Marco Streller ganz emotional
«Ich hatte ein Burn-out»

Seelen-Striptease von Marco Streller! Der Ex-Basel-Sportchef zeigt sich in einem Podcast verletzlich wie nie. «Ich bin sicher Richtung Burnout gegangen, wenn nicht sogar in einem drin gewesen», sagt er über seinen Basel-Rücktritt.
Publiziert: 10.09.2020 um 16:29 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2020 um 16:40 Uhr
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Marco Streller litt an einem Burnout.
Foto: TOTO MARTI
Andreas Böni

Es ist ein 45-minütiges Gespräch, in dem sich Marco Streller (39) offen und privat zeigt. Im Podcast «Ehrenrunde» von Comedian Stefan Büsser und Manuel Rothmund spricht Streller über seine Gefühle rund um seinen Rücktritt als Sportchef beim FC Basel.

Er sagt zu seinem Abgang im Sommer 2019: «Ich bin das immer noch am Verarbeiten. Als Sportchef beim FC Thun wäre das einfacher für mich gewesen. Aber der FCB ist eine pure Herzensangelegenheit.»

«Rücktritt hat sich richtig angefühlt»

Der Hintergrund ist klar: Streller wollte Trainer Marcel Koller entlassen und durch Patrick Rahmen ersetzen. Dies war intern so besprochen, bis Präsident Bernhard Burgener sich umentschied. Streller schmiss hin und sagt: «Für mich ist klar: Man macht etwas zusammen ab und dann hält man sich an diese Sachen. Wenn man aber nicht mehr dahinter stehen kann, dann muss man konsequent sein. Dann muss man das beenden. Das habe ich in meinem Fall gemacht. Für mich hat sich der Rücktritt richtig angefühlt, auch wenn es unglaublich weh tat.»

So sehr, dass Streller psychisch angeschlagen war, wie er offen zugibt. «Dann gibts Phasen, in denen Du dich vielleicht überschätzt. Du kommst in eine Management-Position und schwimmst. Und hast daneben eine Crew, die auch neu ist und selber schwimmt. Dann hast Du Heckenschützen überall, die Deinen Job wollen. Dann bist Du nicht Erster, nimmst mal das Maul etwas voll und trägst das Herz auf der Zunge, wie ich es getan habe. Und dann kommt brutale Kritik und du sitzt im Büro und denkst: ‹Scheisse, ich habe mich überschätzt. Oder die Situation falsch eingeschätzt.› Es war eine sehr schmerzhafte Zeit.»

Streller: «Aber man hat nie meine Person, nur eine Funktion angegriffen. Ich bin sicher Richtung Burnout gegangen, wenn nicht sogar in einem drin gewesen.» Das passiere ihm nicht mehr: «Ein erfahrener Psychologe sagte mir: ‹Für einen Burnout braucht es immer zwei.› Ich konnte mich nicht vor den Gefahren schützen, die intern und extern lauerten. Weil ich auch keine Ausbildung hatte.»

Nie wieder Sportchef

Nun bildet er sich an der Uni St. Gallen weiter. Und will nicht mehr Sportchef sein. «Ich merkte, dass meine Stärken nicht kompatibel mit dem Job sind.» Beim Überzeugen der Spielern sei er stark gewesen. «Aber wenns ums Verhandeln geht, kannst du einen anderen hinstellen. Das ist nicht meine Stärke.»

Er sei schon ein bisschen «wahnsinnig gewesen», nach der Ära Heusler/Heitz den FCB zu übernehmen. «Da musst du ein bisschen einen Schaden haben. Ich hatte nie die Ambition, FCB-Sportchef zu sein. Bernhard und Georg sagten mir, es wäre schön, wenn ich das im Sport weiterführen würde, was sie verkörperten. Damit das weiterlebt.»

Respektvolles Verhältnis zu Burgener

Er sei sehr selbstkritisch. «Aber gewisse Dinge hätten nicht funktioniert, auch wenn man Uli Hoeness hingestellt hätte.»

Er übernehme bis heute die Verantwortung: «Ich bin als ehemaliger Sportchef sicher mitverantwortlich dafür, wo der FC Basel steht. Aber seit dem Tag, als ich da rauslief, konnte ich die Dinge nicht mehr beeinflussen. Und seither versuche ich, die Dinge nicht mehr zu nahe an mich heranzulassen. Aber wenn man jahrelang täglich ein und aus ging dort, dann geht das einem nahe, das ist einfach so. Es ist in meinem Fall sehr schwierig, das Ganze mit wenig Emotionen und rational anzuschauen.» Für die Unruhe, die um den FC Basel herrscht, sei die Saison gar nicht so schlecht gewesen. Und: «Ich werde nie ein schlechtes Wort über den FC Basel sagen. Weil es der Klub meines Herzens ist.»

Gegenüber BLICK fügt er an: «Ich habe mit Präsident Bernhard Burgener nach wie vor ein respektvolles Verhältnis. Ich kann jederzeit ohne irgendein schlechtes Gefühl zu den Spielen und mich mit den Leuten treffen.»

Auch Streller hatte Corona

Streller geht auch darauf ein, warum der erfolgsverwöhnte FCB in der Schweiz nicht so beliebt ist. «Als Junger kamst du in einen Verein, der angeführt von Christian Gross sehr viel Selbstbewusstsein ausstrahlt. Wo Schwäche nicht akzeptiert wird. Dann kommunizierst du sehr offensiv. Wir wurden schon getrimmt: ‹Immer nur Stärke, immer nur Stärke!› Das wirkt für den normalen Zuschauer, der nichts mit dem FC Basel zu tun hatte, arrogant.»

Auch über Privates spricht er: «Ich hatte mir das Coronavirus eingefangen.» Noch heute gehe er mit Huggel und auch Alex Frei, mit dem er Junioren in Aesch spielte, raus. «Es kommt definitiv vor, dass wir zusammen essen gehen. Frei zahlt einfach nie …»

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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