Sind die vielen Flop-Transfers seit 2022 die Erklärung für den Horrostart?
Nur zwei von 20 YB-Zuzügen haben voll eingeschlagen

Natürlich ist der YB-Fehlstart rational kaum erklärbar. Oder doch? Gründe findet man schon. So bei den Transfers der letzten zwei Jahre. Noch nie in der Ära Christoph Spycher haben so viele Neuzugänge nicht eingeschlagen.
Publiziert: 05.08.2024 um 15:30 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2024 um 15:57 Uhr
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Alain KunzReporter Fussball

YB lebt von seiner exzellenten Nachwuchsarbeit. Immer wieder gelingt Eigengewächsen der Sprung in die erste Mannschaft und später ins Ausland. Zuletzt Fabian Rieder und Aurèle Amenda. Doch auch die Transfers von Christoph Spycher und seinem Team mit Chefscout Stéphane Chapuisat waren eine Bank. In der Blütezeit der YB-Erfolge unter Gerry Seoane musste man viel Fantasie aufbringen, um Transferflops auszumachen.

Das hat sich geändert. Vor zwei Jahren ist Spycher zum Ober-Verantwortlichen des Sportbereichs befördert worden und überwacht diese Abteilung nun vom Verwaltungsrat herab. Just seither harzt es in Sachen Top-Zuzügen gewaltig.

Dies an Steve von Bergen, Spychers Nachfolger als Sportchef, festzumachen, greift zu kurz. Denn nach wie vor geht kein einziger Transfer ohne Okay des VR-Delegierten über die Bühne. Umso erstaunlicher die Bilanz seit Sommer 2022.

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Einer von nur zwei Toptransfers von 20 Neuzuzügen seit 2022: Loris Benito, der von seinem Kreuzbandriss bald zurück ist, hat bei YB voll eingeschlagen.
Foto: Claudio de Capitani/freshfocus

Kastriot Imeri (24)

Drei Millionen Franken bezahlte YB im Sommer 2022 für den Genfer. So viel wie nie ein Schweizer Klub für einen Transfer innerhalb der Schweiz. Doch Imeri ist bis heute nicht richtig in Bern angekommen. Weder vor seiner Knie-OP im November 2023 noch danach. Transferfazit: Flop

Filip Ugrinic (25)

Auch der Luzerner gehört in die Kategorie finanzielle Luxusklasse. Zwei Millionen Franken liess YB ihn sich kosten. Nach einem verhaltenen Start drehte Ugrinic letzte Saison auf – und wurde zum besten Spieler der Liga gewählt. Doch seit seinem Zehenbruch im Februar dieses Jahres kommt er (noch) nicht auf Touren. Transferfazit: Top

Cedric Itten (27)

Eine typische YB-Rückholaktion. Die Berner holten den Nati-Stürmer von den Glasgow Rangers zurück in die Schweiz. Doch er ist oft Ersatz. Zu oft. Aber er trifft regelmässig. 37 Tore in 84 Spielen ist stark. Transferfazit: Okay

Miguel Chaiwa (20)

Geholt als Perspektivspieler soll er nach einem Lehr-Halbjahr bei Schaffhausen nun durchstarten. Doch er gerät mitten in die Wirren dieses Horrorstarts. Transferfazit: Okay

Noah Persson (21)

Als er vor einem Jahr aus Schweden kam, schlug er in der Champions-League-Quali gegen Maccabi Haifa voll ein. Seither ist er aber nur noch Backup, zuerst für Ulisses Garcia und nun für Jaouen Hadjam. Transferfazit: Okay

Loris Benito (32)

Wer hätte das gedacht! Nur schon, dass Benito zuerst seinen Vertrag in Bordeaux auflöste, dann zum FC Sion ging und sich dort einen zweiten YB-Vertrag verdiente. Dann startete er durch und fand den Weg zurück in die Nati. Bis ihn ein Kreuzbandriss die EM kostete. Dennoch machte ihn Patrick Rahmen zum neuen Captain. Zum Glück für YB ist er bald zurück. Transferfazit: Top

Marvin Keller (22)

Als Perspektivgoalie verpflichtet, wurde er nach einem halben Jahr nach Winterthur ausgeliehen, wo er seine Sache gut machte. Nun ist er als Nummer zwei zurück bei YB. Er soll dereinst David von Ballmoos beerben. Im Moment hat er für YB erst fünf Spiele gemacht. Darunter immerhin den Cupfinal 2023. Transferfazit: Zu früh für ein Urteil

Kevin Rüegg (25)

Der Zürcher kam als Leihgabe von Hellas Verona. Seine Geschichte ist geprägt von vielen Verletzungen. So kommt er nur auf sieben Startelf-Einsätze für YB. Meistens spielt Lewin Blum hinten rechts. Rüegg ist mittlerweile beim FCB unter Vertrag. Transferfazit: Flop

Donat Rrudhani (25)

