WM-Auftakt im Schlamm von England: Jeremy Seewer (25) startet als Vizeweltmeister der Königsklasse in die neue Motocross-Saison. «Ich bin voll parat für den Auftakt. Ich hatte diesen Winter seit langem keine so gute Vorbereitung mehr», sagt Seewer vor dem Start.
Das beweist der MXGP-Star aus Bülach ZH sogleich auf der Cross-Piste in Matterley Basin: Im 1. Lauf zeigt der Yamaha-Werkspilot einen Bombenstart und braust auf den starken Rang 2. Damit winkt der 33. GP-Podestplatz der Karriere – doch der geht Seewer mit defekter Bremse durch den achten Rang im 2. Lauf durch die Lappen. Er wird hinter den drei MXGP-Superstars Herlings (Ho), Gajser (Slo) und Cairoli (It) Tages-Vierter.
Aber der erste von 20 GPs dieser Saison zeigt: Seewer ist in der Motocross-Weltspitze auch 2020 wieder bei der Musik. Für Musik sorgt der Zürcher aber auch abseits seines Töffsattels. In einem Video zeigt Seewer sein verborgenes Talent am Klavier. Stilecht intonieren Seewers Finger ein Beethoven-Stück, trotz Cross-Stiefel bedient er die Fusspedalen mit Gefühl.
«Meinen Eltern war es sehr wichtig, dass ich als Kind Klavier spielen lerne. Ich habe gerne gespielt. Aber noch lieber war ich draussen», sagt der Bülacher.
Doch als Jugendlicher wird Töff-Fahren immer wichtiger. Jeremy hört mit Klavier auf und startet im Motocross durch, vor dem Vize-Titel 2019 wird er auch zweimal Zweiter in der kleinen MX2-WM und EM-Zweiter. «Ein bisschen bereue ich es, dass ich mit Spielen aufgehört habe. Aber zum Glück habe ich es nicht ganz verlernt», sagt er.
Weitergehen soll nun diese Saison auch seine Serie von gefahrenen Rennen in Folge. Der England-GP war Seewers 111. GP in Folge. Eine Wahnsinnszahl im Knochenbrechersport Motocross – sein Genfer Yamaha-Teamkollege Arnaud Tonus etwa kehrt eben erst nach einem Daumenbruch zurück und wird Tages-14.