Päckli und Strassen werden desinfiziert – bei Unfällen der Sportler dürfen Chinesen nicht helfen
So zittert China vor den Olympischen Spielen

Statt Freude auf die Olympischen Winterspiele herrscht in China panische Angst. Damit das Virus nicht eingeschleppt und verbreitet werden kann, greift die Regierung zu drastischen Massnahmen.
Publiziert: 19.01.2022 um 00:06 Uhr
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Putzaktion in Xi'an: Hier wird ein Fussgängerbereich gereinigt.
Foto: imago images/VCG
Guido Felder

In China herrscht Nervosität. Der Countdown für die Olympischen Winterspiele, die am 4. Februar beginnen, läuft. Zugleich nehmen die Corona-Fälle zu: In einem Monat ist die Zahl von offiziell 70 auf 223 angestiegen. Für das Land mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern ein mickriger Wert, für die Regierung mit ihrer Null-Covid-Strategie eine Katastrophe.

Um den Import von weiteren Fällen während der Sportspiele zu verhindern, hat die Regierung harte Massnahmen beschlossen, die mitunter absurd anmuten.

Päckli desinfizieren

Für die Chinesen steht fest: Das Coronavirus ist nicht im eigenen Land entstanden, sondern importiert worden. Daher müssen nun Postbeamte, die mit internationalen Sendungen zu tun haben, eine Booster-Impfung erhalten und alle aus dem Ausland eingehende Post desinfizieren. Die staatliche Post forderte zudem die Chinesen dazu auf, weniger Waren aus Ländern mit hohen Corona-Zahlen zu bestellen.

Vermummte Rettungskräfte

Wenn Olympia-Sportler in Unfälle verwickelt sein sollten, rücken speziell geschützte Rettungskräfte aus. Chinesen wurden ermahnt, auf keinen Fall einzugreifen. Auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo schrieb Pekings Verkehrsmanagementbüro: «Im Falle von Verkehrsunfällen mit speziellen Fahrzeugen für die Olympischen Winterspiele achten Sie bitte darauf, einen Sicherheitsabstand einzuhalten. Nehmen Sie keinen Kontakt mit den Fahrzeugen oder den Insassen auf und warten Sie, bis Fachleute am Unfallort eintreffen.»

Gesundheitstagebuch für Athleten

Husten, Schnupfen, Halsweh? Die Athletinnen und Athleten müssen täglich Fieber messen und in einer App Buch über ihren Gesundheitszustand führen. Auch die Einnahme von fiebersenkenden Medikamenten muss dokumentiert werden. China dementiert Vorwürfe, wonach die Apps die Handys ausspionierten. Dennoch stellen etwa die Schweiz und die Niederlande den Sportlerinnen und Sportlern Mobiltelefone ohne sensible Daten zur Verfügung.

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Millionenstadt getestet

Nach dem Auftreten von Omikron zauderten die Behörden nicht lange.
In der Stadt Tianjin wurden 13 Millionen Menschen im Expressverfahren getestet. Dazu wurden Wohnanlagen und Bürotürme dichtgemacht. Pflegekräfte rückten in ABC-Schutzanzügen aus, um Abstriche zu machen. Etwa 75'000 Personen wurden zu Hause isoliert.

Strassen desinfiziert

Die Millionenstadt Yuzhou befindet sich im Lockdown – wegen drei symptomfreien Fällen. Während die Bewohnerinnen und Bewohner zu Hause ausharren müssen, fahren zahlreiche Lastwagen durch die leeren Strassen und versprühen tonnenweise Desinfektionsmittel.

Damit das Virus nicht verbreitet wird, dürfen die Sportlerinnen und Sportler das olympische Dorf nicht verlassen. Sightseeing ist verboten! Auch wurde der freie Ticketverkauf gestoppt, nur handverlesene Zuschauer aus dem Gastgeberland dürfen dabei sein. Die Olympischen Spiele in China werden als die trostlosesten in die Geschichte eingehen.

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