Historischer Schweizer Leichtathletik-Abend in Rom! Der Super-Samstag an der EM hält, was er im Vorfeld verspricht. In nur zwei Stunden regnet es vier Medaillen. Wow. So viele gab es noch nie an einem einzelnen EM-Tag für die Schweiz. Einmal Silber und dreimal Bronze auf einen Schlag!
Es ist ein denkwürdiger Abend. Das silberne Kapitel schreibt Ditaji Kambundji (22). Die Bernerin geht als Europas schnellste Hürdensprinterin ins Rennen und ist im Final schneller denn je. Ihre 12,40 Sekunden sind Schweizer Rekord, nur die entfesselte Französin Cyrena Samba-Mayela (23) ist noch schneller im Ziel und holt Gold.
Silber für Kambundji, schon die zweite EM-Medaille nach Bronze vor zwei Jahren. «Ich bin sehr zufrieden», sagt sie. «Es war ein krasses Rennen, die Zeiten sind enorm schnell für diesen Zeitpunkt der Saison. Die Französin war enorm fit heute. Doch ich bin stolz, U23-Europarekord gelaufen zu sein.»
Ehammer feiert Bronzesprung mit einem Tänzchen
Das erste bronzene Kapitel schreibt Simon Ehammer (24). Der Weitspringer holt die erste Schweizer Medaille dieser EM. «Es war etwas kompliziert heute», sagt Ehammer. «Diese Bahn ist sehr speziell, man muss es genau treffen. Das habe ich gestern in der Quali geschafft. Heute zwar einmal auch, doch habe ich in der Luft etwas verschenkt.» In der Quali legte Ehammer mit 8,41 Meter eine Jahresweltbestleistung hin.
Er schildert, dass er mit einer besseren Flugphase bei seinem Satz auf 8,31 Meter womöglich Silber geholt hätte. «Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Denn ich habe nun regelmässig diese Weiten drauf, damit kann ich sehr zufrieden sein.»
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Doch so sehr Ehammer am Freitag einen bestechenden Eindruck hinterliess, so verhalten springt er in den Finalabend. Der erste Sprung? Unter 8 Meter. Ganz im Gegensatz zu Rivale Miltiadis Tentoglou (26). Der Grieche ist vom ersten Moment an eine Klasse für sich.
Tentoglou fliegt im ersten Versuch schon auf 8,42 Meter, damit ist Ehammer seine Jahresweltbestleistung um 1 cm direkt wieder los. Der Olympiasieger gibt weiter Gas: 8,49 und dann der Goldsprung mit 8,65 Metern. Und Ehammer? Nach dem dritten Versuch inszeniert der Appenzeller ein Tänzchen neben der Sandgrube, seine 8,31 bringen ihn auf den Bronzerang.
Jetzt hat nur Italien mehr Medaillen als die Schweiz
Das zweite bronzene Kapitel schreibt Jason Joseph (25). Der Basler schnappt sich über 110 Meter Hürden mit einem atemberaubenden Finish auf den letzten Metern Rang 3. Was für eine Mega-Aufholjagd in der zweiten Rennhälfte. Er sagt: «Zum Glück nicht wieder Rang 4.» Den Frustplatz kannte er schon von der EM 2022. Jetzt bricht der Halleneuropameister den Bann mit seiner ersten Medaille an einem Freiluft-Grossevent.
Bronze-Kapitel Nummer drei schreibt Dominic Lobalu (25). Der 5000-Meter-Läufer ist erst seit wenigen Wochen für die Schweiz startberechtigt und steht schon auf dem EM-Podest. Siebenkämpferin Annik Kälin (24) hingegen schrammt am Podest vorbei: Rang 4.
Vier Medaillen an einem EM-Tag. Der bisherige Rekordtag, der 10. Juli 2016, als es drei Medaillen gab, ist abgelöst. Neu thront der 8. Juni mit einem Medaillen-Quartett ganz oben. Und im Medaillenspiegel hat die Schweiz auf einen Schlag die zweitmeisten Medaillen nach dem starken Italien mit schon zehnmal Edelmetall.