Gut zwei Wochen vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Peking am 4. Februar schlägt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International Alarm. «In vielen Bereichen hat sich die Menschenrechtssituation gegenüber 2008, als Peking Austragungsort für die Olympischen Sommerspiele war, deutlich verschlechtert», heisst es in einer Mitteilung.
Die Lage im Gastgeberland wird als «katastrophal» bezeichnet. Versprechen bezüglich Demonstrationsfreiheit und freier Meinungsäusserung würden nicht eingehalten. Der Appell vor Amnesty International: «Die internationale Gemeinschaft muss die Olympischen Winterspiele in Peking zum Anlass nehmen, um Verbesserungen der Menschenrechtslage in China zu fordern.»
Die Chinesen versuchen ihrerseits, solchen Bemühungen schon vor Beginn der Spiele den Wind aus den Segeln zu nehmen. «Jegliche Aktionen oder Äusserungen, die dem olympischen Geist und vor allem chinesischem Recht widersprechen, werden bestraft», stellt Yang Shu Mitglied des Organisationskomitees, klar.
Ein solcher Maulkorb ist vonseiten des Olympischen Komitees nicht mehr vorgesehen. Das IOC hatte die Regel 50 der Olympischen Charta schon vor dem Sommerspielen von Tokio gelockert. So sind politische Proteste nur noch an offiziellen Zeremonien, während Wettkämpfen und im Olympischen Dorf verboten, in Interviews und in den sozialen Medien aber erlaubt.
Experten befürchten aber, dass die Athleten vom IOC nicht genügend gegen die Rechts-Willkür der Chinesen geschützt werden. «Schweigen ist Komplizenschaft», sagt etwa Rob Koehler, Generaldirektor der Athletenvereinigung Global Athlete.