Heute beginnt das Masters
Darum haben die grünen Männer Angst vor Bomber DeChambeau

Beim Masters-Turnier prallen Golf-Welten aufeinander: Tradition gegen nackte Gewalt. Bryson DeChambeau droht mit 365-Meter-Abschlägen.
Publiziert: 12.11.2020 um 14:29 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2020 um 12:56 Uhr
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Bryson DeChambeau führt mit seinem Putter eine feine Klinge.
Foto: Getty Images

Augusta National. Kitschige Blumenbeete und von Hand platzierte Kiefernnadeln neben Spielbahnen, deren makelloses grün teilweise aus der Spraydose kommt. Willkommen beim Masters. Das Heiligtum des Golfsports für die einen, Disneyland im Süden der USA für die anderen. Wer gewinnt, wird in eine grüne Zwangsjacke gesteckt.

Schläge über 365 Meter

Eine grüne Joppe tragen in Augusta neben den Siegern auch die anwesenden Mitglieder (es gibt rund 300, meist stammen sie aus der Wirtschaftselite oder waren in der Politik), deren Identität der Klub ansonsten geheim halten will.

Und jetzt kommt Bryson DeChambeau. Der Bomber. Der Tüftler. Der verrückte Professor. Der 27 Jahre alte Kalifornier hat zuletzt das US Open zu einem «Pitch-and-Putt»-Ereignis degradiert. Gegen seine langen Abschläge war selbst auf dem tückischen Kurs von Winged Foot kein Kraut gewachsen. In den letzten Wochen hat DeChambeau per Twitter & Co. wissen lassen, dass ihm beim Training Schläge von 400 yards (365 Meter) gelungen sind, das Ausrollen des Balles nicht mit eingerechnet. Damit könnte er in Augusta natürliche und weniger natürliche Hindernisse wie Bäume oder Sandbunker im Flug überwinden.

Bryson beherrscht auch den Putter

Die Männer mit den grünen Jacken fürchten jetzt um ihren Ruf als Bastion des gepflegten Spiels, wo Präzision und Raffinesse zum Ziel führen, nicht nackte Gewalt. DeChambeau hat im Frühjahr an seiner Schwungtechnik gefeilt und 20 Kilo Muskelmasse zugelegt. Und damit die Diskussion um die immer weiteren Abschläge wieder aufs Tapet gebracht.

Dabei ist das Problem altbekannt: Als Tiger Woods 1997 mit 12 Schlägen Vorsprung und den weitesten Abschlägen sein erstes von mittlerweile fünf Masters-Turnieren gewann, reagierte man in Augusta mit verlängerten Spielbahnen. Man wollte den Platz Tiger-sicher machen. Dabei hat Augusta noch ein Ass im Ärmel: die hügeligen und schwer zu lesenden Grüns. Wer in Augusta den Putter nicht beherrscht, ist auf verlorenem Posten. Das war beim US Open übrigens nicht anders. Dass DeChambeau damals zu den 10 besten Puttern im Feld zählte, wird gerne übersehen.

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