Die teilnehmenden Klubs
«2024 sind wir alle tot», posaunte Real-Boss Florentino Perez raus. Deshalb sei die Teilnahme an der neuen Super League überlebenswichtig. Frage an Perez und Konsorten: Warum soll für einen Fussballklub nicht das gelten, was für jede Metzg weltweit gilt: Gib nur das aus, was du einnimmst? Übrigens: Am Mittwoch vermeldete Sky, dass Real David Alaba verpflichtet habe. Das Gesamtvolumen des Deals: eine dreistellige Millionensumme.
Oder nehmen wir das Beispiel Chelsea. Zuerst angetan von der Super League, dann 48 Stunden später der Rückzug. Ihre logische Erklärung: «Nachdem wir uns der Gruppe Ende letzter Woche angeschlossen hatten, hatten wir jetzt Zeit, uns eingehend mit der Angelegenheit zu befassen. Wir haben entschieden, dass unsere Teilnahme an diesen Plänen nicht im besten Interesse des Klubs und unserer Fans ist.»
Wie bitte? Zuerst einen folgenschweren Vertrag unterschreiben und dann erst darüber nachdenken?
Alles Heuchler.
Die Verbände Uefa/Fifa
Vor einer Woche noch waren die Uefa und die Fifa die Feindbilder jedes traditionellen Fussballfans. Doch dank den Super-League-Plänen wurden sie über Nacht zu den Gralshütern des traditionellen, bescheidenen Fussballs.
Für diejenigen, die es vergessen haben sollten: Die Uefa hat just diese Woche die Champions League reformiert. Das Resultat davon: 4 Teams, 100 Spiele und damit zig Millionen Einnahmen mehr – auf Kosten der kleinen Ligen wie der Raiffeisen Super League. Und die Fifa war es, die die Weltmeisterschaft nach Katar vergeben hat und die davon träumte, die WM alle zwei Jahre auszutragen.
Alles Heuchler.
Die ablehnenden Klubs
Gefeiert wurden sie, die tapferen drei. Paris Saint-Germain, Bayern München und Borussia Dortmund liessen schnell verlauten, dass sie an der Super League nicht teilnehmen werden. «Wir spüren die Verantwortung gegenüber dem Fussball als Ganzes», erklärte Bayerns Karl-Heinz Rummenigge salbungsvoll.
Die Realität ist: PSG gehört einem Besitzer aus Katar. Bayern München erhält von Katar Sponsor-Millionen. Und die «Borussia Dortmund GmbH & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien» mit dem herzigen Slogan «Echte Liebe» ist ein börsenkotiertes Unternehmen, das liebend gerne minderjährige Profis verpflichtet, um sie später gewinnbringend weiterzuverkaufen. Sieht so die Verantwortung gegenüber dem Fussball als Ganzes aus?
Alles Heuchler.
Die kritischen Spieler
«Kinder träumen davon, die WM und die Champions League zu gewinnen – nicht irgendeine Super League», erklärte Mesut Özil per Twitter und heimste dafür kräftig Applaus ein. Özil, da war doch was? Richtig, der Deutsche kassierte bei Arsenal London einst kolportierte 400'000 Euro. Pro Woche! Grundgehalt! Als Ersatzspieler! Jetzt verdient er sein Renten-Geld in der Türkei.
Moderne Fussballsöldner, die auf einmal ihr Gewissen entdecken?
Alles Heuchler.
Die Fans
Die Szenen waren beeindruckend. Hunderte von Chelsea-Fans demonstrierten am Dienstag gegen die Super-League-Pläne ihres Klubs. Die gleichen Fans waren es aber auch, die ihren Spielern vor Corona zujubelten, wenn ihr Team in der Champions League auflief und die dafür bereit waren, horrende Eintrittspreise zu bezahlen.
Ähnlich verhält es sich auch hierzulande. Wer sich am Kommerz und der Geld-Gier stört, der hats ganz einfach. Der kauft sich eben nicht im Pay-TV für 9.90 Franken einen Champions-League-Match, sondern schaut sich nach Corona ein Spiel auf der Winterthurer Schützenwiese an. Wer es trotzdem macht, der soll nicht jammern, weil er genau damit die ganze Geldmaschinerie unterstützt.
Alles Heuchler.