Blick: Patrizia Kummer, wie geht es Ihnen?
Kummer: Mir geht es super. Ich habe mich gut vorbereitet, da ich seit ein paar Monaten wusste, auf was ich mich einlasse.
Man hat Horrorgeschichten über Hotels in China gehört. Wie sieht Ihr Zimmer aus?
Es ist tiptop und sauber. Die Angestellten sind sehr nett. Auch wenn ich nicht weiss, wie sie aussehen, weil sie immer in ihrem Mondanzug herumlaufen. Das Zimmer ist ziemlich gross und ich habe es umgestellt. Es war mir wichtig, dass ich verschiedene Lebensbereiche habe. Jetzt habe ich ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer, wo auch das Velo und zwei Kurzhanteln stehen, die ich bekommen habe. In der Ecke habe ich noch die Fitnessgeräte, die ich selber mitgebracht habe, da sie nicht zu schwer sind.
Wie verbringen Sie Ihren Tag?
Ich stehe früh auf und esse Frühstück. Meistens mache ich am Morgen eine grössere, intensivere Einheit. Danach gibts Mittagessen und am Nachmittag mache ich oft anderes Training wie Yoga oder koordinative Sachen. Zwischendurch bin ich mit Büroarbeiten und Schule beschäftigt. Ich habe genug zu tun. Und sonst meditiere ich manchmal oder nach dem Abendessen schaue ich einen Film.
Trainieren müssen Sie aber ohne Snowboard.
Ich mache Visualisierungstraining, dass ich trotzdem ein bisschen auf dem Snowboard bin – einfach in meinem Kopf. Am gleichen Tag, an dem ich raus darf, kommen die anderen an. Mein Vorteil ist, dass ich dann keinen Jetlag habe (lacht). Danach gehts ins olympische Dorf und darum, sich schnell an den Schnee zu gewöhnen, das müssen die anderen auch. Daher denke ich, dass die Ausgangslagen ähnlich sind. Natürlich verpasse ich ein paar Schneetage, aber es könnte schlimmer sein.
Denken Sie, dass sie auch die restliche Zeit so zuversichtlich bleiben?
Für mich ist das hier wie ein Abenteuer. Ich denke, andere Leute zahlen viel Geld, damit sie in einem Tempel drei Wochen in Stille verbringen können. Ich kann das jetzt hier. Einerseits bin ich minimalistisch veranlagt, andererseits habe ich keine Mühe, alleine zu sein.»
Finden Sie die Quarantäne ungerecht?
Ich finde es nicht unfair, da ich wusste, was auf mich zukommt. Ich denke, dass ich die gleichen Chancen habe. Snowboarden hat sehr viel mit Selbstvertrauen zu tun und ich glaube nicht, dass ich sehr viel verpasse.
Wie sahen die Vorbereitungen aus?
Schon zwei Wochen vor dem Abflug musste ich jeden Tag ein Gesundheitsmonitoring ausfüllen, jeden Tag Fieber messen und es eintragen. Das müssen aber alle machen. Nebst zwei PCR-Tests musste ich auch noch einen Bluttest abgeben. Vom Timing her musste das alles stimmen und Swiss Olympic hat mich da auch unterstützt.
Wie denn?
Einerseits unterstützen sie mich, indem sie an mich glauben. Sie haben mir eine Chance gegeben. Auch bei organisatorischen Dingen haben sie mir geholfen. Ich bin hierher gekommen und wusste nicht, ob ich selektioniert werde. Jetzt bringen sie mir noch meine ganze Olympia-Ausrüstung hierher.
Übernimmt Swiss Olympic die Quarantänekosten?
Der Deal mit Swiss Olympic war klar: Wenn ich selektioniert werde, bekomme ich das bezahlt, was auch alle anderen Athleten bekommen. Das heisst, die Quarantäne übernehme ich selber.