgeleitet. Der fliesst in der Nähe des Olympia-Geländes, ist im Winter aber weitgehend ausgetrocknet. Baihebao versorgte zuvor hauptsächlich das grösste Frischwasser-Reservoir Pekings.

Etwa eine Million Kubikmeter Wasser pumpten die Anlagen soweit für Schnee in die Berge – genug, um 400 olympische Schwimmbecken zu füllen. Und nach Beginn der Spiele werden wahrscheinlich noch mehr Schnee und Wasser benötigt.

In der Nähe wurde zudem die Bewässerung von Zehntausenden von Hektar abgestellt, um das Grundwasser für Beschneiungen umzuleiten. Bauern, die in dem heutigen Wettkampfgebiet lebten, gehörten dazu in Hochhäuser umgesiedelt. (kes)

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