Es war ein Schlamassel sondergleichen. Beim letzten Rennen der ABB Formel E in Valencia fliegt das halbe Feld aus der Wertung, weil die Akkus der Boliden vor dem Ziel leer waren. Elektro-Autos ohne Saft – die Häme war gross.
Auch, weil die leeren Akkus gar nicht technikbedingt waren, sondern aus Spannungsgründen nur virtuell. In jeder Safetycar-Phase zieht die Rennleitung allen Piloten einen gewissen Prozentsatz der verfügbaren Leistung ab – nur gab es so viele Gelb-Phasen wie noch nie.
Erster Direktvergleich mit der Formel 1
Ausgerechnet nach dem Valencia-Witz folgt nun ein E-Prix, der die Quantensprünge demonstrieren soll. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte tritt die Elektro-Liga auf einer Formel-1-Strecke an.
Die Formel E wagt den Direktvergleich und fährt in Monaco erstmals nicht auf einer Kurzvariante, sondern den legendären Circuit mit dem Tunnel (Samstag, 16 Uhr, MySports live). Unser Elektro-Star Sébastien Buemi bekommt einen neuen Nissan-Antrieb und sagt: «Ich kenne die Strecke gut, ich bin hier Formel 1 und auch GP2 gefahren. Ein Podestplatz auf Anhieb mit dem neuen Auto wäre in unserer bisher schwachen Saison toll.»
Rund 20 Sekunden langsamer als F1
2010 legt Buemi im F1-Qualifying im Toro Rosso mit 1:15,413 seine schnellste Monaco-Runde hin. Aber die Batterie-Autos werden beim ersten Direktvergleich deutlich langsamer sein.
Das weiss auch Nico Müller. Der Thuner hatte beim Valencia-Witz als einer der wenigen noch Saft und wurde sensationell Zweiter. Auf der Monaco-Originalstrecke stand er schon zuoberst: 2013 triumphierte er in der Formel Renault 3.5. Damals seine Pole-Zeit: 1:23,453. «Diesmal werden wir in der Quali zehn bis zwölf Sekunden langsamer sein», sagt Müller.
Mit WM-Rang 9 reist Edoardo Mortara als bester Schweizer ins Fürstentum. Der Genfer sieht die Formel-E-Premiere auf der F1-Strecke nicht als Meilenstein. «Die beiden Konzepte sind einfach zu verschieden. Der Speed in der Formel 1 ist eine andere Hausnummer», sagt Mortara, «ein Formel-E-Meilenstein ist viel eher, dass wir mitten in Städten wie auch in Zürich fahren, was in der Schweiz über 60 Jahre nicht möglich war!»