Töff-Star Lüthi zum Tod von Dupasquier (†19)
«Ich stand vor einem Scherbenhaufen»

Mit dem Tod seines Zöglings Jason Dupasquier (†19) brach für Tom Lüthi (34) eine Welt zusammen. Bei Blick redet der Schweizer Töff-Star erstmals über den Verlust und warum er trotzdem am Sonntag wieder Rennen fährt.
Publiziert: 01.06.2021 um 19:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.06.2021 um 19:38 Uhr
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Ein Bild aus glücklichen Tagen: Anfang 2020 begrüssen Tom Lüthi (l.) und Jesko Raffin (r.) WM-Neuling Jason Dupasquier im GP-Zirkus.
Foto: keystone-sda.ch
Matthias Dubach

Blick: Für einmal ist das keine Floskel-Frage. Wie geht es Ihnen?
Tom Lüthi:
Die ganze Situation ist immer noch unbegreiflich und unfassbar. Es ist eine grosse Leere da. Es wird Zeit brauchen, alles zu verarbeiten. Aber trotzdem geht es weiter.

Bereits diesen Freitag beginnt das GP-Wochenende in Barcelona mit dem ersten Training.
Es ist schwierig, dass es ausgerechnet jetzt Schlag auf Schlag geht mit den Rennen. Aber ich werde am Mittwoch nach Barcelona reisen und am Rennen teilnehmen.

Ihr Teamchef sagte am Montag zu Blick, dass er noch nicht wisse, ob Sie das nächste Rennen fahren werden. Brauchten Sie Bedenkzeit?
Ja. Ich habe einen Tag gebraucht, um mir bei einigen Sachen klar zu werden. Deshalb habe ich bisher auch keine Interviews gegeben. Ich stand vor einem Scherbenhaufen. Jetzt gehts darum, die Scherben aufzuheben und so gut wie möglich wieder zusammenzufügen.

Haben Sie sogar an den Rücktritt gedacht?
Mir sind extrem viele Gedanken durch den Kopf gegangen. Aber dieser Gedanke war nicht darunter.

Aber der Gedanke, den nächsten GP in Spanien auszulassen?
Ich habe mich entschieden, in Barcelona zu fahren. Es muss weitergehen. Auch, weil es an der Situation mit Jason nichts geändert hätte, wenn ich eine Pause mache.

Sie haben Dupasquier als Mentor eng begleitet. War er wie ein jüngerer Bruder?
Wir waren einfach eng verbunden durch unsere gemeinsame Leidenschaft. Wir haben oft zusammen trainiert und gemeinsame Sponsoren-Events gehabt. Es hat mich glücklich gemacht, ihn auf einem guten Weg in der WM zu sehen. Ich habe miterlebt, wieviel er dafür gearbeitet hat. Es ist sehr schwierig, als Schweizer Rennfahrer so weit zu kommen wie er.

Sie haben in Mugello aufs Rennen verzichtet und sind zu Jason ins Spital gefahren. Ein mutiger Schritt – der Anblick eines Kollegen auf der Intensivstation ist nicht jedermanns Sache.
Für mich war es eine klare und logische Entscheidung, dass ich ins Spital gehe. Mein Team hatte grosses Verständnis dafür. Natürlich ist es mein Job, Rennen zu fahren. Aber wir sind auch Menschen mit Gefühlen. Deshalb kann es Situationen geben, in denen der Job in den Hintergrund rückt.

Waren Sie dann bis am Montag in Florenz an der Seite der Familie?
Dazu kann ich aus Respekt vor der Familie nur sagen, dass ich noch am Sonntag direkt vom Spital aus nach Hause in die Schweiz gefahren bin.

Mit welchem Gefühl werden Sie am Freitag auf den Töff steigen?
Das werde ich selber erst am Freitag herausfinden.

Kann die Rückkehr auf die Strecke auch als Ablenkung dienen?
Ob das funktioniert, weiss ich noch nicht. Das werde ich erst am Freitag wissen.

Hat sich Ihre Einstellung zum gefährlichen Sport verändert?
Es ist der falsche Zeitpunkt, um über die Sicherheit zu reden. Es ist mein Job und ich werde in Barcelona fahren.

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