Ein Spiel für Feinschmecker ist der WM-Auftakt der Nati gegen Kamerun nicht. Halbzeit eins ist sogar richtig zäh und fad. Dennoch ist es ganz nach unserem Geschmack! Dank dem Siegtreffer kurz nach der Pause von Breel Embolo. Der Monaco-Stürmer bezwingt nach einer herrlichen Ballstafette über Xhaka, Freuler und Shaqiri Inter-Keeper Onana.
Ausgerechnet Embolo! Seine Kindheit hat er in Kamerun verbracht, ehe er als Sechsjähriger mit seiner Mutter in die Schweiz kam. Sein Vater wohnt noch immer in Jaunde, wie auch der Grossteil seiner Familie.
Vor dem Spiel musste er «gefühlt zehntausend Mal» beantworten, wie speziell dieses Spiel für ihn sei. Gesten sagen mehr als Worte. Embolo antwortet mit einem stillen Torjubel. Er hält seine Hände vors Gesicht und lässt sich von seinen Teamkollegen feiern. Mit dem Treffer ist eingetroffen, was er sich im Vorfeld dieses Spiels irgendwie nicht vorstellen wollte oder konnte. «Ich habe immer betont, wie wichtig mir das Spiel ist, wie nah es mir geht. Für mich war immer klar, dass ich aus Respekt gegenüber allen nicht jubeln werde», sagt er nach Spielschluss. Und fügt an: «Innerlich habe ich mich natürlich gefreut.»
«Breel hat es super gemacht, er ist ruhig geblieben»
Captain Granit Xhaka sagt: «Mich freut es sehr für Breel. Ich weiss, wie es ist, auf dieser Seite zu stehen. Wie es ist, wenn man gegen seine Heimat spielt. Er hat es super gemacht, professionell, ist ruhig geblieben. Dafür, dass er nicht gross gejubelt hat, gebührt ihm grosser Respekt.»
Embolo schiesst seine Schweiz zum Sieg gegen sein Kamerun. «Ich bin stolz. Und meiner Familie und allen anderen Menschen sehr dankbar, die mich immer unterstützt haben. Ich habe immer betont, dass dieses Spiel nicht Breel gegen Kamerun, sondern die Schweiz gegen Kamerun heisst.»
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Dass seine Mutter und sein Vater auf der Tribüne sitzen, macht es noch spezieller. Sein Papi ist am Dienstag von Kamerun angereist. Nach dem Sieg wird zusammen im Schweizer Teamhotel am Pool grilliert. Mit Familien und Freunden. «Jetzt feiere ich ein bisschen mit meiner Mutter, meinem Vater und meiner Nati-Familie», sagt Embolo.
Song: «Breel ist wie mein kleiner Bruder»
Es war sein 12. Tor im 60. Spiel – und sein wichtigstes. Er ist erst 25, aber längst ein Liebling der Nati-Fans. Seit der EM 2016 hat er ein eigenes Fan-Lied. «Oh Embolo, oh Embolo ...» Mit der Melodie von «The Lion Sleeps Tonight» ist ein Ohrwurm.
Ein anderer Song ist wegen Embolo weniger glücklich. Rigobert Song. Der Kamerun-Trainer sagt: «Breel ist wie ein kleiner Bruder für mich. Wir telefonieren gelegentlich zusammen. Unsere Familien kennen sich. Ich bin glücklich für ihn. Aber ich wäre natürlich froh gewesen, hätte er nicht gegen uns getroffen …»
Hat er aber. Achtung, fertig, Embo-los! Nun ist die WM für die Nati lanciert. Am Montag gehts gegen den grossen Gruppenfavoriten Brasilien. «Das wird dann ein ganz anderes Spiel», sagt Rodriguez, «da dürften wir nicht so viel Ballbesitz haben wie gegen Kamerun. Aber wir können auch gegen Brasilien bestehen, das haben wir vor vier Jahren beim 1:1 gezeigt.»
Vielleicht gibts auch am Montag wieder ein Embolo-Tor. Dann wird auch er richtig jubeln.