Zuerst der Ärger, dann die verspätete Freude, dann die Sorge um einen gestürzten Kollegen. Motocross-Pilot Jeremy Seewer (26) erlebt beim GP in Mantua (It) einen verrückten Renntag.
Einer, der in die Geschichte der Motocross-WM eingeht. Mit dem Töff-Star aus Bülach ZH siegt erstmals ein Schweizer in der Königsklasse MXGP. Ein Karriere-Meilenstein nach seinen fünf GP-Siegen in der kleinen MX2-Klasse. Seewer zu BLICK: «Das ist grossartig. In letzter Zeit haben mir alle gesagt, dass ich reif für den ersten Sieg bin. Aber ich habe mir keinen Druck gemacht.»
Dabei scheint der Vize-Weltmeister nach einem Sturz im 2. Lauf einmal mehr diese Saison am ersten GP-Sieg vorbeigeschrammt zu sein. «Den 1. Lauf habe ich dominiert und gewonnen. Im 2. Lauf ist mir ein Fehler passiert, der auf diesem Niveau jedem passieren kann. Darüber geärgert habe ich mich natürlich trotzdem», sagt Seewer.
Drei Fahrer missachten Gelbe Flaggen
Der Yamaha-Star steigt also als GP-Zweiter hinter Jorge Prado (Sp) aufs Podest: «Da wurde aber bereits davon geredet, dass es noch Strafen geben könnte.» Einige Piloten haben trotz gelben Flaggen einen Sprung voll genommen, ein klarer Regelverstoss. Deshalb setzt die Rennleitung zwei Fahrer zurück. Aber am Podest ändert sich nichts. Seewer sitzt längst bei seinem Team. «Eine halbe Stunde danach haben sie auch noch meinen Teamkollegen bestraft, was das Endergebnis dann änderte.»
Zugunsten des Schweizers. Er ist im 2. Lauf plötzlich Dritter statt Sechster – das macht ihn zum GP-Sieger. Die MXGP-Promoter beordern den Bülacher für den Pokaltausch und Fotos zurück aufs Podest. Seewer: «Leider wurde die Hymne nicht mehr gespielt.»
Sorge um Crash-Opfer
Die Stimmung im Fahrerlager bleibt aber gedämpft. Der schwer gestürzte Arminas Jasikonis (23, Lett) muss bewusstlos mit dem Heli ins Spital geflogen werden. Auch Seewer sorgt sich um seinen Ex-Teamkollegen: «Ich hoffe das Beste.»
Mehr zu Jeremy Seewer
Seewer ist nun WM-Dritter und kämpft mit den grössten Namen der MXGP-Welt um den Titel. Er sagt: «Ich schaue nicht auf die Tabelle, es kommen noch viele Rennen.»
Die nächsten schon am Mittwoch und am Sonntag, wieder in Mantua. Wegen der Corona-Pandemie gibt’s im WM-Kalender mehrere solcher Triple-Events. «Das ist körperlich und mental sehr hart. Es dreht sich alles um die Erholung, das Essen und den Schlaf», schildert der Bülacher. Dafür hat Seewer seine ganz persönliche Wohlfühloase eingerichtet. Er lebt die ganze Woche mit seinen Eltern Anita und René vor Ort im Wohnmobil.
Laufsieg? MXGP-Sieg? GP-Sieg? In vielen Schweizer Medien gibt’s um die Ergebnisse von Jeremy Seewer immer wieder Verwirrung. BLICK erklärt das Rennformat in der Motocross-WM: Ein Grand Prix besteht aus zwei Läufen, in denen es jeweils um WM-Punkte geht. Die Addition beider Läufe ergibt das entscheidende GP-Klassement – ähnlich wie beim Skisport im Slalom und Riesenslalom. Eine Podestzeremonie für die einzelnen Läufe gibt’s nicht. Die Pokale gibt’s nach dem Renntag für die Top-3 in der GP-Rangliste. Vor drei Wochen hat Seewer in Faenza zwar erstmals einen Laufsieg geholt, den GP-Sieg aber verpasst. Nun hat der Schweizer erstmals in seiner MXGP-Karriere in zwei Läufen die meisten Punkte gesammelt und ist darum Premieren-GP-Sieger in der Königsklasse. (md)
Laufsieg? MXGP-Sieg? GP-Sieg? In vielen Schweizer Medien gibt’s um die Ergebnisse von Jeremy Seewer immer wieder Verwirrung. BLICK erklärt das Rennformat in der Motocross-WM: Ein Grand Prix besteht aus zwei Läufen, in denen es jeweils um WM-Punkte geht. Die Addition beider Läufe ergibt das entscheidende GP-Klassement – ähnlich wie beim Skisport im Slalom und Riesenslalom. Eine Podestzeremonie für die einzelnen Läufe gibt’s nicht. Die Pokale gibt’s nach dem Renntag für die Top-3 in der GP-Rangliste. Vor drei Wochen hat Seewer in Faenza zwar erstmals einen Laufsieg geholt, den GP-Sieg aber verpasst. Nun hat der Schweizer erstmals in seiner MXGP-Karriere in zwei Läufen die meisten Punkte gesammelt und ist darum Premieren-GP-Sieger in der Königsklasse. (md)