Auf einen Blick
«Ihr seid ja putzig!» Was für ein Satz. Überliefert aus den Verhandlungen, als der FC Basel dem FC Luzern ein scheinbar nicht abzulehnendes Angebot für Ardon Jashari vorlegte.
Was da alles drinsteckt in dieser Aussage des damaligen Basler Sportdirektors Heiko Vogel vor eineinhalb Jahren: Die Überraschung, dass der Luzerner Sportchef Remo Meyer trotz der gebotenen fünf Millionen Franken tatsächlich hart blieb. Vor allem aber das unerschütterliche Selbstverständnis, dass sich der FCB zwar in derselben Super League bewegt – aber natürlich trotzdem in einer anderen Liga spielt als der FCL.
Dass sich Luzern auf Augenhöhe sah, hat Basel getroffen
Getroffen wurden die Basler damals in erster Linie von einer Sache: Dass die Luzerner die Frechheit besassen, den einstmals so übergrossen FCB zum direkten Konkurrenten in der nationalen Meisterschaft zu erklären.
Und jetzt? Reist dieser FCL tatsächlich zum Spitzenspiel der Runde nach Basel. Auch wenn Talent Jashari vor einem halben Jahr für sechs Millionen Franken schliesslich nach Brügge gewechselt ist.
Nun liegen beide Teams punktemässig zwar nahe zusammen. Nur ein Zähler trennt das zweitplatzierte Basel von Luzern auf Rang drei. Und doch ist es eine Art Kulturkampf, der im St.-Jakob-Park ausgetragen wird.
Hier der FCB, der als Verschiebebahnhof für internationale Talente funktioniert. Spieler mit interessanten Anlagen werden aus aller Herren Länder ins Joggeli geholt und wechseln dann rasant wieder weg. Entweder, weil sie eingeschlagen haben – und eine hohe Ablösesumme einbringen. Oder, weil es nicht geklappt hat – und sie ebenso rasch weiterziehen, um woanders ihr Glück zu suchen.
Natürlich elektrisiert derzeit die Rückkehr des verlorenen Sohnes Xherdan Shaqiri die Stadt am Rheinknie. Aber Basel, das ist in seiner Ausrichtung kein Romantik-Klub, sondern ein internationales Fussball-Unternehmen, das im Jahr gegen 100 Millionen Franken umsetzt.
Ein Verein, der laut einer aktuellen Auswertung der Sporthochschule CIES in der internationalen Rangliste der Transfergewinner weit oben mitspielt. 35 Millionen Franken soll der FCB in dieser Saison schon an Reingewinn auf dem Transfermarkt erwirtschaftet haben. Das sind rund zehn Millionen mehr, als der FC Luzern im Schnitt in einer Saison einnimmt. Nur 22 Klubs weisen derzeit weltweit mehr Transfergewinn aus als Basel.
Rohstoffkonzern gegen Bio-Bauern
Wie ein riesiger Rohstoffkonzern schürfen die Basler weltweit nach Talenten. Dagegen ist der FC Luzern der Bio-Bauer von nebenan, der voller Leidenschaft sein einheimisches Gemüse gross zieht. Die Innerschweizer sind aktuell der einzige Klub der Super League, der konsequent Spieler aus dem eigenen Nachwuchs fördert.
Viele andere Vereine mögen dasselbe erzählen. Aber die Zahlen lügen in diesem Fall nicht. Die Schweizer Liga zählt seit dieser Saison akribisch die Minuten aller jungen Fussballer, die für die Schweizer U-21 spielen dürften. Und der FCL steht in dieser Rangliste meilenweit über allen anderen. Auch über dem FCB, wo ein einzelner Nachwuchsspieler für fast alle Einsatzminuten in dieser Statistik zuständig ist: Leon Avdullahu.
Inzwischen hat sich die Luzerner Nachwuchsarbeit auch international herumgesprochen. Es ist kein Zufall, ist Luca Jaquez (21) soeben für den eingestellten Luzerner Vereinsrekord von sechs Millionen nach Stuttgart gezogen. Sein Ersatz? Natürlich ein Eigengewächs. Bung Meng Freimann, eben 19 geworden, soll in Jaquez’ Fusstapfen treten.
Auch in Basel, im Kampf der Kulturen, der über das Meisterrennen entscheiden könnte.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Lugano | 22 | 7 | 38 | |
2 | FC Basel | 21 | 25 | 37 | |
3 | FC Luzern | 21 | 7 | 36 | |
4 | Servette FC | 22 | 2 | 33 | |
5 | FC Lausanne-Sport | 22 | 7 | 32 | |
6 | FC St. Gallen | 22 | 6 | 32 | |
7 | BSC Young Boys | 22 | 2 | 31 | |
8 | FC Zürich | 21 | -3 | 30 | |
9 | FC Sion | 22 | -1 | 27 | |
10 | Grasshopper Club Zürich | 22 | -9 | 21 | |
11 | Yverdon Sport FC | 22 | -15 | 21 | |
12 | FC Winterthur | 21 | -28 | 14 |