Olympia statt Wellnessen
Goalie Aeschlimann feiert Nati-Premiere bei Olympia-Debüt

Es ist das allererste Nati-Aufgebot seiner Karriere – und dann gleich für die Olympischen Spiele. Torhüter Sandro Aeschlimann (27) kann seine Gefühle kaum in Worte fassen. Er hat ein Kribbeln im Bauch.
Publiziert: 07.02.2022 um 21:09 Uhr
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Goalie Sandro Aeschlimann feiert seine Nati-Premiere in Peking und hat dafür seine HCD-Maske dabei.
Foto: freshfocus
Nicole Vandenbrouck aus Peking

Das Strahlen ist Sandro Aeschlimann nach dem ersten Training mit der Schweizer Nati im National Indoor Stadium in Peking – trotz Maske – anzusehen. Alle Widrigkeiten, Massnahmen, erschwerten Umstände stören ihn nicht. Dass der Torhüter Teil dieser Olympia-Mannschaft ist, was er hier erleben darf, das übertrumpft alles.

Der 27-Jährige hat noch nie das Schweizer Kreuz auf der Brust getragen, hat nie für eine Auswahl gespielt, nicht mal bei den Junioren. Doch 2021/22 ist seine Saison. Aeschlimann mausert sich beim HC Davos zum Verlass-Goalie, er macht der vorgesehenen Nummer 1 Gilles Senn (25) die Position mehr als nur streitig mit sackstarken Leistungen. Das bleibt auch Nati-Trainer Patrick Fischer (46) nicht verborgen.

Aeschlimann kommt auf die Pikettliste fürs Olympia-Team, muss sich deshalb im Vorfeld praktisch täglich testen lassen und alle Formalitäten erledigen. Dennoch bucht er mit Freundin Stephanie Wellness-Ferien, die HCD-Spieler hätten einige Tage frei. Doch dann wird die Nummer 3 der Nati hinter Genoni (Zug) und Berra (Fribourg), Joren van Pottelberghe (24, EHC Biel), nur einen Tag vor dem Vorbereitungs-Camp positiv auf Corona getestet.

Auf Spaziergang Nervosität abgeschüttelt

Aeschlimann wird sich auf einen Schlag bewusst, was das vielleicht bedeuten könnte. «Ich habe auf einen Anruf gehofft. Das hat mich etwas nervös gemacht. Darum bin ich mit meinem Hund auf einen langen Spaziergang in die Berge», erzählt er. Der ersehnte Anruf kommt, Fischer heisst ihn im Team willkommen. Statt Wellness-Kleidung packt Aeschlimann alles Nötige («hauptsächlich Unterwäsche und Socken») ein, um tags darauf ins OYM in Cham ZG einzurücken. «Meine Eltern freuen sich mega, auch wenn sie jetzt drei Wochen meinen Hund hüten müssen», sagt er lachend.

Und er selbst? «Ich kann noch gar nicht richtig beschreiben, wie ich mich fühle», so Aeschlimann, «in den ersten Trainings im OYM hatte ich ein Kribbeln im Bauch.» Das grosse Ganze ist für ihn irgendwie noch unfassbar. Zum ersten Mal hat er Schweizer Team-Kleidung bekommen. Seine Nati-Premiere ist gleichzeitig sein Olympia-Debüt – ein Wahnsinn. Pure Freude. Doch Aeschlimann wäre nicht Aeschlimann, würde er nicht auch betonen: «Jorens Pech ist mein Glück. Es tut mir extrem leid für ihn, wir sind Kollegen.»

Doch wenn das Glück ihn küsst und er seine Chance bekommt, hat Aeschlimann – demütig und ehrgeizig zugleich – zuletzt immer bewiesen, dass er bereit dafür ist.

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