Es ist die brutale Rennfahrer-Realität. Während Jason Dupasquier (†19) nach seinem Horror-Sturz im Krankenhaus von Florenz seinen Kampf verliert, fahren seine Töff-Kollegen am Sonntag in Mugello wie gewohnt das Rennen.
Die Todesnachricht erreicht das Fahrerlager um 12.06 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt ist das Rennen von Dupasquiers Moto3-Klasse bereits vorüber. Seine Klassen-Kollegen sind noch losgebraust in der Hoffnung, dass das Schweizer Talent überlebt.
Podestfahrer weiss von nichts
Als die Moto2 ohne Tom Lüthi startet, hat im Fahrerlager bereits die Runde gemacht, dass es in der Töff-WM zum ersten Todesfall seit Luis Salom 2016 gekommen ist. Aber die Teams schützen ihre Piloten, die sich bereits auf den Start vorbereiten, und sagen nicht Bescheid: So kommts nach dem Sieg von Remy Gardner zur tragischen Situation, dass der Drittplatzierte Marco Bezzechi im Podestinterview dem verunglückten Schweizer viel Kraft wünscht.
KTM-Motorsportchef Pit Beirer hingegen weiss Bescheid, auch Jason ist ein österreichisches Motorrad gefahren. Er sagt nach dem Moto2-Doppelsieg: «Wir sind happy – an einem sehr traurigen Tag.»
Quartararo siegt unter Tränen
Sehr emotional wird es nach dem MotoGP-Rennen, das als letztes um 14 Uhr startet. GP-Sieger Fabio Quartararo, der am Samstag noch die besten Wünsche ins Spital von Florenz schickte, hält an eben jener Stelle an, wo Dupasquier gestürzt ist, streckt die Hände in den Himmel und würdigt damit der verstorbenen Nachwuchshoffnung.
Bilder, bei denen es jedem Fan kalt den Rücken runter läuft. Noch emotionaler wird Quartararo im Ziel. Der Franzose weint in seinen Helm, stützt sich erschöpft über die Absperrung, als ihm ein Mechaniker eine Schweizer Fahne übergibt, die er dann stolz in seinen Händen hält. Also würde er sagen wollen: «Der war für dich, Jason!» Ein Gänsehautmoment!
Auch eine schöne Geste: Auf Quartararos Helm prangt der Schriftzug «Ja50n». In Anlehnung an Dupasquier, auf dessen Töff die Startnummer 50 prangte. Vor dem Rennen reihen sich die Stars zu einer Schweigeminute auf, während Dupasquiers Maschine vorne dran steht.
Unfall-Beteiligter fast auf dem Podest
Am besten blendet Moto3-Pilot Ayumu Sasaki (20) den Horror aus. Der Japaner war es, der Dupasquier nicht ausweichen konnte und nach dem Zusammenprall ebenfalls heftig stürzte. Doch Sasaki fährt im Rennen voll vorne mit und verpasst auf Rang 4 das Podest nur knapp. Auch Jeremy Alcoba (19), der den auf der Strecke liegenden Dupasquier ebenfalls erwischte, fährt als 15. in die WM-Punkte.
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Auf dem Siegerpodest wird aus Respekt vor Dupasquier auf das Champagner-Spitzen verzichtet. Schon, als es noch Hoffnung gibt. Die Podest-Fahrer um Sieger Dennis Foggia (20, It) widmen ihre Top-3-Ränge dem Kollegen, den sie zu diesem Zeitpunkt noch am Leben glauben. Der zweitplatzierte Jaume Masia (Sp, 20) sagt: «Dieses Resultat widme ich Jason, er hätte es mehr verdient als ich.»
In den Rennen selber gehts aber wie immer zur Sache. Die wilde Teenager-Horde in der kleinsten WM-Klasse gibt Vollgas. Bereits in der ersten Runde krachts schon wieder heftig. Aber beim Massensturz von vier Piloten geht im Gegensatz zum verheerenden Dupasquier-Zwischenfall alles gut.