Olympiasiegerin Leone legt Marathon-Sessions hin
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Ausdauer und Präzision gefragt:Olympiasiegerin Leone legt Marathon-Sessions hin

1000 Schüsse in zwölf Stunden
Olympiasiegerin Chiara Leone macht knallhartes Schiesscamp

Olympiasiegerin Chiara Leone absolviert ein extremes Training: 5000 Schüsse in fünf Tagen. Ziel ist es, den «Flow State» zu erreichen. Alles, damit der Weltcup-Auftakt gelingt.
Publiziert: 20.03.2025 um 20:00 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2025 um 10:44 Uhr
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Anvisieren, schiessen, nachladen. Tausend Mal muss Chiara Leone dies an jedem der fünf Shoot-Camp-Tage machen.
Foto: Sven Thomann

Darum gehts

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Nele BachmannRedaktionelle Mitarbeiterin Sport

Tausend Schüsse pro Tag – und das fünf Tage am Stück. Was viele andere als verrückt abstempeln würden, hat sich das Schweizer Trio Christoph Dürr (28), Franziska Stark (26) und Chiara Leone (26), die Olympiasiegerin im Dreistellungskampf, als Ziel gesetzt.

Schiessen ist ein Präzisionssport. Eigentlich geht es hier um Qualität, nicht um Quantität. Trotzdem soll das Programm von Leone und Co. im nationalen Leistungszentrum in Biel nichts zu tun haben mit wildem Herumgeballere.

Die Anspannung und Konzentration, die von den drei Schützen ausgeht, als Blick in dieser Woche zu Besuch ist, scheint geradezu greifbar. Praktisch bewegungslos visieren sie ihr Ziel an, schiessen und laden sogleich mit gezielten Handgriffen wieder nach. Immer und immer wieder. «Das ist der sogenannte ‹Flow State›», erklärt der Neuroathletiktrainer Jochem Stephan. «Das ist so, wie wenn man bei der Fernbedienung auf ‹Play› drückt und dann der ganze Vorgang von selbst läuft. Die Sportler erreichen eine tiefere Bewusstseinsebene. Das heisst, sie denken gar nicht mehr darüber nach, was sie da machen.»

Olympiasiegerin Leone legt Marathon-Sessions hin
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Ausdauer und Präzision gefragt:Olympiasiegerin Leone legt Marathon-Sessions hin

Diesen Zustand abrufen zu können und dennoch ein hohes Mass an Konzentration zu behalten, ist eines der Ziele dieses verrückten «Shoot Camps», wie Nationaltrainer Enrico Friedemann erklärt. Und bis jetzt scheint der Plan aufzugehen. «Wir sind selber etwas überrascht, dass die Athleten auch spätabends noch in der Lage sind, sehr, sehr gut zu schiessen.»

Der ideale Wettkampfzustand

Wenn man zwölf Stunden pro Tag schiesst – so lange brauchen die Athleten für tausend Schüsse – bleibt gar keine Zeit mehr, um über jeden Schuss nachzudenken. Entweder, man kommt in den «Flow State», oder man geht an der Aufgabe kaputt. Dieser Zustand gilt als ideal für den Wettkampf, weshalb dieses Mega-Projekt auch kurz vor dem Weltcup-Auftakt angesetzt ist.

Das bestätigt während einer kurzen Schiesspause auch Chiara Leone selbst. «Die besten Schüsse sind die, wo du am Ende selbst überrascht bist, dass du jetzt geschossen hast, weil alles automatisch ablief und man keine aktive Entscheidung getroffen hat, abzudrücken. Genau diese Automatismen kommen in den müden Stunden hier im Schiessstand zum Tragen.»

Leones Schwäche: Die Gefühlskontrolle

Doch kommt beim Schiess-Marathon manchmal auch Frust auf, weil eben nicht jeder Versuch sitzt? «Gerade gegen Abend nimmt das Niveau schon mal ab. Doch da muss man ruhig bleiben und das akzeptieren. Das ist für mich eine sehr gute Übung», meint Leone.

Denn obwohl die Olympiasiegerin nichts aus der Fassung zu bringen scheint, bezeichnet sie selbst ihre Emotionalität als ihre grösste Schwäche: «Früher hat man schon von ausserhalb des Schiessstands gemerkt, wenn es mir nicht gut lief. Der Umgang mit meinen Emotionen war wirklich etwas, das ich lernen musste.» Heute hat sie Strategien, um mit ihrem Frust umzugehen. «Ich werfe dann die Hülse weg und stelle mir vor, alle meine negativen Emotionen wären darin», sagt die Aargauerin.

Am Weltcup in Buenos Aires, der am 31. März startet, muss Leone hoffentlich nicht zu viele Hülsen wegwerfen. Denn wenn sie in den «Flow State» kommen kann, dann steht der Schweizer Spitzenschützin nichts im Weg. Das hat sie an den Olympischen Spielen mit ihrer Gold-Medaille eindrücklich bewiesen.

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