Männer sind keine dabei. Frauen allerdings schon – zwei sogar. Die Olympia-Delegation des Schweizer Schiesssportverbands besteht aus Heidi Diethelm Gerber (52) und Nina Christen (27). Was dabei sofort auffällt? Klar, der Altersunterschied. «Ich könnte Ninas Mami sein», weiss Diethelm Gerber. Ihr Lachen verrät: Das stört die Schützin aus Märstetten TG keineswegs. «Im Gegenteil. Wenn ich von jüngeren Menschen umgeben bin, bleibe ich im Kopf auch jung.»
Keine Athletin und kein Athlet der Schweizer Olympia-Delegation ist älter als Diethelm Gerber. Springreiter Beat Mändli wurde zwar auch 1969 geboren, feiert aber erst im Oktober Geburtstag. «Dumme Sprüche gibt es wegen meines Alters nicht. Zumindest habe ich noch nie welche gehört», sagt Diethelm Gerber.
Das wäre auch nicht gerecht. Denn: Die gelernte Hotelkauffrau hatte mit 32 erstmals überhaupt eine Waffe in der Hand. Sieben Jahre später feierte sie ihre Premiere bei einem internationalen Wettkampf. Sie ist das Paradebeispiel für eine Spätzünderin. Früher habe sie lange Volleyball gespielt, erklärt sie. «Dass jemand so spät mit dem Schiessen anfängt wie ich, ist nicht normal – ich bin da wohl einmalig.»
Sie wird künftig Sohn Dylan trainieren
Lange schwebte Diethelm Gerber unter dem Schweizer Sport-Radar. Dann kam Rio 2016. Mit 47 Jahren holte holte sie Bronze mit der Sportpistole über 25 Meter und wurde über Nacht zur gefeierten Heldin. «Plötzlich interessierten sich alle in der Schweiz für meinen Sport. Es war faszinierend, das zu sehen.»
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Nach Verletzungen und zwei Operationen ist klar: Diethelm Gerber zählt nicht zu den Gold-Favoritinnen. «Aber wenn ich den Final der Top 8 erreiche, ist alles möglich.» Danach wird sie zurücktreten und unter anderem ihren Sohn Dylan (27) trainieren. «Ein bisschen Wehmut habe ich schon jetzt», gibt sie zu.