Monatelang in einem kleinen Ruderboot mitten auf dem Ozean, mit Schlafmangel, meterhohen Wellen, Stürmen und Blasen an Händen, Füssen und am Po. Für viele Menschen eine Horrorvorstellung. Marina Hunziker (32) hingegen kann von der Schinderei im Ruderboot kaum genug bekommen.
Sie ist erst vor einem Jahr in zweieinhalb Monaten über den Atlantik gerudert. Doch nun bereitet sich Hunziker längst auf das nächste Abenteuer vor: die Pacific Challenge. Der Pazifik-Wahnsinn startet am Dienstag im kalifornischen Monterey und endet 4500 km entfernt auf Hawaii.
Hunziker: «Ich bin ein Kind des Meeres. Ich habe es enorm genossen, total abgekoppelt von der Welt wochenlang auf dem Meer zu sein. Man wird total eins mit der Natur.»
Die Abenteuerlust ist ungestillt
Die Luzernerin kam bei der irren Atlantic Challenge, dem härtesten Ruderrennen der Welt von den Kanaren bis in die Karibik, zusammen mit Teampartnerin Sonja Buck-Graf nach 75 Tagen und 5285 geruderten Kilometern im Ziel an. Als zweitletztes der gestarteten 36 Boote im Rennen.
Während Buck-Graf auf einen zweiten Ruder-Trip momentan dankend verzichtet und den festen Boden unter den Füssen schätzt, hat Hunziker die Abenteuerlust längst wieder gepackt.
Und zwar, weil aus einem Running-Gag in der Atlantik-Community Ernst wird. Hunziker: «Viele Ruderer haben beim Start immer wieder gewitzelt, ‹wir sehen uns dann auf dem Pazifik.›» Hinter der 2023 zum ersten Mal stattfindenden Pacific Challenge stehen dieselben Organisatoren wie beim Atlantik-Wahnsinn.
Ein Vierer-Boot mit drei Nationen
Bei einem Quartett ist die Leidenschaft aber tatsächlich so gross, dass sie sich zu einem bunt gemischten Team zusammenschliessen. Die Luzernerin geht nun mit der Holländerin Iris Noordzij, dem Ami Paul Lore und dem Schweiz-Ami Mat Steinlin an den Start. Als Team «Ohana». Sie alle haben die Tortur auf dem Atlantik bereits erlebt. Nun wollen sie zu viert den Pazifik bezwingen und nach Hawaii rudern.
Hunziker ist auch aus einem speziellen Grund Feuer und Flamme für ihr nächstes Projekt. Sie hat zwei Jahre in Kalifornien gelebt, hat als Aupair gearbeitet und das College besucht. «Ich habe den Kontakt zu meiner Gastfamilie nie verloren. Nun werden alle beim Start dabei sein.»
Bei der Pazifik-Premiere sind weitere Schweizer mit dabei. Das Team «Ocean's 4» mit Philipp Kessler, Astrid Schmid, Denise Lützelschwab und Maria-Theresa Zwyssig kommt aus dem Berner Oberland. In der Vierer-Crew von «Kiwi-Fondue» rudern die Brüder Alexander und Lorenz Gammeter mit. Und das internationale Quartett von «Pacific Discovery» ist wegen des gemeinsamen Arbeitgebers SwissRe als Schweizer Boot angemeldet.