Schelling will in die Athleten-Kommission des IOC
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Neues Kapitel in ihrem Leben:Schelling will in die Athleten-Kommission des IOC

Neues Leben als Funktionärin?
Schelling ist an den Olympischen Spielen auf Stimmenfang

Florence Schelling (32) unterstützt Swiss Olympic bei den Winterspielen. Und möchte in Peking in die Athleten-Kommission des IOC gewählt werden. Dafür rührt die Ex-Weltklasse-Hockeytorhüterin bei Olympia die Werbetrommel.
Publiziert: 23.01.2022 um 18:39 Uhr
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Florence Schelling ist in der Athleten-Kommission von Swiss Olympic und möchte sich nun in Peking auch in jene des IOC wählen lassen.
Foto: Keystone
Nicole Vandenbrouck

Für Florence Schelling ist ein wichtiges Credo: «Ein Tag, an dem ich nichts gelernt habe, ist ein verlorener Tag.» Nicht erst seit gestern. Sondern schon ihr Leben lang. Sei es im Sport und später im Studium oder im Berufsleben.

In der öffentlichen Wahrnehmung mag es vielleicht ruhig geworden sein um die quirlige Zürcherin. Insbesondere, nachdem sie im April 2021 nach nur einem Jahr im Amt als SCB-Sportchefin wieder gehen musste. Doch ruhig ist es im Leben von Schelling nie. Sie hat Ideen, Pläne, Ziele, Wünsche.

Der Konkurrenzkampf ist gross

Ihr nächster grosser Coup? Der soll bei den Winterspielen in Peking über die Bühne gehen. Seit gestern weilt die 32-Jährige in China, unterstützt zunächst Swiss Olympic bei den Vorbereitungen in den olympischen Dörfern und beim Einrichten der Büro-Räumlichkeiten. Doch Schelling ist vor Ort, weil sie für einen von zwei freien Sitzen in der Athleten-Kommission des IOC kandidiert. Stimmberechtigt sind alle Sportlerinnen und Sportler, die an den Winterspielen teilnehmen.

Die einstige Weltklasse-Hockeytorhüterin ist ab Donnerstag im Wahlkampf, weitere 16 Kandidatinnen und Kandidaten kämpfen um die Sitze. «Ich versuche, möglichst viele Stimmen für mich zu gewinnen.» Dafür wird sie sich in den drei Olympic-Villages Peking, Yanqing und Zhangjiakou bewegen und mit Athletinnen und Athleten das Gespräch suchen. Nur eine Regel muss sie dabei befolgen: Beim Essen stören darf sie sie nicht.

Das ist die Athleten-Kommission des IOC

Die Athleten-Kommission des ICO ist ein gewähltes Gremium, das als Bindeglied zwischen den Athleten und dem IOC fungiert. Die Mission besteht darin, sicherzustellen, dass die Sichtweise der Athleten im Mittelpunkt der Entscheidungen der Olympischen Bewegung steht. Ein weiteres Ziel ist die Unterstützung der Oylmpia-Sportler im und ausserhalb des Wettkampfes, während und nach ihrer Karriere.

Die Athleten-Kommission besteht derzeit aus 18 einstigen Olympia-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern. Die bekanntesten Namen sind die russische Hochspringerin Jelena Isinbajewa (39) und die kanadische Hockeyspielerin und vierfache Olympia-Gold-Gewinnerin Hayley Wickenheiser (43). Die Amtsdauer eines gewählten Mitglieds beträgt acht Jahre.

Florence Schelling wäre die erste Vertreterin aus der Schweiz. Skirennfahrer Didier Cuche (2014) und Judoka Sergei Aschwanden (2012) sind mit ihren Kandidaturen jeweils gescheitert. (N.V.)

Die Athleten-Kommission des ICO ist ein gewähltes Gremium, das als Bindeglied zwischen den Athleten und dem IOC fungiert. Die Mission besteht darin, sicherzustellen, dass die Sichtweise der Athleten im Mittelpunkt der Entscheidungen der Olympischen Bewegung steht. Ein weiteres Ziel ist die Unterstützung der Oylmpia-Sportler im und ausserhalb des Wettkampfes, während und nach ihrer Karriere.

