«Dieser Sieg ist für Dupasquier und seine Familie»
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Endloser Töff-Horror um tote Teenager
«Die Situation ist komplett ausser Kontrolle!»

Der Töff-Sport hat dieses Jahr drei hoffnungsvolle Talente verloren. Das sind die Gründe für die gefährliche Entwicklung im Nachwuchs.
Publiziert: 13.10.2021 um 11:26 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2021 um 14:56 Uhr
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Die dritte Schweigeminute in vier Monaten: Der GP-Zirkus gedenkt in Austin dem verstorbenen Kollegen Dean Berta Vinales (†15).
Foto: keystone-sda.ch
Matthias Dubach

Es ist ein schwarzes Jahr für den Töff-Sport. Mit dem Fribourger Jason Dupasquier (†19) sowie den spanischen Junioren Hugo Millan (†14) und Dean Berta Vinales (†15) haben in vier Monaten drei Rennfahrer ihre schrecklichen Überroll-Unfälle nicht überlebt. Mittlerweile ist man sich im WM-Fahrerlager einig: So kann es nicht weitergehen!

Dass die Gefahr mitfährt, hat jeder Pilot im Hinterkopf. Aber die Todesrate 2021 ist sogar so hoch wie in den 80er Jahren, als sich das Bewusstsein für mehr Sicherheit bei den Rennstrecken und der Ausrüstung erst zu entwickeln begann.

Töffs sind zu einfach zu fahren

Besonders schockierend: Das junge Alter des Trios. Warum die traurige Bilanz von toten Teenagern? Dafür gibts zwei Hauptgründe. Durch die Professionalisierung der internationalen Nachwuchs-Förderung – angepriesen als «Road to MotoGP» – ist es normal geworden, dass schon 12-Jährige 200 km/h schnelle Töffs auf den grossen GP-Pisten steuern. Und weil diese Maschinen technisch allesamt praktisch gleich stark sind, verkommen die Rennen stets zu gefährlichen Pulk-Fahrten. Die Sturz- und Überroll-Gefahr fährt ständig mit.

«Das Problem der Moto3 und Supersport 300 ist klar: Die Töffs sind zu ähnlich und zu einfach zu fahren», schreibt der renommierte MotoGP-Autor Mat Oxley in einer Kolumne, «deshalb starten die Fahrer irrwitzige Überholmanöver, die technischen Regeln zwingen sie praktisch dazu.» Das Paradoxe: Die Einheits-Töffs wurden als Kosten-Bremse und für mehr Spannung eingeführt. Doch jetzt sind sie ein Todes-Faktor.

Tom Lüthi: «Die Jungen haben viel Druck!»

Auch Tom Lüthi (35) beobachtet die gefährliche Entwicklung in den kleinen Töff-Klassen mit Sorge. Nicht zuletzt, weil er nach seinem Rücktritt als Manager vom Schweizer Talent Noah Dettwiler (16) und als Nachwuchs-Chef vom Prüstel-Rennstall bald im Juniorenbereich arbeitet.

«Es gibt viele Punkte, die man diskutieren kann», sagt der Ex-Weltmeister. Lüthi nennt als Beispiel die asphaltierten Auslaufzonen, die man wieder mit Rasen begrünen könnte, damit Fehler mehr bestraft und das Risiko mehr dosiert wird.

Aber Lüthi sagt auch: «Der hohe Druck ist ein wichtiger Aspekt.» Die Töff-Teenager fahren schon in der kleinen Moto3-WM nach dem MotoGP-Format, ab dem ersten Training zählen die Rundenzeiten für die Quali. «Das ganze Wochenende ist durchgetaktet, jede Session wird voll am Limit gefahren. Das löst Stress aus, der Spass bleibt im Hintergrund. Schon die jungen Fahrer müssen ständig abliefern», sagt Lüthi.

