«Will mich zum Leader entwickeln»
Di Giusto schwört Winti seine Treue

Mit drei Toren führt Matteo Di Giusto die Torschützenliste nach zwei Runden an. Gegenüber Blick erklärt er, woher sein Torriecher kommt, wie er nach dem Tod seiner Mutter neuen Lebensmut gefunden hat und warum er noch mindestens eine Saison bei Winterthur bleiben will.
Publiziert: 03.08.2024 um 14:05 Uhr
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Mit drei Toren führt Matteo Di Giusto die Torschützenliste der Super League an.
Foto: freshfocus
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Der Siegtreffer mit seinem starken rechten Fuss gegen St. Gallen (1:0), zwei Tore mit links gegen den FCZ (2:4); Matteo Di Giusto (23) ist der Mann der Stunde beim FC Winterthur und in der Super League. «Ich glaube, vor der Saison hätten für drei Punkte aus den ersten zwei Spielen alle unterschrieben», sagt der Leader der Torschützenliste zu Blick.

Di Giustos Torriecher kommt nicht von ungefähr, schliesslich spielte er bis zur U16 beim FCZ als Mittelstürmer. Doch da der 1,69 m grosse Aargauer im Gegensatz zu seinen Kollegen nicht mehr wächst, spielt er inzwischen hinter den Spitzen. Eine Position, die ihm gefällt und an jene seiner Vorbilder erinnert: Lionel Messi (37) und Antoine Griezmann (33). Auch Zlatan Ibrahimovic (42) findet er vom Typ her interessant, «obwohl er natürlich ein anderer Spielertyp war als ich».

Mit dem starken Saisonstart knüpft Di Giusto an die Leistungen in der letzten Vorrunde an, als der FCW den Grundstein zum überraschenden Einzug in die Championship Group legte. Doch kurz vor Weihnachten stirbt Di Giustos Mutter unerwartet. Der Schicksalsschlag ist «der Auslöser, der auch fussballerisch einen negativen Stein ins Rollen gebracht hat», sagt Di Giusto. Dank des starken Zusammenhaltes in der Familie, der Unterstützung des Klubs und seines Umfelds findet er den Weg aus der Dunkelheit – und aus seiner fussballerischen Baisse.

Langfristige Karriereplanung

Di Giustos Potenzial ist unbestritten. Er gehört zu den Attraktionen der Liga, sein Spielstil weckt Begehrlichkeiten. Nach Gesprächen mit seinem Berater und dem Klub hat sich die Nummer 10 aber entschieden, noch mindestens eine Saison in Winterthur zu bleiben. «Ich will mich hier zum Leader entwickeln», sagt Di Giusto. Eine konstante Saison auf der Schützenwiese sei seiner Entwicklung förderlicher, als «einen Transfer zu erzwingen». Das langfristige Ziel des Milan-Fans, der auch die italienische Staatsbürgerschaft besitzt: ein Vertrag in einer Top-5-Liga.

Dass man Geduld braucht und nichts erzwingen kann, weiss er aus eigener Erfahrung. 2018 wechselt Di Giusto vom FCZ-Nachwuchs in die U19 des SC Freiburg. Vor allem physisch lernt er im Breisgau viel. Und was für einen Stellenwert der Fussball beim nördlichen Nachbarn hat. «Da kamen beim Cup-Halbfinal der U19 schon mal 5000 bis 6000 Zuschauer.» Nach einem Jahr geht es zurück nach Zürich, via Vaduz stösst er 2022 zu Winterthur.

Mehr Freiheiten unter Zaric

Seine Erfahrungen teilt er auch mit seinem jüngeren Bruder Nevio (19), mit dem er ein enges Verhältnis pflegt und der im Frühjahr sein Debüt beim FCZ gegeben hat. «Als junger Spieler will man so schnell als möglich in die 1. Mannschaft und sofort spielen», sagt Matteo Di Giusto. «Aber man braucht Geduld. Muss die Ruhe bewahren, arbeiten und mit den Füssen am Boden bleiben.»

Dies befolgt Di Giusto – nicht nur bei einem Transfer, sondern auch in der Nati. Eile verspürt er auch bei diesem Thema keine. «Wenn ein Aufgebot kommt, dann kommts.» Ein solches sei aber eine Belohnung. «Das muss man sich erarbeiten», so Di Giusto, der mit der U21-Nati 2023 an der EM in Rumänien teilnahm. 

Di Giusto wirkt geerdet. Und in Winterthur weiss er, was er hat. Bei Trainer Ognjen Zaric (35) geniesst er die eine oder andere Freiheit mehr als in der letzten Saison. Dafür muss er liefern. Was er bisher getan hat und auch am Sonntag gegen Yverdon tun will. «Wir wissen, dass wir diese Spiele gewinnen müssen, um an die starke letzte Saison anzuknüpfen», sagt Di Giusto.

In Winterthur sind sie trotz Platz 6 in der letzten Saison realistisch geblieben. Ein weiteres Jahr in der Super League wäre ein Erfolg, das weiss auch Di Giusto: «Aber es wäre natürlich extrem schön, auf der Welle der letzten Saison weiterzureiten.»

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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