Es gab vor dem ersten Ernstkampf von Nati-Trainer Andy Schmid zwei grosse Fragezeichen: Wer füllt die Lücke im Angriff, die Spieler Schmid hinterlassen hat? Und vor allem, wie können die jungen Goalies Leonard Grazioli (23) und Jannis Scheidiger (21) den wegen einer positiven Dopingprobe suspendierten Nikola Portner ersetzen?
Schnell wird beim Gastspiel in Slowenien klar, dass diese Fragezeichen unbegründet sind. Die Schweizer finden in der Mittelmeerstadt Koper gut in die Partie. Nach einer Viertelstunde steht es 6:6. Erst dann können sich die favorisierten Slowenen – immerhin einer von nur neun europäischen Olympia-Teilnehmern – etwas absetzen. Die Nati hält mit einem 12:15 zur Pause den Schaden aber in Grenzen.
Scheidiger gewinnt Goalie-Duell
Nach dem Seitenwechsel haben die Schweizer dann ihre beste Phase: Angeführt von Spielmacher Manuel Zehnder (8 Treffer) und Rückraum-Shooter Lenny Rubin (6) drehen sie den Drei-Tore-Rückstand in eine Drei-Tore-Führung. Mitentscheidend: Scheidiger gewinnt in seinem fünften Länderspiel überraschend das Goalie-Duell gegen den slowenischen Keeper Urban Lesjak. «Die Leistung von Jannis muss ich schon hervorheben», lobt Nati-Trainer Schmid. «Dass ein junger Torhüter so überlegt auftritt, freut mich extrem für ihn. So eine Leistung haben wir von ihm gebraucht.»
Selbst als die abgezockten Slowenen in der Schlussphase nochmals aufkommen, verlieren die Schweizer nicht den Kopf, sondern spielen ihre Angriffe geduldig zu Ende. «Da haben meine Führungsspieler Verantwortung übernommen. So, wie ich das auch von ihnen erwarte», sagt Schmid. Am Ende schafft sein Team mit dem 27:26-Auswärtssieg eine echte Überraschung.
Schmid erwartet stärkere Slowenen
«Ich bin extrem glücklich und stolz. Aber auch sehr müde. Die Vorbereitung war intensiv. Es überwiegt aber der Stolz auf die Mannschaft», bilanziert Schmid. Lenny Rubin sieht den Schlüssel zum Sieg in der Defensive: «Wir haben 60 Minuten lang richtig gut gedeckt und die Slowenen immer wieder vor neue Aufgaben gestellt. Und Jannis hat in wichtigen Phasen einige freie Würfe pariert. Im Angriff haben wir uns ans Konzept gehalten und den Stiefel runtergespielt.»
Fürs Rückspiel dieser WM-Playoffs am Sonntag (16 Uhr, SRF) in Winterthur ist damit alles offen. «Das wird ein komplett anderes Spiel. Die Slowenen werden eine Schippe drauflegen. Aber in einem Heimspiel haben wir immer eine Chance», blickt Schmid voraus. «Wie realistisch die Chancen auf die Qualifikation sind, sollen andere prognostizieren.» Der neue Nati-Trainer zählt vor seinem Heim-Debüt insbesondere aufs Publikum: «Vielleicht gibt es eine etwas atypische Schweizer Unterstützung mit viel Druck von den Zuschauern auf den Gegner und die Schiedsrichter.»
Spielende
Das wars! Die Schweiz schlägt überraschend die Slowenen auswärts im Playoff-Hinspiel mit 27:26. Der WM-Traum lebt.
Zeitspiel ist angezeigt. Manuel Zehnder muss abschliessen und trifft leider nur die Latte. Slowenien-Coach Uros Zorman nimmt sein letztes Timeout. Vier Sekunden sind noch zu absolvieren.
Die letzte Minute läuft. Die Slowenen zeigen Nerven und verlieren den Ball in der Offensive. Der Schweizer Sieg ist greifbar. Was für ein Spiel.
Wieder machts Manuel Zehnder! 27:26-Führung für die Schweizer.
Timeout Schweiz. «Jungs, durchschnaufen, durchschnaufen, durchschnaufen!» Schmid schwört sein Team ein letztes Mal ein. Noch zweieinhalb Minuten. Der Spielstand: 26:26.
Die Slowenen verzweifeln an Scheidiger, der heute sein fünftes Länderspiel bestreitet.
Schweizer Ausgleich! Samuel Zehnder erzielt das 25:25. Noch vier Minuten.
Scheidiger rüttelt sein Team wach. Wichtige Parade des jungen Keepers, der über sich hinauswächst.
Die Slowenen drehen in Überzahl auf und reissen die Führung wieder an sich.
24:24. Noch etwas mehr als sieben Minuten verbleiben auf der Uhr.