Kryszina Zimanouskaja flüchtete während Olympia vor Lukaschenko
Mein neues Leben mit sechs Bodyguards und ohne Geld

Kryszina Zimanouskaja (24) musste an den Olympischen Spielen durch die Hölle. Die belarussische Athletin wurde beinahe entführt. Jetzt lebt sie im Asyl in Polen.
Publiziert: 20.09.2021 um 20:11 Uhr
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Aktualisiert: 20.09.2021 um 20:36 Uhr
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Kryszina Zimanouskaja erzählt im «Spiegel» von ihren Eidrücken aus dem Asyl in Polen.
Foto: AFP
Nicola Abt

Die berlarussische Sprinterin Kryszina Zimanouskaja (24) wird von bis zu sechs Personenschützer begleitet. In Polen versteckt sie sich vor der Regierung von Belarus. Mit dem «Spiegel» und der «Welt am Sonntag» spricht die Leichtathletin über ihr neues Leben.

An den Olympischen Spielen in Tokio erlebt Zimanouskaja ein dramatisches Erlebnis. Sie kritisierte ihre Trainer und wird daraufhin gegen ihren Willen zum Flughafen gebracht. «Der Cheftrainer kam zu mir und sagte, es habe einen Befehl von oben gegeben, mich zu entfernen», gibt sie dazumal der Nachrichtenagentur Reuters zu Protokoll. Der Fall schlug hohe Wellen. Die Athletin ist schliesslich über Umwege in Polen gelandet und hat dort Asyl erhalten.

Drohung vom Sportminister

«Es ist sehr kompliziert», sagt eine müde Zimanouskaja. Spaziergänge, Ausflüge in den Park oder Arztbesuche sind nur durch eine genaue Planung im Vorfeld möglich. Immer begleitet von einem Security-Team. Diese Vorsichtsmassnahme ist nötig, wie der Fall Witalij Schischow gezeigt hat. Der Aktivist wurde vor wenigen Wochen im Kiewer Exil ermordet. Die Opposition geht von einem Mord durch die Leute vom belarussischen Präsidenten Lukaschenko aus. «Das hat mir Angst gemacht.»

Die Geflüchtete wurde bereits vor Olympia immer wieder bedroht. Nach den womöglich gefälschten Wahlen im Sommer 2020 haben viele Sportler einen Brief der Demokratiebewegung unterzeichnet. Zimanouskaja war nicht darunter. «Der Sportminister kam zum Training und erklärte, was uns passieren könnte, wenn wir den Brief unterschreiben. Er sagte auch, wenn uns selbst nichts an unserem Job, an unserem Platz im Nationalteam liege, sollten wir doch an unsere Familien denken.»

Startet nun für Polen

Mit ihren Liebsten ist sie jeden Tag per Telefon in Kontakt. Einige verspüren ziemlichen Gegenwind in ihrer Heimat. Der Mutter droht die Kündigung und der sehbeeinträchtigte Bruder, der eigentlich bereits ausgemustert war, muss nun wohl doch ins Militär.

Ihr Visum in Polen läuft in einem Jahr aus. Was dann sein wird, ist noch unklar. Zimanouskaja bezeichnet sich als «echte Patriotin» und plant deshalb, den belarussischen Pass nicht aufzugeben. Auf der Leichtathletikbahn will sie in Zukunft für Polen an den Start gehen.

Der polnische Staat bezahlt momentan ihren Lebensunterhalt, versorgt sie und ihren Lebenspartner mit einem Apartment und Lebensmitteln. «Ich besitze kein Geld, habe auch kein Konto mehr. Unsere Ersparnisse waren für unser Auto draufgegangen, und mit meinem Gehalt hatte ich meiner Mutter geholfen, einen Kredit abzubezahlen. Aufgrund von Corona und meiner fehlenden Möglichkeit, bei Wettkämpfen zu starten, hatte ich zuletzt auch keine Sponsoren mehr.»

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