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Die Bikini-Pflicht im Beachhandball sorgt für Aufregung. Es ist nur das jüngste Beispiel in einer langen Liste sexistischer und absurder Kleidervorschriften.
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Die Beachhandballerinnen laufen Sturm. Den Spielerinnen wird reglementarisch vorgeschrieben, dass sie Bikini tragen müssen. «Sie müssen körperbetont geschnitten sein, mit einem hohen Beinausschnitt. Die Seitenbreite darf höchstens 10 cm betragen», steht im offiziellen Reglement über die Hosen. Nur bei extremen Witterungsbedingungen sind lange, enganliegende Hosen erlaubt. Die Sportlerinnen wehren sich nun gegen diesen Bikini-Zwang.
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Es ist nicht das erste Mal, dass Kleidervorschriften im Sport für Kopfschütteln sorgen. Hier eine Auswahl.
- Im Tennis trat Serena Williams bei den French Open 2018 mit einem Catsuit an, einem enganliegenden Einteiler. Das sorgte bei den Organisatoren für Entrüstung. «Der Sport und der Platz müssen respektiert werden», ereiferte sich Bernard Giudicelli, der damalige Präsident des französischen Tennisverbandes und wollte entsprechende Outfits für die Zukunft verbieten. Und dies obwohl Williams medizinische Gründe geltend machte. Der Kompressionsanzug sollte nämlich Blutgerinnseln vorbeugen. Serenas Kampf lohnte sich: 2019 erlaubte die Frauen-Tour WTA Kompressionsanzüge dann offiziell.
- Im Beachvolleyball waren ab 2004 Bikinihosen Pflicht, die an den Seiten nur maximal 7 Zentimeter breit sein durften. 2012 vergrub der Weltverband die Vorschrift im Sand. Heute steht es den Spielerinnen grösstenteils frei, was sie tragen – und trotzdem spielen meist alle im Bikini.
- Im Kunstturnen setzte die Deutsche Sarah Voss an der EM letzten April in Basel ein Zeichen, indem sie mit langen Hosen antrat. Diese sind zwar den Turnerinnen offiziell erlaubt, aber niemand trug sie vor Voss. Den Grund erklärte Ex-Turnerin Naomi van Dijk in der «Hessenschau»: «Sobald es hiess: Wettkampf, hiess es gleich: Hose aus. Wenn man die Turnhose angelassen hat, gab es direkt Abzüge.»
- Im Eiskunstlauf waren die Kurven das Problem. Weil Katarina Witt bei Olympia 1988 in einem knappen Outfit zu viel davon zeigte, wurde eine Rockpflicht eingeführt. Der Rock musste Hüfte und Hintern komplett bedecken. Erst 2004 wurde die Regel offiziell wieder aufgehoben.
- Auch im Boxen sollten Röcke getragen werden. Als das Frauenboxen für London 2012 wieder ins olympische Programm aufgenommen wurde, verhinderten nur die Proteste der Boxerinnen eine Rockpflicht. «Wer boxt, braucht Boxhandschuhe, einen Kopfschutz und einen Mundschutz», sagte die Deutsche Azize Nimani. Aber ganz sicher keinen Rock.
- Im Landhockey sind Röcke dagegen auch heute noch Gang und Gäbe, sozusagen das offizielle Tenü der Spielerinnen. Eine reglementarische Pflicht besteht aber nicht.
- Im Badminton wurde 2011 die Rockpflicht für Frauen verkündet. Nach einem Sturm der Entrüstung krebste der Weltverband zurück – die Pflicht kam nie.
- Im Fussball gibt es keine besonderen Vorschriften für das Outfit der Frauen. Das hätte sich 2004 nach dem Geschmack von Sepp Blatter ändern sollen. «Lassen wir doch die Frauen in anderen, feminineren Tenüs spielen als die Männer. In engeren Hosen zum Beispiel», plädierte der damalige FIFA-Präsident im Interview mit SonntagsBlick. Nach heftigen Protesten wurde der Vorschlag nie weiter verfolgt. «Wir werden engere Shorts tragen, wenn Blatter seine Pressekonferenz demnächst im Badeanzug gibt», sagte etwa Julie Foudy, Vize-Captain der US-Nati.
- Im Golf wurde 2017 bei den Frauen ein Verbot von zu kurzen Röcken und Shorts eingeführt. Anders bei den Männern. Bei der US PGA-Tour etwa sind erst seit 2019 kurze Hosen erlaubt, allerdings nur auf Einspielrunden. Während den Turnierrunden sind noch immer lange Hosen Pflicht.
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