Der Nati-Captain Granit Xhaka ist zufrieden, als er nach dem Start-Sieg gegen Kamerun durch die Mixed Zone schlendert. Entspannt gibt er den Medienschaffenden Auskunft: über das Spiel, die Taktik, seine Position, Matchwinner Embolo und Neymar.
Einige Journalisten kommen aus Serbien. Sie stellen eine unverbindliche Frage, ehe sie auf das Duell gegen Serbien zu sprechen kommen. Xhaka bleibt gelassen, lobt die Stärke des jungen serbischen Teams, lässt sich nicht provozieren. Die Serben haken nach – bis es dem SFV-Medien-Direktor Adrian Arnold zu bunt wird. «Wir haben gegen Kamerun gespielt und treffen nun auf Brasilien. Wir brechen hier ab.»
Der Fussball soll im Fokus stehen
Bereits an der Pressekonferenz vor dem Startspiel muss Xhaka eine erste Frage zum Serbien-Match beantworten. Er tut dies souverän. «Wir sind alle professionell genug. Beide Teams sind hier, um Fussball zu spielen und um zu gewinnen. Und nicht, um an der Geschichte zu drehen.»
Die Geschichte wird am 22. Juni 2018 in Erinnerung gerufen. Die Schweiz schlägt nach einem turbulenten Spiel Serbien im zweiten Gruppenspiel in Russland 2:1. Die Stimmung ist aufgeheizt, die Atmosphäre hasserfüllt. Xhaka und Shaqiri schiessen die Schweiz zum Sieg. Nach ihren Toren bricht alles aus ihnen heraus – sie setzen zum Doppeladler an.
Was danach folgt, geht in die Fussball-Geschichte ein. Der Fussball wird von der Politik vereinnahmt – in Serbien, aber auch in der Schweiz. Die Nati gerät aus dem Tritt, im Achtelfinal tritt sie saft- und mutlos gegen Schweden an und verliert.
Viele Medienanfragen
Seit Wochen gehen beim SFV viele Medienanfragen ein, besonders auch aus Serbien und dem Kosovo. Die Journalisten aus dem Balkan interessieren sich. Aber nicht für die Nati, sondern für Xhaka und Shaqiri. Die beiden Nati-Stars mit kosovarischen Wurzeln sind das Objekt ihrer Begierde.
Der Verband blockt ab, denn er ist bestrebt, dass es in Doha nicht zu einem Déjà-vu kommt. Mediendirektor Arnold trifft sich wenige Wochen vor der WM mit Xhaka. Das Ziel: den Captain ins Boot zu holen. In Katar soll allein der Fussball im Fokus stehen. Das Ziel des Verbandes und von Nati-Coach Yakin ist klar: ein Turnier ohne Nebengeräusche.
Bislang geht der Plan auf. Im Schweizer Lager ist es bislang ruhig geblieben. Keine Eskapaden, keine Skandale, keine unbedachten Aussagen. Der Bändeli-Gate ist im Gegensatz zum DFB schnell ad acta gelegt. Auch sportlich treibt die Nati nach dem Start-Sieg in ruhigen Gewässern. Die Frage ist nur: Wie lange noch?