«Ohne Robin ist mir die Motivation weggefallen»
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Gmelin über verstorbenen Coach:«Ohne Robin ist mir die Motivation weggefallen»

Emotionaler Rücktritt des Ruder-Stars
Gmelins verstorbener Trainer (†40) war auch ihr Freund

Mit dem Tod von Robin Dowell hat Ruder-Star Jeannine Gmelin den wichtigsten Menschen ihres Lebens verloren. Ohne ihren Trainer und Freund an ihrer Seite setzt sie ihre Karriere nicht mehr fort.
Publiziert: 25.01.2023 um 16:33 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2023 um 19:13 Uhr
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Emotionaler Medientermin in Kägiswil OW: Jeannine Gmelin erklärt nach dem Tod ihres Trainers den Rücktritt als aktive Ruderin.
Foto: keystone-sda.ch
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Dieser Rücktrittsgrund ist so traurig, dass er in keiner Karriereplanung vorkommt. Jeannine Gmelin (32) beendet ihre aussergewöhnliche Ruder-Karriere per sofort, weil ihr Trainer und Lebenspartner Robin Dowell (†40) am 16. Dezember mitten auf einer Trainingsfahrt aus dem Leben gerissen wird.

Gmelin sagt: «Das Bauchgefühl, aufzuhören, kam rasch auf und ist dann auch geblieben. Es fühlt sich gut an, nun den Cut zu machen. Ich bin einfach dankbar für alles, was ich mit Robin erleben durfte.»

Der unfassbare Schicksalsschlag auf dem Sarnersee ist erst sechs Wochen her. Dennoch redet Gmelin an einer Medienkonferenz in ihrem privaten Gym in Kägiswil OW erstmals offen über die schwerste Zeit ihres Lebens.

Ihre Schwester wich nicht von Gmelins Seite

Die Zürcher Oberländerin schildert eine enorme Welle von Mitgefühl. Darunter sind auch unerwartete Angebote. Ihre Konkurrentin Magdalena Lobnig (32) bot an, dass sich Gmelin in Österreich ihrer Trainingsgruppe anschliessen könne. Und Gmelin ist beeindruckt, wie sehr ihr die eigene Familie und Dowells englische Verwandtschaft beisteht.

Gmelins Schwester reist noch am Todestag nach Sarnen und weicht während drei Wochen nicht von ihrer Seite. «Wir sind sehr verschieden und stehen uns eigentlich nicht so nahe», sagt die Ex-Weltmeisterin, «sie hat mir in den ersten Wochen viel abgenommen. Ich bin sehr froh um sie.»

Mit dem Segen von Dowells Familie ist es Gmelin selber, die mit ihrer Schwester die Abdankungsfeier organisiert. Diese findet in Sarnen, nicht in England, statt.

Dass Gmelin und ihr Coach auch privat ein Duo waren, trennte sie immer strikt vom Sportlichen. Auch, als sie nach der Absetzung von Dowell 2019 als Verbandstrainer mit dem Briten ausserhalb der Swiss-Rowing-Strukturen weitermachte. Nun nennt sie ihn Seelenverwandten, Partner, besten Freund und ergänzt: «Wir waren Teammates for Life (engl.: «Teamkollegen fürs Leben»). Ich vermisse ihn vor allem bei den ganz alltäglichen Sachen.»

Gmelin redet unter Tränen über Dowell

Zuletzt hörte Gmelin immer wieder gut gemeinte Ratschläge. «Viele meinten, rudere weiter für Robin.» Es sind die emotionalsten Momente am Medientermin in der kleinen Küche neben ihrem Gym. Gmelin kann die Tränen nicht mehr zurückhalten und sagt weinend, aber mit fester Stimme: «Ich mache sowieso weiter für ihn. Er steht weiterhin hinter mir. Egal, was ich in Zukunft mache.»

Nach diesen Worten herrscht beklemmende Stille am Tisch. Managerin Daniela Gisler, gemäss Gmelin ebenfalls eine grosse Stütze in diesen Tagen, lenkt dann den Fokus geschickt auf den Sport.

2024 in Paris wollte der Ruder-Star nach zwei fünften Rängen an Olympischen Spielen nochmals angreifen. «Dafür braucht es 100 Prozent Einsatz. Aber ich sehe mich nicht mehr als Aktivsportlerin. Ich war seither nur einmal im Skiff auf dem Wasser, aber es fühlte sich total leer an», sagt die Wahl-Obwaldnerin, die trotz allem vorerst am Sarnersee wohnen bleibt. «Ich habe nichts gegen den See und das Rudern. Mir bleiben die vielen schönen Momente.»

Gmelin hat keinen Groll auf das Schicksal, das sie in die grosse Leere gestossen hat. «Ich bin auch froh, dass ich dabei war, als es passierte. Es wäre schlimmer gewesen, einfach irgendwo die schlimme Nachricht zu bekommen.»

Der medizinische Grund für den Sturz vom Motorboot ins Wasser und das Ertrinken liess sich trotz Autopsie nicht eruieren. Dowell war Epileptiker, aber auch auf diese Krankheit als Ursache gibts keine Hinweise. Der Tod auf dem See kam aus dem Nichts.

Was sie in Zukunft macht, hat Gmelin noch nicht entschieden. Eines weiss sie aber: Sie will Dowells aussergewöhnliche Menschlichkeit weiterzuleben. «Er ist auf jeden Menschen unvoreingenommen zugegangen. Egal ob ein einjähriges Kind oder eine 90-jährige Frau, Robin hat immer die richtige Wellenlänge gefunden. Das bleibt mir für immer. Das will ich weiterführen.»

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