US-Open-Drama mit Ansage
«Das ist wie beim Minigolf, nur ohne Banden»

Der Kurs von Winged Foot ist nichts für schwache Nerven. Phil Mickelson erlebte hier seine wohl schmerzhafteste Niederlage.
Publiziert: 18.09.2020 um 17:29 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2020 um 12:56 Uhr
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US Open 2006: Sieger Geoff Ogilvy und der konsternierte Phil Mickelson. Mickelson hatte den Sieg auf der letzten Spielbahn mit einem Doppel-Bogey verschenkt.
Foto: keystone-sda.ch
Dino Kessler

Der Platz gehört selbst ohne Sonderbehandlung zu den schwierigsten Kursen der Welt, sagt Tiger Woods über Winged Foot. Das Problem? Der amerikanische Golfverband USGA lässt dem Kurs in Mamaroneck (US-Gliedstaat New York) vor den US Open stets eine Spezialbehandlung zukommen.

Die besten Spieler finden, nicht demütigen

Das US Open soll gemäss der USGA-Doktrin die härteste Prüfung aller Turniere sein. Der ehemalige USGA-Direktor Sandy Tatum sagte 1974 nach dem «Massaker von Winged Foot» über die Strategie des Verbandes: «Wir wollen die besten Spieler der Welt nicht demütigen, wir wollen nur herausfinden, wer wirklich die besten Spieler sind.» Nach dem Turnier hatten sich die Profis heftig über die Konditionen beschwert und drohten gar mit einem Boykott des US Open, falls die USGA ihre Strategie nicht ändere. Die Strategie? Lange, enge Spielbahnen, hohes und mörderisch dichtes Rough sowie Grüns, die selbst Golf-Ikone Jack Nickalus aus der Fassung brachten. «Das ist wie beim Minigolf, nur ohne Banden», sagte der 18-fache Major-Sieger nach dem ersten Turniertag im Jahr 1974. Er hatte auf dem ersten Grün vier Putts gebraucht, um den Ball zu versenken.

2006 versagte Mickelson

Auch für das US Open von 2006 wurde der Platz auf Krawall gebürstet. Der nach zwei Major-Siegen favorisierte Publikumsliebling Phil Mickelson ging als Führender auf die letzte Spielbahn. Sein Abschlag landete allerdings weit links zwischen ein paar Bäumen, dann riskierte der Draufgänger zu viel und benötigte zwei Versuche, um sich aus dem Rough zu befreien. Das Turnier ging schliesslich an den relativ unbekannten Geoff Ogilvy. Der einzige Major-Sieg des Australiers. Er gewann mit 285 Schlägen, fünf über Platzstandard. Mickelson war danach erledigt: «Ich stehe immer noch unter Schock. Ich kann es einfach nicht glauben, dass ich das getan habe. Ich bin ein solcher Idiot.»

Favoriten? Hier kann jeder siegen

Mickelson versucht es in diesem Jahr erneut. Der inzwischen 50-jährige vergab vor 14 Jahren seine wohl beste Möglichkeit auf den Sieg beim US Open, das einzige der vier modernen Majors, das ihm immer noch für den Karriere-Grand-Slam fehlt. Nur fünf Spieler der Golf-Historie haben dieses Kunststück vollbracht: Gene Sarazen, Ben Hogan, Gary Player, Jack Nicklaus und natürlich Tiger Woods. Auf einem tückischen Kurs, auf dem alles möglich ist, zählt Woods auch irgendwie zum weiteren Kreis der Favoriten. Trotz diskreten Leistungen in diesem Jahr und einer Winged-Foot-Statistik, die nicht für ihn spricht: Bei zwei Starts blieb ein geteilter 29. Platz sein bisher bestes Ergebnis.

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