An Cristiano Ronaldo scheiden sich die Geister. Während viele Fans in Katar jede Sekunde seines letzten WM-Auftritts geniessen, feiern und auf Handy-Fotos verewigen, ist er für andere eine Reizfigur.
Beim Viertelfinal-Aus der Portugiesen gegen Marokko (0:1) spritzt ein Zuschauer mit Wasser in Richtung des 37-Jährigen. Eine weitere Majestätsbeleidigung, nachdem ihn davor bereits Trainer Fernando Santos, wie schon beim Kantersieg gegen die Schweiz (6:1), zunächst auf der Bank schmoren lässt.
Die Wasser-Attacke sorgt bei den Ronaldo-Fans für Aufregung, sodass der vorwitzige Spritzer von einem Security-Mann aus dem Stadion geführt wird.
Und Ronaldo? Nach seiner Einwechslung bringt auch er nichts zustande und vergibt in der Endphase saft- und kraftlos noch eine Chance. Nach seinem 196. Länderspiel (Fifa-Rekord zusammen mit Bader Al-Mutawa, Kuwait) stapft der Captain schnurstracks vom Platz, lässt seine Teamkollegen mit ihrem Schmerz allein. Auf dem Weg in die Kabine fliessen bei ihm Tränen.
Und seine Partnerin Georgina Rodriguez wirft Santos vor, die «stärkste Waffe» auf der Bank gelassen zu haben.
«Es lohnt sich nicht, in der Hitze zu reagieren»
Tags darauf findet auch der traurige Ronaldo seine Stimme wieder. «Eine WM für Portugal zu gewinnen, war der grösste und ehrgeizigste Traum meiner Karriere. Glücklicherweise habe ich viele Titel von internationaler Bedeutung gewonnen, darunter auch für Portugal, aber es war mein grösster Traum, den Namen unseres Landes auf die höchste Ebene der Welt zu bringen», schreibt Ronaldo am Sonntag auf Instagram.
«Leider ist der Traum gestern zu Ende gegangen. Es lohnt sich nicht, in der Hitze zu reagieren. Ich möchte nur, dass alle wissen, dass viel gesagt, viel geschrieben und spekuliert wurde, aber mein Engagement für Portugal hat sich keinen Augenblick geändert. Ich war immer eine Person mehr, die für das Ziel aller kämpfte, und ich würde meinen Teamkollegen und meinem Land niemals den Rücken kehren.»
Damit spricht Ronaldo wohl auf Gerüchte an, er habe davonlaufen wollen, als er von seiner Verbannung auf die Bank erfuhr.
«Der Traum war schön, solange er dauerte ...»
CR7 schliesst mit den Worten: «Im Moment gibt es nicht viel mehr zu sagen. Danke Portugal. Danke, Katar. Der Traum war schön, solange er dauerte ... Jetzt ist es an der Zeit, ein guter Ratgeber zu sein und jedem zu erlauben, seine eigenen Schlüsse zu ziehen.»
Wie gehts weiter mit ihm? Mit dem Fussball auf der grossen Bühne scheint es vorbei zu sein, nachdem ihn der englische Rekordmeister Manchester United nach seinem Stänker-Interview vor die Tür gesetzt hatte. Arbeitslos wird er nicht bleiben. Geld gibt es aber für Ronaldo noch viel mehr. Gemäss der spanischen Sport-Zeitung «Marca» wechselt er nun zu Al-Nassr nach Saudi-Arabien, wo er in drei Jahren rund 200 Millionen Franken verdienen soll. Den Transfer hat Ronaldo bisher dementiert. (sr)