In Deutschland schwärmen derzeit alle von einem Namen – Niclas Füllkrug. Vor einem Jahr war das noch utopisch. Der 29-Jährige steht bei Werder Bremen in der 2. Bundesliga vor dem Aus. Er ist unzufrieden. Mit Gott und der Welt. Den Frust lässt er nach der 0:3-Pleite gegen Darmstadt beinahe an Sportchef Clemens Fritz raus. Nur Bremens Ersatzgoalie verhindert, dass der Stürmer zuschlägt. Das zeigt eine Folge der Doku «Ein Jahr zweite Liga».
«Vielleicht braucht er genau eine solche Situation, um einen Lauf zu kriegen», meint sein Sturmpartner Marvin Ducksch. Nun gut, «Orakel-Duckschi», wie er inzwischen genannt wird, soll recht behalten. Denn seither läuft es Füllkrug wie am Schnürchen. Er ist der treffsicherste deutsche Stürmer. 29 Tore hat er seit jenem Spiel erzielt – zehn davon in der 1. Bundesliga.
Nationalspieler ist Füllkrug erst seit zwei Wochen. In drei Teileinsätzen hat er bereits zweimal getroffen. Kein Wunder, haben mehrere Klubs die Fühler nach ihm ausgestreckt – darunter Bayern München. Gesprächsbereit sei Bremen aber nur bei «einem unmoralischen Angebot», meint Fritz gegenüber «Sport Bild».
Die «Lücke» schliesst die Lücke
In Füllkrugs Karriere ist nicht immer alles so reibungslos abgelaufen, wie zurzeit. Er ist viele Umwege gegangen. Zudem haben ihn immer wieder Verletzungen zurückgeworfen. Drei Knorpelschäden, ein Kreuzbandriss, ein Aussenbandriss im Sprunggelenk sind Auszüge aus seiner Verletzungshistorie.
Das Markenzeichen von Füllkrug, die grosse Zahnlücke, ist allerdings keiner Verletzung zuzuschreiben. Eine Zahnspange habe die Lücke so weit geöffnet. «Die Lücke wurde geweitet, damit genug Platz für ein Implantat entsteht», hat er einmal erklärt.
Die «Lücke» ist nun auf dem besten Weg dazu, die Lücke im deutschen Sturm zu füllen. Seit Miroslav Klose wartet Deutschland auf einen klassischen Mittelstürmer. Jemand, der im gegnerischen Strafraum für Chaos sorgt und die Flanken der Aussenverteidiger eiskalt verwerten kann.
Keiner weiss es besser
Als WM-Hoffnung einer ganzen Nation sieht sich Füllkrug nicht. Vielmehr will er, dass sich in Deutschland die Stimmung gegenüber der WM und der Nationalmannschaft bessert. Man habe das Gefühl gehabt, dass sich der eine oder andere über den Misserfolg freue. «Was ich sehr schade fand», kommentiert er. Er fügt hinzu, «wir freuen uns als Mannschaft einfach extrem darüber, wenn wir unterstützt werden».
Das beste Mittel, die Stimmung zu verbessern, sind Tore und Erfolge. Das weiss keiner besser als Füllkrug. Die nächste Aufgabe heisst am Donnerstag Costa Rica.