Was für eine schräge Geschichte! Als ihn YB im Sommer 2022 aus Aarau holte, war er der Topspieler der Challenge League. Doch bei YB kam er nicht vom Fleck. Auch, weil das Vertrauen von Trainer Raphael Wicky fehlte. Doch just als Anfang 2024 der Fünfer fiel, wurde er an Lausanne ausgeliehen, wo er performte. Weil die Waadtländer die Kaufoption nicht einlösten, gings zurück nach Bern. Wo es wieder nicht klappte, weshalb er YB gleich wieder in Richtung Luzern verliess. Transferfazit: Flop

Zachary Athekame (19)

Ein Perspektivspieler. Transferfazit: Zu früh für ein Urteil

Ebrima Colley (24)

Der Gambier wurde auf diese Saison hin fix übernommen. Warum YB 1,6 Millionen Franken an Atalanta Bergamo für Colley bezahlte, weiss eigentlich niemand so genau. In 31 Spielen machte er gerade mal 4 Tore. In 4 der letzten 10 Meisterschaftsspielen kam er gar nicht zum Einsatz. Transferfazit: Flop

Darian Males (22)

Er kam als Schweizer Assist-König (beim FCB) von Inter Mailand für zwei Millionen – und ist bei YB bis heute Bettler. Nach wie vor kann er sein tolles Füsschen viel zu selten in Nutzbringendes ummünzen. Am Ball kann der Junge alles. Im Kopf aber ist er zu wenig stark. 47 YB-Spiele. 3 Törchen. 3 Assists. Transferfazit: Flop

Lukasz Lakomy (23)

Als der Pole kam, war Fabian Rieder noch Berner. Es hiess, Lakomy werde dessen Nachfolger. Und nun? Pustekuchen! Man spürt beim talentierten Mittelfeldspieler einen gewissen Frust. Er steht nur in 40 Prozent der Spiele in der Startelf. Gegen St. Gallen nicht einmal im Kader, sass er gegen den FCZ während 90 Minuten auf der Bank. Transferfazit: Flop

Saidy Janko (28)

Als YB den Zürcher aus Valladolid holte, wusste man genau, was man am gambischen Nationalspieler hat. Grundsolides Handwerk und ein grosses Herz. Wenn er eingesetzt wird, ist er ready. Aber Lewin Blum ist die Nummer eins hinten rechts. Transferfazit: Okay

Silvère Ganvoula (27)

Bochum wollte ihn nicht mehr. YB schon. 14 Tore aus 52 Spielen ist okay, mehr nicht. Transferfazit: Okay

Jaouen Hadjam (20)

Ein wilder, unberechenbarer Spieler. Eigenschaften, die positiv sein können. Aber es kann auch nach hinten losgehen wie gegen Sion und in St. Gallen. Die Qualität seiner Flanken ist bisher miserabel. Transferfazit: Flop

Joel Mvuka (21)

Im Januar kam der norwegische U21-Internationale von Lorient. Leihweise mit Kaufoption. 2 Tore in 19 Spielen. Nur viermal Startelf. Kein Wunder zieht YB die Option nicht. Transferfazit: Flop

Anel Husic (22)

Als YB den jungen Innenverteidiger im Februar 2024 holte, war er in Lausanne nicht mehr Stammspieler. Er stand in keinem der letzten sieben Spiele im Waadtland in der Startelf. Mittlerweile ist er irgendwie Sinnbild für den YB-Fehlstart – mit seinen beiden Böcken gegen Sion und seinem nach 22 Sekunden Einsatzzeit verursachten Foulpenalty bei Servette. Transferfazit: Flop

Facinet Conte (19)

Das ist natürlich rabenschwarzes Pech! Bevor der Guinea-Franzose sich ein erstes Mal zeigen kann, reisst er sich das Kreuzband. Transferfazit: Nicht beurteilbar

Tanguy Zoukrou (21)

So war das sicher nicht geplant. Doch nach den Horror-Vorstellungen von Husic wird der junge Franko-Ivorer ins kalte Wasser geschmissen. Gegen Servette ist er okay. Gegen St. Gallen ist seine Darbietung fürchterlich. Beim 2:2 gegen den FC Zürich zählt er hingegen zu den besten Bernern. Transferfazit: Zu früh für ein Urteil

Vernichtende Quote für YB

Unter dem Strich ist die Bilanz schlecht. Nur gerade zwei Zuzüge erweisen sich als top: jene von Benito und Ugrinic.

Von 20 Transfers sind 9 Flops! Das ist eine vernichtende Quote. So ist diese Zahl Erklärung genug für die aktuelle YB-Platzierung. Und zeigt auch auf, dass die Berner vergangene Saison primär vom Ausgehen der Kräfte in Genf und Lugano profitiert haben.

YB wird sicher noch zwei Spieler holen. Hoffentlich für die Fans von Gelb-Schwarz treffen die Berner da ins Schwarze.

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2
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