Wer selbst ab und zu auf dem Golfplatz steht, weiss: Vorhersehbar ist bei diesem Spiel eigentlich nichts. Selbst Berufsgolfer schlagen die Bälle plötzlich weit ins Aus oder verlieren auf den Grüns die Orientierung. Die Launen des Spiels. Das Gute daran: der Schwung ist zwar manchmal raus, kommt auch rasch wieder zurück.
Der Spanier Jon Rahm (25) erlebt bei der BMW Championship im Rahmen der Fedex-Cup-Playoffs sämtliche Facetten dieses Sports. Erst geht nichts, dann läuft es wie geschmiert. Er bekommt wegen eines läppischen Fehlers einen Strafschlag aufgebrummt und steht am Sonntag doch schon als Turniersieger fest, als doch wieder alles anders wird.
Putting-Grüns wie Parkettböden
Auf dem schwer zu bespielenden Kurs von Olympia Fields in der Nähe von Chicago bleiben nach vier Runden nur 5 von 59 Spielern unter Par. Bedingungen wie bei einem US Open. Lange, schmale Fairways. Umgeben von dichtem, knöcheltiefem Rough. Tückische Fahnenpositionen und Puttingflächen, so hart und schnell wie Parkettböden.
Am Samstag schafft Rahm auf diesem Platz das bisher beste Ergebnis: vier Schläge unter Par bleibt der Spanier aus dem Baskenland nach zwei durchwachsenen Runden am Donnerstag und Freitag. Obwohl er sich am Samstag auf dem 5. Grün einen unglaublichen Strafschlag einhandelt: Er hebt vor dem Einlochen seinen Ball auf, ohne ihn zuvor zu markieren. Er hoffe, das Turnier nicht um einen Schlag zu verlieren, meint er danach halb im Scherz. «Und sonst wäre ich ja selbst schuld.»
Dramatisches Duell mit Dustin Johnson
Auf der Schlussrunde am Sonntag ist Rahm der Hauptdarstellter in einem dramatischen Duell mit dem Weltranglisten-Ersten Dustin Johnson (USA). Rahm spielt wie aus einem Guss und lässt eine 64er-Runde notieren. Johnson verzieht den Abschlag an der 18. Spielbahn ins hohe Gras und schafft es dann eben so noch aufs Grün. Um ein Playoff zu erzwingen, muss er aus 13 Metern einlochen. Fast unmöglich auf diesen Grüns. Johnson findet die eine richtige Linie und versenkt den Putt. Playoff. Zurück an den 18. Abschlag.
Ein Putt für die Endlosschlaufe der Highlights
Die schwierigste Spielbahn auf diesem Platz, im Schnitt büssen die Spieler auf diesem Par 4 in dieser Woche fast einen halben Schlag ein. Rahm verzieht seinen Abschlag rechts ins hohe Gras. Johnson zielt weit nach links, trifft dort aber einen Ast und findet seinen Ball auf dem Fairway. Dann setzt er seinen Annäherungsschlag mitten aufs Grün, Rahm bekommt keinen Spin auf seinen Ball und verpasst die Fahnenposition um 20 Meter.
Nun der Moment für die Endlosschlaufe der Highlights: Ganz sachte schickt Rahm seinen Ball auf die lange Reise über das sich windendende und stark abfallende Grün. Der Ball rollt aus 20 Metern aber mitten rein. Der Spanier ist nicht mehr zu halten, muss sich aber zügeln. Noch. Johnson verpasst aus rund 10 Metern nur um eine Handbreite. Das ist der Sieg für Rahm. 1,5 Millionen Franken Preisgeld und viel Prestige: wie schon bei seinem Triumph beim Memorial-Turnier Mitte Juli zeigt Rahm auf einem wehrhaften Kurs sein bestes Spiel.
Am nächsten Wochenende warten beim Finale des Fedex-Cup 15 Millionen auf den Gesamtsieger. Und dann steht auch schon das nächste Major-Turnier auf dem Programm: Das US-Open auf dem schwierigen Kurs von Winged Foot. Gute Aussichten für Rahm.