Früher sei die kleinste WM-Kategorie eine Einsteigerklasse gewesen. «Als ich in die 125er WM kam, bin ich zum ersten Mal auf einem GP-Töff gesessen, hatte grossen Respekt und habe mich Schritt für Schritt herangetastet.»

Doch heute? Da kommt ein Supertalent wie Moto3-WM-Leader Pedro Acosta (17) fertig ausgebildet in den GP-Zirkus, weil schon im Nachwuchs jahrelang auf Moto3-Töffs und auf den GP-Stecken gefahren wird!

Auch Tom Lüthi (35) beobachtet die gefährliche Entwicklung in den kleinen Töff-Klassen mit Sorge. Nicht zuletzt, weil er nach seinem Rücktritt als Manager vom Schweizer Talent Noah Dettwiler (16) und als Nachwuchs-Chef vom Prüstel-Rennstall bald im Juniorenbereich arbeitet.

«Es gibt viele Punkte, die man diskutieren kann», sagt der Ex-Weltmeister. Lüthi nennt als Beispiel die asphaltierten Auslaufzonen, die man wieder mit Rasen begrünen könnte, damit Fehler mehr bestraft und das Risiko mehr dosiert wird.

Aber Lüthi sagt auch: «Der hohe Druck ist ein wichtiger Aspekt.» Die Töff-Teenager fahren schon in der kleinen Moto3-WM nach dem MotoGP-Format, ab dem ersten Training zählen die Rundenzeiten für die Quali. «Das ganze Wochenende ist durchgetaktet, jede Session wird voll am Limit gefahren. Das löst Stress aus, der Spass bleibt im Hintergrund. Schon die jungen Fahrer müssen ständig abliefern», sagt Lüthi.

Früher sei die kleinste WM-Kategorie eine Einsteigerklasse gewesen. «Als ich in die 125er WM kam, bin ich zum ersten Mal auf einem GP-Töff gesessen, hatte grossen Respekt und habe mich Schritt für Schritt herangetastet.»

Doch heute? Da kommt ein Supertalent wie Moto3-WM-Leader Pedro Acosta (17) fertig ausgebildet in den GP-Zirkus, weil schon im Nachwuchs jahrelang auf Moto3-Töffs und auf den GP-Stecken gefahren wird!

Auch wenn nur Dupasquier bei einem Grand Prix verunglückte, haben auch die beiden anderen Todesfälle das spanisch geprägte GP-Fahrerlager extrem erschüttert – denn die Junioren-WM (Millan) und die Supersport-300-WM (Vinales) werden wie der GP-Zirkus von der spanischen Dorna veranstaltet. Zudem sind diese Unglücke spanischen Piloten und auf spanischen Rennstrecken passiert.

Zur jüngsten Eskalation der Betroffenheit führt nun der glimpflich abgelaufene Massencrash im Moto3-Rennen beim Texas-GP. Denn jetzt machen sich selbst die abgebrühten Töff-Stars ernsthafte Sorgen. Auch um das Image des Sports, denn tote Minderjährige werfen in der Öffentlichkeit unbequeme Fragen auf.

Futuristische Lösungsansätze

Der Tenor: Jetzt muss sich etwas ändern. Superstar Valentino Rossi (42), der 2011 am Überroll-Drama um Marco Simoncelli (†24) beteiligt war, sagt: «Es ist wie russisches Roulette. Die Situation ist komplett ausser Kontrolle. Das war ein potentiell tödlicher Crash. Töff-Rennen sind zu gefährlich, um sich so leichtsinnig auf der Strecke zu verhalten. Der Respekt muss wichtiger bleiben als ein Platzgewinn!»

Nun geistern folgende Ideen herum: Eine höhere Alterslimite in den Nachwuchsklassen und härtere Strafen für irre Manöver, um die Heisssporne zur Räson zu bringen. Dazu futuristische Optionen wie das ferngesteuerte Abschalten aller Motoren, wenn ein Fahrer im Pulk stürzt. Ob das ausreicht, um das nächste Drama zu verhindern?

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