Einmal Pfosten, einmal Latte. Und weg ist das Ticket für die Handball-WM 2025, das der Schweiz in einem denkwürdigen Krimi gegen Slowenien erst im Penaltyschiessen mit zwei Gestängeknallern entgeht.
Die Enttäuschung bei der Nati? Bodenlos. «Ich werde Niederlagen immer hassen», sagt Trainer Andy Schmid (40). Doch dann schiebt er nach: «Ich muss das grosse Ganze sehen. Ich will, dass die Spieler das Positive sehen.» Schmid macht sich gleich selbst seiner neuen Rolle bewusst. Er ist jetzt Trainer. Bis zur EM im Januar noch Dreh- und Angelpunkt der Nati, jetzt Coach seiner vorherigen Teamkollegen.
Fokus auf die Heim-EM 2028
Aus dem Stand und sogar einige Wochen früher als geplant wurde aus dem Weltklassespieler ein Trainer-Neuling. Der Blitz-Jobwechsel war ein Risiko – für Schmid und den Verband.
Doch seine Ernstkampf-Feuertaufe in den WM-Playoffs gegen Slowenien zeigt trotz Krimi-Out: Schmid als Trainer, das kommt gut. Sehr gut sogar. Sein Debüt als Nachfolger von Michael Suter (49) macht Lust auf eine grosse Schweizer Zukunft. Wenn nach wenigen Schmid-Wochen diese starken Playoff-Spiele herauskommen, was ist dann erst an der Heim-EM 2028 möglich?
Denn gegen Slowenien waren die Vorzeichen eigentlich denkbar schlecht. Da war der Schock um die Dopingsperre gegen Captain und Weltklassegoalie Nikola Portner, da war Slowenien als Olympiateilnehmer als scheinbar übermächtiger Gegner. Und da war die Ungewissheit, wie sich Schmid als Trainer schlägt.
Schmid kritisiert auch sich selbst schonungslos
Doch schon im gewonnenen Hinspiel deutet sich an, dass Schmid auch an der Linie wie zuvor als Spieler die Nati eine Klasse besser machen kann. Die Schweiz wandelt auswärts einen Drei-Tore-Rückstand – was früher gern mal zum Einbruch führte – in einen Sieg um. Schmid über seine Wirkung von aussen: «Ich fands extrem cool zu spüren, was es ausmacht, wenn man den Spielern Sachen wie Mut, Lockerheit und Furchtlosigkeit an die Hand gibt.»
Neu ist unter Schmid aber auch die knallharte Analyse. Auch bei sich selbst nach dem Rückspiel: «Wir starteten schlecht, hatten kaum Tempo in der zweiten Welle. Das habe ich falsch gesehen und falsch entschieden!» Schonungslose Worte, die man von Vorgänger Suter kaum je so gehört hätte.
Es drückt schon deutlich durch, dass Schmid auch als Trainer unermüdlich an sich arbeiten will. Dieselbe Einstellung machte ihn zum Bundesliga-Superstar. Was sagt er, das bittere Out ausgeblendet, selbst zum neuen Job? «Es ist was ganz anderes. Aber es macht extrem viel Spass.»