Die Athleten-Kommission besteht derzeit aus 18 einstigen Olympia-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern. Die bekanntesten Namen sind die russische Hochspringerin Jelena Isinbajewa (39) und die kanadische Hockeyspielerin und vierfache Olympia-Gold-Gewinnerin Hayley Wickenheiser (43). Die Amtsdauer eines gewählten Mitglieds beträgt acht Jahre.

Florence Schelling wäre die erste Vertreterin aus der Schweiz. Skirennfahrer Didier Cuche (2014) und Judoka Sergei Aschwanden (2012) sind mit ihren Kandidaturen jeweils gescheitert. (N.V.)

Schelling selbst stand bei vier Olympischen Spielen (2018, 2014, 2010, 2006) im Tor der Schweizer Frauen-Hockey-Nati. «An den Olympischen Spielen habe ich unvergessliche Momente erlebt.» Wie der Gewinn der Bronze-Medaille 2014 in Sotschi (Russ). Deshalb wäre es für sie eine Ehre, sich auch künftig für die olympische Bewegung einsetzen zu können. Dieser Wahl gehört seit Bekanntgabe ihrer Kandidatur Mitte Oktober Schellings Hauptfokus.

Gewinnt sie, kann sie erst danach abschätzen, wie viel Arbeit sie in dieses Mandat investieren muss. Dann wird sie ihre weitere Karriereplanung angehen. Ob dies im Hockey-Business sein wird? «Da bin ich völlig offen. Es muss mich einfach bei meiner Passion packen. Man darf nicht vergessen, Eishockey war immer nur ein sehr intensives Hobby und nie mein ganzes Leben», antwortet sie.

Karrieren in Sport und Wirtschaft

Schelling stand bis 2018 im Hockeytor. Zuletzt drei Jahre in Schweden bei Linköping, wo sie auch das Master-Studium in Wirtschaft gemacht hat. Den entsprechenden Bachelor schloss sie 2012 an der Northeastern University in Boston (USA) ab. Bis auf ihre Jobs beim IIHF (2013 bis 2015) und dem SC Bern arbeitete Schelling stets in der Privatwirtschaft, auch bei namhaften Unternehmen wie dem Europapark oder der kanadischen Bier-Marke Molson Coors in Montréal. «Ich habe immer meine Ziele verfolgt und eine Karriere auf zwei Gleisen angestrebt. Im Sport und in der Wirtschaft. Beides habe ich unter einen Hut gebracht.»

Apropos Montréal: Nachdem in der NHL vor wenigen Wochen zwei GMs gefeuert wurden (Montréal, Vancouver), schrieb das renommierte Portal «TheHockeyNews» über die nötige Diversität und listete auf, welche Frauen für den Posten eines General Managers in der NHL in Frage kommen würden. An neunter Stelle wird Florence Schelling genannt! Erwähnt wird dabei natürlich ihre Erfahrung beim SCB. Ist für sie dieses Thema eigentlich abgehakt? «Ja.» Klar und deutlich.

Kurzzeitig war Schelling Vollzeit-Studentin

Untätig blieb die WM-Bronze-Gewinnerin (2012) auch nach der Entlassung nicht. Im Gegenteil. «Ich habe meine Ziele weiterverfolgt.» Sie schloss eine Sportmanagement-Weiterbildung ab wie auch eine Business-Coaching-Ausbildung, die sie einst zwei Monate vor ihrem schweren Skiunfall (Februar 2019, Halswirbelbruch) begonnen hat und nicht beenden konnte. «Dafür war ich kurzzeitig wieder Vollzeit-Studentin.» Zudem ist sie seit Sommer 2021 im VR der Crowdfunding- und Sportagentur «I Believe In You».

Sportlich setzt sich Schelling, die zweimal den Hockey-Award «Woman of the Year» gewonnen hat (2014, 2007), fürs Frauen-Hockey ein. Im Sommer führt sie in Arosa jeweils ein «Girls Hockey Camp» durch. «Die Entwicklung des Frauen-Hockeys liegt mir am Herzen.»

Da sie von ihrer langwierigen Nackenverletzung, die sie sich beim Skiunfall zugezogen hatte, endlich genesen ist, treibt sie auch selbst wieder regelmässig Sport, hat kürzlich mit Langlauf begonnen. «Ich war und bin immer sehr beschäftigt», lacht sie. Und dennoch: Eine Auszeit gab es auch mal. Schelling holte Seychellen-Ferien nach, die sie 2020 coronabedingt absagen musste.

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