«Ich wollte damals zu viel»
Die bösen Olympia-Erinnerungen von Goalie Genoni

Die Olympia-Karriere von Meister-Goalie Leonardo Genoni dauerte bisher nur knapp 26 Minuten. Welches seine Lehren aus dem vermasselten Auftaktspiel in Pyeongchang sind.
Publiziert: 08.02.2022 um 17:34 Uhr
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Aktualisiert: 08.02.2022 um 21:09 Uhr
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Leonardo Genoni (34) hat bereits bei sieben Weltmeisterschaften im Tor der Schweizer gestanden, dies sind jedoch erst seine zweiten Olympischen Spiele.
Foto: Pascal Muller/freshfocus
Nicole Vandenbrouck aus Peking

Das war bitter. Nachdem Leonardo Genoni 2018 in Pyeongchang im Olympia-Auftaktspiel der Schweiz gegen Kanada vier Tore kassiert hatte, wurde er durch Jonas Hiller ersetzt. Genoni spielte nicht mehr an jenem Turnier, seine Olympia-Eiszeit beträgt also total 25:52 Minuten. Nun nimmt er in Peking seinen zweiten Olympia-Anlauf.

Dazwischen liegen vier Jahre, und für Genoni eine WM-Silbermedaille (2018) sowie zwei Meistertitel (2019 mit Bern, 2021 mit Zug). Und dennoch: In den Katakomben des National Indoor Stadiums in Peking muss der Meistergoalie in den Erinnerungen kramen an jenes vermasselte Spiel in Pyeongchang. «Ich denke nicht mehr daran, was passiert ist», sagt er, «ich lerne aus diesen Fehlern.» Die welche gewesen sind? «Wir alle waren übermotiviert. Ich wollte damals zuviel, wollte es zu gut machen, fast noch selber die Tore schiessen.»

Genoni kann Selbstreflexion. Er weiss: Nur das bringt ihn weiter. «Ich war selber schuld, weil ich einen falschen Weg gewählt habe. Es ging nicht auf und ich wurde zurecht ausgewechselt.» Seine unterirdische Save-Quote dieser knapp 26 Minuten: 66,7 Prozent. Die Lehren daraus sind, dass sich der 34-Jährige nun umso mehr nur darauf konzentriert, wofür er zuständig ist. Um in entscheidenden Augenblicken den Unterschied ausmachen zu können. «Es geht hier aber nicht um Wiedergutmachung, sondern einfach um unsere Ansprüche», so Genoni.

Ein Faktor: Das kleine Eisfeld

Die Schweiz eröffnet am Mittwoch das Olympia-Turnier gegen den favorisierten Titelverteidiger Russland. Sowohl der Torhüter wie auch Trainer Patrick Fischer sehen das positiv, «die mentale Einstellung ist dann für alle gleich klar», erklärt der Headcoach. Zudem treffe er mit seinem Team lieber zu Beginn eines Turniers auf die Russen, «sie haben lange keine Spiele mehr gehabt.» Die KHL pausiert bereits seit Mitte Januar.

Ein zusätzlicher Faktor: Die Umstellung aufs kleinere Eisfeld (NHL-Grösse). Fischer hat sein Playbook entsprechend angepasst. «Mal schauen, wie die Russen damit umgehen, sie brauchen Platz», sagt der Nati-Trainer. Genoni, für den es das erste Turnier auf dieser Eis-Grösse ist, hat sich die Umstellung zwar schlimmer vorgestellt, mit den anderen Winkeln rund ums Gehäuse hat er sich befasst.

Der Goalie beschreibt aber dennoch: «Ich spüre noch nicht gleich gut, wann eine Situation gefährlich wird.» Doch das tut seinem Selbstvertrauen keinen Abbruch. Ob allerdings Genoni oder Reto Berra gegen Russland im Tor stehen wird, wird erst am Matchtag bekannt. Headcoach Fischer heizt noch an: «Uns ist bewusst, wer dieses Spiel gewinnt, ist dem Gruppensieg ganz nahe.»

Olympische Winterspiele in Peking

Die 24. Olympischen Winterspiele finden vom 4. bis 20. Februar 2022 in der chinesischen Hauptstadt Peking statt. Alle Infos zur Eröffnung, Übertragung, Wettkampfterminen, Disziplinen, Neuerungen, Austragungsstätten und Maskottchen erfahren Sie in der grossen Übersicht.

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