Sommer muss wegen Ausgleich Kritik einstecken
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Mainz 05 – FC Bayern 3:1:Sommer muss wegen Ausgleich Kritik einstecken

Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Das Gejammer um Yann Sommer ist kaum mehr auszuhalten

Ist Yann Sommer zu klein? Kann man als Brillenträger ein guter Torhüter sein? Die Kolumne von Reporter Felix Bingesser.
Publiziert: 23.04.2023 um 20:48 Uhr
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Aktualisiert: 24.04.2023 um 00:13 Uhr
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Yann Sommer steht in der Kritik – und beklagt sich nicht.
Foto: Getty Images
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Felix BingesserReporter Sport

Das Gejammer ist kaum mehr auszuhalten. Jeder wirft sich für den lieben Yann Sommer, für den Traum-Schwiegersohn der Nation, in die Bresche. Jeder würde ihm bei all diesen giftigen Anfeindungen am liebsten das Händchen halten, über die Locken streicheln und ihm schützend einen Teflon-Mantel umhängen. Damit diese bodenlos freche Kritik abpralle.

Es ist unmenschlich, dieser Druck, der auf unserem Lieblings-Yann lastet, stöhnt das Land.

Der Einzige, der sich über die Kritik der bösen, bösen deutschen Medien an seiner Person nicht weinerlich beklagt, ist Sommer selbst. Er weiss ganz genau, dass er sich freiwillig ins riesige Schaufenster des FC Hollywood gestellt hat. Er weiss mit seiner Erfahrung auch, dass solch bajuwarisches Hauen und Stechen in der Unterhaltungsbranche Fussball Teil des Geschäfts ist. Gerade bei den Bayern war das noch nie anders.

Und Sommer weiss ebenfalls, dass Nehmerqualitäten bei seinem Monatssalär in Millionenhöhe inbegriffen und fürstlich entschädigt sind. Möchte er ein zurückgezogenes, beschauliches Familienleben, dann müsste er sich in der Buchhaltung der Firma Nivea bewerben.

Natürlich wäre es für einen Weltklassegoalie praktisch, er wäre noch einige Zentimeter grösser. Aber das kann man sich nicht aussuchen. Die körperlichen Voraussetzungen sind gegeben.

Das weiss keiner besser als Markus Schüepp. Schüepp ist in den Siebzigerjahren mein Lieblingsgoalie, wenn die Zusammenfassungen der Nationalliga-A-Spiele im Fernsehen übertragen werden. Er schaut aus wie John Lennon. Oder wie ein Lehrer an einer Dorfschule. Er ist der erste und einzige Torhüter in der Geschichte des Profifussballs, der Brillenträger ist. Kontaktlinsen verträgt er nicht. Und so steht einer der Vorgänger von Ati Zigi mit seinen runden Brillengläsern im Tor des FC St. Gallen. Und setzt sich, weil er nicht immer ohne Fehler ist, für 30'000 Franken Jahreslohn auch mal der Kritik aus.

Bei Regenfall hängt sich Schüepp jeweils ein Tüchlein ins Tornetz, damit er bei Entlastungsangriffen seiner Vorderleute die verregneten und beschlagenen Gläser wieder trockenreiben kann. «Der Regen war nie das Problem. Viel eher das Flutlicht, das sich in den Brillengläsern gespiegelt hat», sagt Schüepp Jahre später dem «St. Galler Tagblatt».

Der gelernte Maschinenschlosser, der nach der Karriere in St. Gallen auch Beizer ist, hat sich nie über sein Schicksal beklagt. Sondern ist tapfer nach den Bällen gehechtet. Sechs Jahre lang ist er Stammtorhüter in St. Gallen und gewinnt 1978 den Ligacup gegen GC.

Ein Angebot des FC Bayern hat Schüepp nie erhalten. Einige Schlagzeilen der Zeitung «Bild» sind ihm so auch erspart geblieben. Er hätte sie wohl in Kauf genommen. Im Wissen darum, dass er nach der Karriere ein Leben in Saus und Braus hätte führen können.

Kleiner oder grösser, weitsichtig oder kurzsichtig: Ein guter Torhüter bleibt ein guter Torhüter.

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