Dank Ausnahme-Paragraf
Europameister Lobalu hofft weiter auf Olympia-Start

Das letzte Wort beim Olympiastartverbot für den erfolgreichsten Schweizer EM-Athleten ist noch nicht gesprochen. Ein Schweizer Rekurs gegen die IOC-Entscheidung gegen Dominic Lobalu ist wahrscheinlich.
Publiziert: 14.06.2024 um 20:53 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2024 um 06:33 Uhr
Weil er keinen Schweizer Pass hat, verwehrt ihm das IOC den Start in Paris: Aber 10000-Meter-Europameister Dominic Lobalu kann weiter auf einen Olympia-Auftritt hoffen.
Foto: keystone-sda.ch
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Der Hammer kommt nur einen Tag nach dem grössten Sieg seiner Karriere. Keine 24 Stunden nach seinem EM-Triumph über 10’000 Meter erfährt Dominic Lobalu (25), dass ihm das IOC den Start an den Olympischen Spielen für die Schweiz verwehrt.

Doch jetzt wird klar: In dieser Sache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Swiss Athletics dürfte Rekurs einlegen, sobald die schriftliche Begründung für die Ablehnung auf dem Tisch liegt.

Die entscheidende Frage ist: Wie sehr ist der Pass tatsächlich Bedingung, um für das jeweilige Land olympisch dabei zu sein? Das IOC stellt es in einem ersten Statement so dar, dass ohne den Pass gar nichts zu machen ist.

Die Ausgangslage ist identisch wie beim Weltverband

Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn im olympischen Regelwerk existiert durchaus ein Paragraf, der dem IOC-Exekutivkomitee einen Spielraum gewährt, Ausnahmen zu beschliessen. Ausnahmen wie Lobalu.

Also eigentlich im selben Stil, wie der Leichtathletik-Weltverband Lobalu nach langen Verhandlungen mit Swiss Athletics im Mai grünes Licht gab. Dazu man muss wissen: Der Weltverband verlangte von den Schweizer eine ausführliche Dokumentation, dass der ehemalige Flüchtling tatsächlich bei uns eine neue Heimat gefunden hat und nicht nur wegen der verlockenden Medaillenchancen für die Schweiz starten soll.

Nun hätte das IOC diese vom Weltverband genau durchleuchteten Sonderfall übernehmen können, wie auch sonst vieles durchgewinkt wird, was die Spartenverbände beschliessen. Doch stattdessen sprechen die Olympia-Bosse eine Einladung an Lobalu aus, in Paris für das offizielle Flüchtlingsteam (IOC Refugee Olympic Team) zu starten.

Schlechte Erinnerungen an das Flüchtlingsteam

Eine Einladung, fast wie ein Hohn – denn Lobalu verliess dieses Team 2019 nach einem Lauf in Genf in einer Nacht- und Nebelaktion, um Asyl zu beantragen. Nicht zuletzt, weil er beklagte, sportlich ungenügend betreut zu sein und dass von ihm gewonnene Preisgelder bei den Teamleitern versickerten.

Mit dem mutmasslichen Rekurs kann Lobalu, der als anerkannter Flüchtling mit Asyl mit einem B-Ausweis längerfristig in der Schweiz lebt, nun vorerst weiter hoffen, auch in Paris als Schweizer Athlet zu starten. Erst wenn diese Option abgeschmettert ist, muss sich der Europameister mit der zweiten Option beschäftigen.

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