Mujinga Kambundji über Ditaji
Meine Schwester ist in allem weiter, als ich es war

Mujinga Kambundji, die schnellste Frau der Schweiz, ist Kolumnistin für Blick. In diesem Monat blickt die Bernerin auf die EM zurück und spricht über ihre Beziehung zu Schwester Ditaji.
Publiziert: 28.06.2024 um 18:07 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2024 um 11:35 Uhr
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Mujinga (links) und Ditaji Kambundji haben in Rom jeweils eine Medaille gewonnen.
Foto: keystone-sda.ch
Mujinga Kambundji

Die EM in Rom liegt hinter uns, der Sieg über 200 Meter war einer meiner am schwersten erkämpften Titel. Normalerweise gehe ich mit mehr Selbstvertrauen im Koffer zu einer grossen Meisterschaft. Denn obwohl ich das Gefühl hatte, dass alles da war, hatte ich seit Beginn der Saison noch kein wirklich schnelles Rennen gehabt.

Ich war mir nicht sicher, ob ich in Rom gute Zeiten laufen kann. Jedes Jahr brauche ich immer mehrere Rennen, damit sich alles wirklich zusammenfügt. Da diese Saison mit der sehr früh angesetzten EM besonders ist, war es schwieriger, sich zurechtzufinden. Der Prozess hat mich mehr Wettkämpfe gekostet als erwartet.

Die 100 Meter – mit meinem achten Platz im Final – waren positiv. Das war zwar eindeutig nicht der Rang, den ich wollte. Aber der Lauf hat mir gezeigt, dass ich das Niveau doch wieder habe und dass ich, wenn alles zusammenpasst, schnell laufen kann.

Überrascht von Ditajis steilem Aufstieg

Vor allem nach dem Halbfinal war ich erleichtert und zufrieden. Es war wirklich dieses eine Rennen, in dem es Klick gemacht hat. Natürlich wäre es schöner gewesen, im Finale eine Bestzeit zu laufen und näher an den Medaillen zu sein. Aber ich war nicht enttäuscht vom 100er.

Ich weiss, dass es auch beim 100-Meter-Lauf noch viel Raum für Verbesserungen gibt. Es war nicht alles perfekt. Im letzten Jahr musste ich ja wegen meines Fusses auf die 200 Meter ganz verzichten. Und jetzt habe ich den Europameistertitel gewonnen. Das ist wirklich toll!

Bei der EM stand auch Ditaji wieder auf dem Podium. Ich fand schon immer, dass meine Schwester viel Potenzial hat, auch wenn das nichts heissen muss. Es gibt viele Athleten, die das haben, aber nicht unbedingt den Durchbruch schaffen. Aber ich hätte nicht gedacht, dass sie schon so früh EM-Medaillen gewinnen würde, mit 20 Jahren in München und jetzt mit 22 Jahren in Rom.

Ich finde mich in einigen Aspekten in ihr wieder. Wir sind uns in der Vorbereitung ähnlich, da sind wir beide sehr fleissig. Und wir haben auch den gleichen Schlafrhythmus: Bei Wettkämpfen können wir beide problemlos bis Mittag schlafen …

«Sie kann immer zu mir oder zu meinen beiden anderen Schwestern kommen»

Der grösste Unterschied ist jedoch, dass sie in ihrem Alter in allen Bereichen viel weiter ist als ich. Da sie zehn Jahre jünger ist, hat sie auch etwas mehr Unbeschwertheit. Sie will aus Spass laufen und nicht unbedingt viel herumstudieren.

Ich versuche, ihr nicht zu viele Ratschläge zu geben, wenn sie mich nicht darum bittet. Es ist auch gut, wenn sie ihre eigenen Erfahrungen machen kann. Das Ziel ist, dass ich da bin und ihr ein Vorbild bin. Und wenn Ditaji Fragen hat, kann sie immer zu mir – oder zu meinen beiden anderen Schwestern – kommen.

Wir haben uns einmal die Frage gestellt: Wenn wir einen Siebenkampf machen würden, wer wäre die Stärkste? Natürlich denkt Dijtaji, dass sie es ist, und ich denke, dass ich sie besiege. Das steht noch nicht fest, aber es wäre auf jeden Fall ein interessanter Wettkampf. Mal sehen, ob wir das nach den Olympischen Spielen mal ausprobieren.

Die Spiele sind schon in einem Monat. Die EM war der erste Schritt auf dem Weg nach Paris, dem grossen Ziel des Jahres. Ich freue mich riesig darauf.

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