Sommers Töchterchen Mila (3) und Ehefrau Alina sitzen unmittelbar hinter der Spielerbank, als die Nati kurz vor 13 Uhr Ortszeit ins Stadion Al Janoub einläuft. Auch die Eltern sind auf der Tribüne. Als sich die Teams für die Nationalhymnen formieren, winkt ihnen Yann Sommer zu. Das zweite Töchterchen Nayla, das im letzten Sommer während der EM und wenige Stunden nach dem 0:3 gegen Italien zur Welt gekommen ist, bleibt zu Hause bei den Grosseltern.
Der Familien-Support beflügelt Sommer. Von Beginn an ist er gut im Spiel. In der 10. Minute pariert er den scharfen Schuss von Mbeumo mit den Fäusten, kurz darauf zeigt er einen guten Reflex, als Choupo-Moting alleine vor ihm auftaucht (das Tor hätte allerdings nicht gezählt). Und als er nach einem Rückpass von Elvedi unter Druck gerät, bleibt er cool und chippt den Ball lässig über den anstürmenden kamerunischen Stürmer hinweg.
Souveräner Auftritt
Auch danach bleibt die Nummer 1 ohne Fehl und Tadel. Sommer hält, was auf seinen Kasten kommt. Bei Flanken wirkt er ebenso souverän wie beim Spielaufbau. Seine fussballerische Klasse stellt er mehrmals unter Beweis. Sommer löst alle Aufgaben ohne Probleme. Dass er gegen Ende der Partie die Torabstösse nicht mehr selber ausführt, hat taktische Gründe und nichts mit dem Knöchel zu tun.
Die leisen Zweifel, die es nach dem Test gegen Ghana (0:2) gegeben hat, sind weggeblasen. Auch der Keeper selbst ist nach seinem 78. Länderspiel erleichtert. Er verrät: Erst im Abschlusstraining verspürt er erstmals keine Schmerzen mehr. Und auch im Spiel meldet sich der linke Knöchel nicht mehr. «Es war eine Last-Minute-Heilung.»
«Jetzt bin ich über den Berg»
Sommer gewinnt den Wettlauf gegen die Zeit, nachdem er vor gut fünf Wochen im DFB-Pokal gegen Darmstadt kurz nach Spielbeginn umgeknickt ist. «Die letzten Wochen waren ein Auf und Ab.» Die Bänder- und Kapselverletzung ist schlimmer als zuerst angenommen. Die Heilung verläuft nicht reibungslos. «Es gab auch Rückschläge. Jetzt bin ich aber über den Berg.»
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Gegen Kamerun ist Sommer fast wieder der Alte. Ein, zwei kleine Unsicherheiten – mehr nicht. Dass er am Ende sogar zum Spieler des Spiels gewählt wird, obwohl er nach der Pause nicht mehr allzu viel zu tun hat, passt zum perfekten Auftakt der Nummer 1 und der Nati in das WM-Turnier.
Familien-Unterstützung auch gegen Brasilien
Dass noch nicht alles perfekt ist, weiss auch Sommer. «Es war ein typisches erstes WM-Spiel.» Noch habe nicht alles zu 100 Prozent geklappt. «Aber das macht uns nicht nervös, jetzt können wir uns in Ruhe auf die Partie gegen Brasilien vorbereiten.»
Zuerst geniesst Sommer aber den geglückten WM-Start im Kreis seiner Liebsten. Sie werden auch am Montag im Stadion sein, wenn es gegen den Rekord-Weltmeister geht. Als gutes Omen? Zumindest als persönliche Maskottchen für den Schweizer Rekord-Keeper.